Der Weg von Marco Rossi in die NHL: Ein Appell von Vater Michael
General Manager Bill Guerin und Trainer Dean Evason sitzen an einem Tisch und laden Spieler vor, die um einen Platz im NHL-Kader der Minnesota Wild kämpfen. „Marco, du hast alles gemacht, was wir von dir verlangt haben. Es war ein langer Weg, du warst großartig. Du bist im Team“, sagt Guerin. Marco Rossi strahlt und bedankt sich. Keine großen Gefühle, einfach nur ein Moment des Glücks.
Er steht auf und geht trainieren. Nur dabei zu sein ist für einen so ehrgeizigen Spieler kein Thema. In der Nacht auf Freitag wird er mit dem Heimspiel gegen die New York Rangers in die Saison starten. Es ist (s)ein Traum.
Und der 21-jährige Vorarlberger hat eine unglaubliche Reise hinter sich und wahrscheinlich eine große NHL-Karriere vor sich. Im Gespräch erzählt Vater Michael interessante Details aus der erfolgreichen Vater-Sohn-Beziehung.
Michael, 48, war selbst Profi in Österreich. Ob das geholfen hat? „Zu 1.000 Prozent. Wir Väter können nur darauf schauen, dass Kinder gute Instrumente in der Ausbildung bekommen, zum Beispiel beim Eislaufen, im Schießen, im Stickhandling. Und ihnen Tipps geben abseits vom Eis.“
Glaube an das Kind
Michael Rossi hat im Nachwuchseishockey viel erlebt und sieht sich auch als eine Art „Botschafter“. Sein Appell an Eltern: „Glaubt an euer Kind!“ Das Schlimmste für Rossi sind die übereifrigen Eltern: „Wenn du mehr Ehrgeiz als dein Kind zeigst, dann wird es Druck spüren. Wie soll es da selber Ehrgeiz aufbauen?“
Bei Marco Rossi war das relativ leicht. „Ich war mit ihm schon auch streng, aber Marco wollte das immer mehr als ich.“ Kindern kann nur mit guten Rahmenbedingungen geholfen werden. „Sie wollen nichts anderes als Bestätigung, nach dem Motto, ‚Passt alles? Bin ich auf einem guten Weg?‘“ Die bei Sporteltern oft gezeigte Negativität schadet dem Kind: „Das bringt dein Kind nicht weiter. Du musst ihm immer eine Lösung geben.“ Väter können viel zerstören, wenn sie sich fachlich in die Belange der Trainer einmischen. „Viele Kinder haben Väter, die den Sport nicht ausgeübt haben und bekommen Anweisungen, mit denen sie nichts anfangen. Das macht es für die Trainer extrem schwer. Da muss man dem Trainer das Vertrauen geben“, sagt der ehemalige Feldkirch-Spieler.
Wenn es nicht passt, dann muss man zu einem anderen Verein. „Man muss sich aber auch die Frage stellen, ob es wirklich die Trainer sind oder ob es an den Eltern liegt.“
Vater Rossi habe das bei seinem extrem talentierten Sohn immer ein wenig anders gesehen. „Kinder sollten Fehler machen. Ich hab’ mich gefreut, wenn der Marco einen Fehler gemacht hat, weil er daraus etwas gelernt hat.“
Weil Marco mit 13 Jahren schon so gut war, chauffierte ihn der Vater täglich zum Training nach Zürich. Rund 475.000 Kilometer und viel Zeit wurden investiert, um den Traum von der NHL zu verwirklichen. Ob er nie Angst hatte, dass es sich nicht lohnen könnte? „Nein, ich habe immer gewusst, dass es eine super Erfahrung für Marco ist. Es war klar, dass es, wenn es sich nicht für die NHL ausgeht, dann eben die Schweiz oder Österreich wird. Aber er tut das, was er gerne tut: Eishockeyspielen.“
Harte Probe
Dennoch wurde die Familie auf eine harte Probe gestellt. Tage vor Marcos erstem Anlauf in Minnesota 2021 wurde eine Herzmuskelentzündung nach einer Covid-Erkrankung festgestellt. Plötzlich ging es nicht mehr um sportliche Ziele, sondern ums Überleben. „Papa, bleib an meinem Bett, ich weiß nicht, ob ich morgen noch aufwache“, sagte der zuvor topfite Athlet damals.
Die NHL rückte in weite Ferne. „Wenn dein Kind krank wird, sollte man der Fels in der Brandung sein. Da hilft es nicht, wenn du mitleidest wie ein Hund. Es klingt makaber: Vor eineinhalb Jahren hat Marco gegen den Tod gekämpft, und jetzt hat er sich die NHL erkämpft. “
Auf Wunsch des Sohnes ist die Familie zum Saisonstart nicht dabei. Er will, dass wir nicht vor November kommen. Zuerst will er sein Business erledigen. Das ist jetzt sein Ding. Die Nabelschnur muss ab“, sagt Michael Rossi.
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