Nachdem am Wochenende die ICE Hockey League mit 14 Vereinen aus sechs Nationen und somit so groß wie noch nie begann, bietet sich die Gelegenheit, mit Liga-Präsident Jochen Pildner-Steinburg zurück und nach vorne zu blicken. Der 74-jährige Industrielle und Graz-Präsident steht seit mehr als einem Jahr auch der Liga vor und ist voller Tatendrang.
KURIER: KAC-Manager Oliver Pilloni hat im KURIER-Interview erzählt, dass das Sportministerium die Verluste durch die Geisterspiele abgedeckt hat und er dadurch den Spielern ihr volles Gehalt überweisen konnte. Gilt das auch für die anderen Klubs?
Jochen Pildner-Steinburg: Wir haben über die Bundessportgesellschaft 1:1-Ersatz für den Zuschauerentgang bekommen. Auch, wenn Sponsoren wegen Covid nachweislich weniger oder nicht bezahlt haben, haben wir bis zu 95 Prozent Ersatz bekommen. Salzburg hatte keine Ansprüche. Alle anderen haben in fünf Raten die Verluste ersetzt bekommen.
Besteht die Hoffnung, dass es zumindest bei Geimpften keine Limits geben wird?
Momentan haben wir die Möglichkeit, die Hallen mit der 3-G-Regel zu 100 Prozent zu füllen. Wir müssen damit rechnen, dass es sich möglicherweise auf die 1-G-Regel reduziert. Ich gehe davon aus, dass es keine Limits mehr geben wird.
Vor Kurzem wurde der Kooperationsvertrag mit dem Verband zu den fast gleichen Konditionen verlängert. Provokant gefragt: Muss die Liga Interesse am Wohl der Nationalmannschaft haben?
Jeder Verein hat das vordringliche Interesse: Ich muss Meister werden und will entsprechend attraktives Eishockey bieten, um die Zuschauer in die Halle zu bringen, um wirtschaftlich überleben zu können. Natürlich ist aber Eishockey nicht teilbar und wir müssen schauen, dass es den Stellenwert in der Öffentlichkeit erlangt, der ihm gebührt. Da ist die Nationalmannschaft ein großer Teil davon. Wir haben uns dazu bekannt, dass wir nur gemeinsam die Ziele erreichen können: eine starke Nationalmannschaft, eine Verbesserung des Images, eine Verbreiterung der Basis, Aufmerksam der Öffentlichkeit, usw. Wir werden jetzt gemeinsam Konzepte entwickeln.
Wir werden gemeinsam Konzepte entwickeln. Einschränkend wirkt mit, dass unsere ausländischen Partner wenig Interesse an der österreichischen Nationalmannschaft haben. Aber wir werden die Quadratur des Kreises schaffen.
Welche Projekte kann man sich erwarten?
Es gibt viel Stückwerk. Wenn man eine vernünftige Reform machen will, dann muss man das Thema komplex angehen. Es hat keinen Sinn, nur kleine Schrauben zu drehen, wo es gerade nicht passt. Das neue System versuchen wir in Arbeitsgruppen in Details zu entwickeln. Dann wollen wir die Gruppen zusammenbringen, um ein gesamten neues Konzept zu erstellen. Wie bei einer Firma. Da gehören natürlich Dinge, wie die Ausbildungsentschädigung dazu.
Das heißt, es sollen Agenden von Liga und Verband neu aufgestellt werden?
Richtig. Es wird nicht einfach. Wir haben schon mehrere Runden gedreht. Ein Teamchef hat andere Interessen als ein Liga-Manager. Wir haben unterschiedliche Ansichten, aber trotzdem ein gutes Verhältnis. Es darf keine Tabus mehr geben. In der Vergangenheit war im Verband Lethargie, genauso wurden in der Liga Dinge nicht bearbeitet, die schon längst erledigt sein sollten.
Haben Sie ein Beispiel dazu?
Wir haben in den letzten Jahren versucht, eine hochwertige Liga aufzustellen, die in Europa eine sportliche Stellung auf Rang sechs hat. Das ist wunderschön, aber, das ist auf Kosten der Jugendarbeit passiert und geht auf Kosten der Wirtschaftlichkeit. Wir haben große Sponsoren verloren und konnten sie nicht in diesem Umfang nachbesetzen. Jetzt sind die Mittel massiv beschränkt und wir werden uns den Luxus – ich bezeichne die Liga als Luxusliga – nicht mehr leisten können. Entweder muss ein Sparkonzept gefahren werden oder neue Geldresourcen gefunden werden. Und es muss langfristig der Bestand der Vereine gesichert werden. Einige leben von Mäzenen. Wenn die einmal nicht mehr sind oder wollen, dann schaut es finster aus.
Vor dem Start hat es den Konflikt mit der Gewerkschaft wegen des Haftungsverzichts im Rahmen des Covid-Konzepts der Liga gegeben. Letztlich ging es mehr um Macht als um Inhalte, oder?
Von uns aus war es kein Machtspiel. Die andere Seite muss sich fragen, was war zuerst: Die Henne oder das Ei? Es ist allgemein bekannt, dass dieser Waiver auch im Vorjahr von allen unterschrieben wurde. Die Gewerkschaft hat sich bemüßigt gefüllt, Eingriffe zu erwarten. Die bedeuteten zwar nicht die Welt, aber wir sehen nicht ein, dass man plötzlich Unruhe in die Liga bringt, weil die Gewerkschaft Profil erlangen will. Uns wurde Fahrlässigkeit unterstellt. Das ist Wahnsinn. Die Spieler sind unser wichtigstes Kapital. Wir brauchen die Spieler, damit wir unsere Events durchziehen können.
Sie sind auch Präsident der Graz 99ers. Wann werden die Fans wieder eine Mannschaft sehen, die um den Meistertitel spielt?
Das ist schwer zu beantworten. Im Vorjahr sind wir komplett abgestunken, das hatte verschiedene Gründe. Mit dem Verletzungspech haben wir einiges an Potenzial verloren. Dieses Jahr haben wir das System geändert. Wir haben ein komplett schwedisches Trainerteam. Wir haben mehr als in der Vergangenheit großen Wert auf die Verteidigung gelegt. Wir haben einen guten Mix. Die Mannschaft ist spielstark. Wenn wir von Verletzungen verschont bleiben, dann sollten wir auf Anhieb unter die Top-6 kommen. Und dann ist alles offen. Aber man sieht schon, dass zwei klare Favoriten gibt wie Salzburg und KAC. Besonders der KAC spielt wie von einem anderen Stern.
Graz hat verlautbart, dass die Spieltage Co²-neutral werden sollen. Ist das mehr als ein PR-Gag?
Ja. Wir haben errechnen lassen, dass wir pro Spieltag 420 Tonnen CO² produzieren und werden daher künftig im gleichen Verhältnis Aufforstungen mit den Mayr-Melnhof-Forsten durchführen. Es ist kein Gag. Wir wollen wirklich klimaneutral werden. Dazu kommen noch viele weitere Maßnahmen: Bei den Spielen wird es nur noch verwertbare Becher geben, keine Plastikflaschen usw. Es ist uns ernst.
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