ÖSV-Ski-Star Manuel Feller: "Bereuen tu ich den Mittelfinger"

ÖSV-Ski-Star Manuel Feller: "Bereuen tu ich den Mittelfinger"
Der Tiroler spricht über seine launigen Sager, kritisiert die olympische Bewegung und findet, dass andere Sportler überbezahlt sind

Der Sonntag war ein Feiertag für den österreichischen Skisport. Christian Hirschbühl und Dominik Raschner sorgten beim Parallelriesentorlauf in Zürs für einen rot-weiß-roten Doppelsieg.

Manuel Feller verzichtete auf ein Antreten beim Heimrennen. Der Parallelbewerb ist nicht seine Sache, vielmehr konzentriert sich der zweifache Weltcupsieger auf seine Paradedisziplinen Slalom und Riesentorlauf. Für seinen Sponsor Audi stand der Tiroler für ein Interview zur Verfügung und verriet dabei, was er bereut, wovon er träumt und was ihn glücklich macht.

Man könnte den Eindruck gewinnen, dass Sie durch die Rolle als Familienvater ruhiger, im Sinne von weniger impulsiv, geworden sind, täuscht das?

In gewisser Hinsicht bin ich der gleiche Vogel wie vorher, ruhiger würde ich gar nicht sagen, aber ich habe sicherlich gelernt, mit gewissen Sachen anders umzugehen. Kinder sind wie dein Spiegelbild, da wird dir schonungslos alles aufgezeigt. Von dem her sind meine Kinder meine Meister.
ÖSV-Ski-Star Manuel Feller: "Bereuen tu ich den Mittelfinger"
Der Olympiawinter steht vor der Türe, auf Sotschi (2014) und Pyeongchang (2018) folgt mit Peking der nächste umstrittene Ausrichter. Sehen Sie die Olympische Bewegung noch am richtigen Weg?

Olympische Spiele sind nicht mehr das, was sie als kleiner Bub für mich einmal waren, definitiv nicht. Ich fahre zu meinen zweiten Spielen wieder nach Asien und dann auch noch an einen Ort, wo es zwar kalt ist, aber in der Regel kein Schnee fällt. Ohne Schneekanonen gäbe es nichts, das ist kontrovers und komisch, da sollte man sich schon Gedanken machen. Es ist schade, Tirol hätte die Infrastruktur, aber die Leute wollten es nicht mehr. Das ist in gewisser Hinsicht auch verständlich, weil in den letzten Jahren viel Blödsinn gebaut worden ist. Jetzt fehlt eben die Unterstützung. Die Olympischen Spiele gehören in den Alpenraum, nach Nord- und Mitteleuropa, Kanada oder Amerika, dort wird die Olympische Idee gelebt. Aber wenn die Bevölkerung nicht möchte, kann man nichts machen.
Stichwort Klimawandel – haben Sie Angst oder sagen wir Bedenken, dass der Skisport eines Tages nur noch auf Kunstschnee ausgetragen wird?

Definitiv, da braucht man ja nur auf unsere Gletscher schauen. Wenn man verfolgt, was sich da Jahr für Jahr verändert, ist das schon ziemlich schockierend. Ich habe schon öfters gesagt, dass es - ähnlich wie in der Formel 1 - eine Pflichtpause braucht. Die Monate ohne den Buchstaben R darf kein Ski gefahren werden – so was in die Richtung. Da braucht dann keiner für Trainingscamps quer durch die Welt fliegen. Was ich auch nicht gut finde - ich glaube, wir haben schon genug Skipisten, man muss jetzt nicht auf den letzten Bergen, die noch übrig sind, auch noch Lifte und Pisten bauen. Positiv finde ich dafür die ganzen Schneedepots, die sie in letzter Zeit machen. Du nimmst den Schnee von gestern für morgen, das ist weitaus nachhaltiger und besser als die Produktion mit Schneekanonen.“

Sie tragen Ihr Herz auf der Zunge, nehmen sich selten ein Blatt vor den Mund – gibt es Aussagen, die Sie später bereut haben?

Nein also nicht unbedingt die Themen, aber eventuell die Wortwahl. Bereuen tue ich den Mittelfinger bei meinem Hater-Diss.
Werden Skisportler im Vergleich zu Tennis-, Golf- oder Fußballspielern angemessen entlohnt?

Definitiv würde ich sagen, ich denke, die anderen werden einfach überbezahlt! Wir können uns glücklich schätzen mit dem, was wir bekommen. Natürlich, mehr geht immer, aber braucht es immer mehr? Ich bin mit dem zufrieden, was ich habe. Vielleicht sollte man bei einigen Sportarten Klauseln einführen, dass sie ab einer gewissen Summe einen bestimmten Prozentsatz für soziale Zwecke spenden sollten.“
 
Wie definieren Sie Fortschritt?

„Nie stehen bleiben, immer weiter machen. Ich möchte mich täglich weiterentwickeln und von anderen lernen, denn man kann von jedem etwas lernen, wenn man sich mit den Leuten auseinandersetzt.“

Was macht in Ihren Augen Erfolg aus?

Sportlich betrachtet, wenn ich meine Leistung voll auf den Punkt bringe und zeige, was ich kann. Ob das an dem Tag dann ein dritter Platz wird oder den Sieg bringt, ist eigentlich wurscht. Aufs Leben betrachtet bedeutet Erfolg für mich glücklich zu sein.

Welchem Prominenten würden Sie eine Mitfahrgelegenheit anbieten, worüber würden Sie mit ihm sprechen?

Joko oder Klaas wären geil, da reicht einer von beiden, egal wer. Bei den verrückten Sachen, die die aufgeführt haben, gehen die Gesprächsthemen sicher nicht aus. Es wäre mit Sicherheit eine besonders lustige Autofahrt.

 

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