ÖSV-Asse Feller und Feuerstein: Zwei Abgeschriebene in der Weltspitze

SKI-ALPINE-WORLD-ITA-MEN-GIANT-SLALOM
In Alta Badia standen zwei ÖSV-Läufer im Mittelpunkt, die eine lange Leidenszeit hinter sich haben. Patrick Feurstein überraschte mit Rang vier, Manuel Feller wurde Dritter.

Es sind nicht immer nur die Sieger (in dem Fall: Henrik Kristoffersen), die für die Heldengeschichten und die denkwürdigen Gänsehautmomente sorgen. Manchmal ziehen auch Athleten die ganze Aufmerksamkeit auf sich, die bei der Siegerehrung links liegen gelassen werden.

Am Fuße der Gran Risa wurde Patrick Feurstein herumgereicht wie ein Wanderpokal. Der 25-Jährige musste ein Interview nach dem anderen geben und dabei immer wieder die gleichen zwei Fragen beantworten: Wie, um alles in der Welt, es ihm gelungen ist, im zweiten Durchgang des Riesentorlaufs von Rang 27 auf Platz 4 vor zu fahren? Und wie schlimm es wirklich um ihn gestanden ist, als er im letzten Winter schon ans Aufhören dachte?

SKI-WELTCUP IN SÖLDEN: PK ÖSV: FEUERSTEIN

Rasende Kopfschmerzen

Die fulminante Aufholjagd des 25-Jährigen vom SV Mellau lässt sich im Stakkato wie folgt erklären: Gute Nummer im zweiten Durchgang plus perfekte Pistenbedingungen samt mutiger, offensiver Fahrweise ergibt in Summe bei der Alta-Badia-Premiere das mit Abstand beste Weltcupergebnis. „Jetzt habe ich endlich die Bestätigung, dass ich vorne dabei sein kann.“

Dass der junge Mann aus dem Bregenzerwald hochveranlagt und ein Mann mit Zukunft ist, war hinlänglich bekannt. Doch dann wurde Feurstein durch eine rätselhafte Nervenerkrankung aus der Bahn geworfen. Der Vorarlberger litt unter rasenden Kopfschmerzen, die ihn beinahe um den Verstand brachten. „Das Leben hat so an Qualität verloren, dass ich ans Skifahren gar nicht mehr gedacht habe“, erzählt Feurstein. „Man verzweifelt, wenn kein Arzt eine Diagnose hat.“

Eine befreundete Ärztin von ÖSV-Direktor Toni Giger stellte schließlich eine Nervenentzündung im Kopf fest. In Zusammenarbeit mit Gernot Schweizer, dem langjährigen Physiotherapeut von Superstar Marcel Hirscher, arbeitete Feurstein ein halbes Jahr an der Stabilisierung der Halswirbelsäule – seither ist der rasende Kopfschmerz weg und die Freude am Skifahren wieder da.

Bei seinem Teamkollegen Manuel Feller war’s nicht viel anders. Auch der Tiroler wurde lange von körperlichen Problemen (Rücken) geplagt, wie Feurstein war auch der lebensfrohe Technikspezialist am Verzweifeln. Im vergangenen Winter wollte der 29-Jährige gar schon die Riesentorlauf-Karriere beenden, weil er nur hinterherfuhr.

Leichtigkeit des Seins

Inzwischen ist der Sieger zweier Weltcupslaloms von den chronischen Rückenschmerzen geheilt und zählt plötzlich auch im Riesentorlauf wieder zur Weltspitze, wie die beiden dritten Plätze in Val-d’Isère und gestern in Alta Badia zeigen. „Ich fahre instinktiv richtig gut und weiß, was ich zu tun habe“, sagte der Tiroler.

SKI-ALPINE-WORLD-ITA-MEN-GIANT-SLALOM-PODIUM

Nicht nur auf der Piste, auch beim Après-Ski. „Eigentlich müsste man das ja richtig feiern“, meinte der 29-Jährige. Aber dummerweise steht am Montag in Alta Badia noch ein weiterer Riesentorlauf auf dem Programm. Die riesige Sektflasche, aus der Feller im Gegensatz zu Sieger Kristoffersen und dem Zweitplatzierten Marco Odermatt (SUI) einen kräftigen Schluck nahm, wollte er partout nicht zurücklassen. Also schnappte sich Feller die flüssige Belohnung und reichte sie an seine Fans auf der Tribüne weiter.

Kommentare