Ausrüstung gefunden: Keine Hoffnung mehr für Bergsteiger Lama und Auer

Ausrüstung gefunden: Keine Hoffnung mehr für Bergsteiger Lama und Auer
Die Tiroler Kletterer David Lama und Hansjörg Auer sind bei einem Lawinenabgang in Kanada offenbar ums Leben gekommen.

Die Tiroler Bergsteiger und Kletterer David Lama und Hansjörg Auer sowie ihr US-Kollege Jess Roskelley sind bei einem Lawinenabgang in Kanada offenbar verschüttet worden und ums Leben gekommen. "Angesichts der Erkundungen vor Ort muss davon ausgegangen werden, dass alle drei Teilnehmer der Gruppe tot sind", erklärte die kanadische Nationalparkverwaltung in einer Erklärung am Donnerstag.

Auch die Outdoor-Bekleidungsmarke The North Face, der Sponsor der Extremsportler, teilte am Donnerstagabend mit, dass davon auszugehen sei, dass die drei jungen Männer gestorben sind. 

Bergsteiger-Ausrüstung gesichtet

Der Sponsor bestätigte, dass die beiden Österreicher Lama und Auer sowie der US-Amerikaner Roskelley seit Mittwoch vermisst werden. Es sei davon auszugehen, dass sie am Dienstag von einer Lawine verschüttet wurden. Weitere Rettungsmaßnahmen seien zudem wegen der schwierigen Wetterverhältnisse und erhöhter Lawinengefahr derzeit nicht möglich. 

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Das Unglück soll am Mount Andromeda passiert sein.

Laut der kanadischen Parkbehörde "Parks Canada" wollte das Trio den Berg Howse Peak im Nationalpark Banff über einen schwierigen Aufstieg an der Ostseite besteigen. Nachdem sie vermisst gemeldet worden waren, hätten Rettungskräfte die Gegend aus der Luft untersucht und dabei Anzeichen für mehrere Lawinenabgänge feststellen können. Im Geröll wurde demnach außerdem Bergsteiger-Ausrüstung gesichtet. Wie Stephen Holeczi, einer der Sicherheitsverantwortlichen der Nationalparks, im Gespräch mit dem Standard zudem sagt, gebe es "überzeugende Beweise" für den Tod der drei Kletterer. Weitere Details nannte Holeczi dem Standard aus Rücksicht auf die Familie und Freunde der Verunglückten nicht.

Das Unglück soll am Mount Andromeda passiert sein. Sofort seien erste Rettungsflüge gestartet worden, um den riesigen Lawinenkegel abzusuchen. Es soll sich dem Bericht zufolge um eine Lawine gigantischen Ausmaßes handeln.

David Lama war in seinem Element. „Wenn man an einem Ort lebt, endet man oft dabei, die gleichen Dinge immer und immer wieder zu tun. Manchmal braucht es einen frischen Blick, um aus der Routine auszubrechen“, schrieb er noch am Mittwoch aus Kanada auf sein Instagram-Profil. Auf dem daneben stehenden Foto ist eine Bergsteigergruppe auf einem Berggrat zu sehen – vermutlich in den kanadischen Rocky Mountains.

Vorerst keine Bestätigung durch Manager

Lamas Manager konnte den Bericht zunächst weder bestätigen noch dementieren. Er kündigte aber eine Stellungnahme von Lamas Familie an. Lama und Auer waren zuletzt offenbar mit dem ebenfalls sehr bekannten US-Alpinisten Jess Roskelley unterwegs.

Er sei immer wieder froh, wenn Lama heil von seinen Expeditionen zurückkomme, sagte Reini Scherer zuletzt im KURIER-Gespräch. Er  ist der Leiter des Innsbrucker Kletterzentrums und war jahrelang Lamas Betreuer und Vertrauensperson.

„Ich bin stolz, was er alles erreicht hat, aber zugleich mache ich mir zunehmend immer mehr Sorgen“, gestand Scherer. „Mit der Anzahl der schwierigen Unternehmungen, die er macht, nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass ihm was passiert.“

Schwierige Route auf den Howse Peak geplant

Nach einen Online-Bericht der Regionalzeitung The Spokesman Review aus Spokane im US-Bundesstaat Washington, woher Roskelley stammt, waren die drei zuletzt im kanadischen Bundesstaat Alberta an der Grenze zu British Columbia unterwegs. Dort wollten sie eine schwierige Route auf den Howse Peak im Banff Nationalpark klettern. Das Blatt berief sich dabei auf Roskelleys Vater John, der mit seinem Sohn 2003 den Mount Everest bestiegen hatte. Jess Roskelley, damals 20, war zu dem Zeitpunkt der jüngste US-Bergsteiger, dem dies gelungen war.

John Roskelley hat dem Bericht zufolge Mittwochfrüh (Ortszeit) die Behörden von "Parks Canada" alarmiert, die eine Suchaktion per Helikopter in Gang gesetzt hätten. Man habe einen ausgedehnten Lawinenkegel, Kletterausrüstung und einen teilweise von Schnee bedeckten Körper gesehen. Eine Bergung sei wegen der Lawinengefahr zunächst nicht möglich gewesen.

Laut John Roskelley wollten Lama, Auer und Jess Roskelley die Route M16 klettern, die erstmals im Jahr 2000 durchstiegen wurde. "Es ist eine dieser Routen, bei denen man die richtigen Bedingungen haben muss oder es wird zu einem Albtraum. Das ist eine jener Touren, wo es zu einem Albtraum geworden ist", wurde John Roskelley, der sich kaum noch Hoffnungen auf eine gesunde Wiederkehr seines Sohnes machte, im Spokesman Review zitiert.

Auf ihren Social-Media-Auftriten posteten Lama und Auer mehrere spektakuläre Fotos von diversen Touren in Kanada.

Erstbesteigungen

Erste Ende Jänner gelang Lama eine spektakuläre Erstbesteigung. Im vierten Anlauf bezwang er die berüchtigte Sagzahn-Verschneidung im Valsertal. Im vergangenen Herbst hatte Lama international für Aufsehen gesorgt, als er als erster Mensch den Lunag Ri, einen 6.895 Meter hohen Gipfel zwischen Tibet und Nepal im Himalaja bezwang. Der Berg galt unter Extrembergsteigern als eine der größten Herausforderungen. Es war Lamas dritter Versuch auf dem prestigeträchtigen Berg, der erste solo, nachdem er 2015 und 2016 mit einem amerikanischen Partner gescheitert war.

Der Alpinist bekam die Begeisterung für die Berge als Sohn eines nepalesischen Bergführers und einer Tirolerin in die Wiege gelegt. Als er fünf Jahre alt war, soll ihm Extrembergsteiger Peter Habeler das erste Mal beim Klettern zugeschaut haben. Dessen Urteil: Der Bub habe ein außergewöhnliches Gefühl für den Felsen. In jungen Jahren dominierte er das Sportklettern, zwei Mal wurde er Jugendweltmeister,  zwei Mal Europameister in der Eliteklasse.

Seit 2010 widmet sich Lama gänzlich dem Alpinismus, dabei gelangen ihm schon einige spektakuläre Erstbegehungen. 2012 erreichte er mit Peter Ortner ohne künstliche Hilfsmittel den Cerro Torre in Patagonien. „Natürlich kann eine Verkettung unglücklicher Umstände bei jedem meiner Abenteuer zu einem fatalen Ausgang führen.  Doch es ist gerade diese Bereitschaft zum Risiko, die die vollkommene Überzeugung meines Tuns widerspiegelt und meinem Bergsteigen einen großen persönlichen Wert gibt“, schrieb Lama auf seiner Homepage.

David Lamas Karriere:

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David Lama wurde 1990 als Sohn einer Innsbruckerin und eines nepalesischen Bergführers in Innsbruck geboren. 

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Er war gerade mal fünf, als ihn Himalaja-Veteran Peter Habeler zum ersten Mal beim Klettern beobachtete und seine Eltern anrief: Der Bub habe ein außergewöhnliches Gefühl für den Felsen. 

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Wanderkurse und Alpenvereinsaktivitäten interessierten David nicht, er suchte von Beginn an die Vertikale. In der Kletterhalle fühlte er sich wohl. 

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Parallel zur Kletterhalle reizten Lama auch die Berge. Schließlich entschied er sich ganz für den Alpinismus. 

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Lama gelangen Pionierleistungen in den Bergen, zum Beispiel mit der freien Begehung der Kompressorroute am Cerro Torre oder der Erstbegehung von Bird of Prey in Alaska.

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Bereits in jungen Jahren hat Lama zur inneren Ruhe gefunden. "Es geht nicht um die Leistung. Es geht ums Erlebnis", sagte er mal. 

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Die Gefahren, die seine Leidenschaft an sich zieht, war er sich stets bewusst. "Du bist dort oben auf dich allein gestellt. Wenn etwas passiert, dann kommt keiner rauf und holt dich", sagte er in einem KURIER-Interview. 

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"Wenn du es nicht schaffst, selbst runter zu kommen, bleibst du oben". 

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"Der Alpinismus ist kein Spiel", sagte er auch im Interview.

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Hansjörg Auer wurde am 18. Februar 1984 in Zams (Tirol) geboren. Mit dem Klettern begann er 1996. 

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Auer war einer der markantesten Alpinisten der Geschichte. Ein "Free Solo"-Kletterer buchstäblich ohne Sicherheitsnetz, ein Grenzgänger und authentischer Individualist, der sich gleichzeitig nachdenklich öffnen konnte 

Nepal-Drama / Nilgiri

Der 29. April 2007, der Tag, an dem Hansjörg Auer Geschichte schrieb - der Tag, der untrennbar mit ihm verbunden bleibt: Der ausgebildete Lehrer für Mathematik und Sport kletterte die 37 Seillängen und 1.220 Meter lange Route "Weg durch den Fisch" (Schwierigkeitsgrad 7b+) in den Dolomiten als erster Mensch "Free solo" - das heißt im Alleingang unter Verzicht auf technische Hilfs-und Sicherungsmittel.

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Die Begehung gilt als ein Meilenstein des Free Solo-Kletterns und ermöglichte ihm den Einzug in die ewige Kletterer- und Bergsteiger-Ruhmeshalle.

"Kein Spiel"

In einem Interview mit dem KURIER im Oktober 2018 sprach der Grenzgänger von einer Exit-Strategie. "Es ist extrem wichtig, dass man sich immer auch vor Augen hält, was alles passieren kann. Ab einem gewissen Punkt darf man nicht am Ziel festhalten, dann geht es nur noch ums Überleben und ums Runterkommen", sagte der Tiroler.

"Du musst die Emotionen ausschalten und klaren Kopf bewahren", sagt Lama. So aufregend die Erstbesteigung ist, so einzigartig die Erfahrung im Grenzbereich sein mögen. "Der Alpinismus ist kein Spiel."

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