Damen-Slalom: Silber für Liensberger, Gold für Vlhova

Gelöst: Katharina Liensberger präsentierte sich wieder in alter Bestform
Nach schwierigen Wochen erlöst sich die Slalom-Weltmeisterin aus Vorarlberg mit einem starken zweiten Lauf.

Und plötzlich war der Knoten gelöst: Slalom-Weltmeisterin Katharina Liensberger war am Mittwoch im Slalom von Yanqing wieder in jener Form, der sie in dieser Saison so lange hinterhergefahren war. Als Siebente des ersten Laufes mit kleinen Rutschern und Problemen mit dem Timing war die Vorarlbergerin ins Finale gegangen (+0,66).

Dort lief es dann besser - zwar unterliefen der 24-Jährigen wieder zwei kleine Fehler, doch sie war wieder deutlich näher an ihrem Grundspeed, der sie in der vergangenen Saison so ausgezeichnet hatte. Und mit nur acht Hundertstelsekunden Rückstand auf die Slowakin Petra Vlhova belohnte sich die Göfnerin mit Silber. Bronze ging mit weiteren vier Hundertsteln Rückstand an die Schweizerin Wendy Holdener.

Victory Ceremony - Alpine Skiing - Women's Slalom

Highlight einer schwierigen Saison: Liensberger war mehr als erleichtert

Überglücklich

"Es ist unglaublich, dass ich heute so abliefern konnte", sagte die überglückliche Liensberger, "es war ja nicht so leicht in dieser Saison. Ich bin superhappy." Ihre Gedanken gingen an "alle, die mir geholfen haben", nicht zuletzt auch an ihren Großvater, den sie in diesem Winter verloren hatte. "Heute ist er mit mir gefahren", sagte Liensberger. "Es ist erleichternd, dass es heute so abgegangen ist. Es war sehr hart für mich, es ist so viel passiert. Ich wusste nicht, wie sehr ich mich am Limit bewegen kann."

"Ich bin einfach nur dankbar, dass ich das heute so zeigen konnte und so runtergebracht habe. Es ist extrem emotional: Ich hatte ja keine Ahnung vor dem Rennen, wie es gehen würde, weil da so viele Schwierigkeiten waren mit meiner Corona-Erkrankung, mit den Verkühlungen. Ich bin extrem glücklich." Vorbei sind die Olympischen Spiele für die Vorarlbergerin noch nicht: "Es steht ja das Teamevent noch an. Aber jetzt will ich einfach mal genießen."

Katharina Liensberger ist damit die fünfte Österreicherin, die Olympia-Silber im Slalom geholt hat - nach Regina Schöpf (1956), Elfi Eder (1994), Nicole Hosp (2006) und Marlies Schild (2010, 2014). Gold konnte bislang nur eine einfahren: Petra Kronberger anno 1992.

OLYMPISCHE SPIELE PEKING 2022: SKI ALPIN SLALOM FRAUEN / LIENSBERGER/VLHOVA

Bange Minuten: Petra Vlhova, Katharina Liensberger und das lange Warten

Nervenschlacht

Es war ein kurioser Slalom: Die zur Halbzeit führende Deutsche Lena Dürr verpasste das Podest um sieben Hundertstel und wurde Vierte, die Schweizerin Michelle Gisin bremste sich vom zweiten auf den sechsten Rang - und die drittplatzierte Riesenslalom-Olympiasiegerin Sara Hector aus Schweden schied nach Zwischenbestzeiten im steilen Zielhang aus.

So war der Weg frei für Vlhova und Liensberger: Auf dem von Vlhovas Schweizer Trainer Mauro Pini ausgeflaggten Kurs setzten sie sich mit bester und zweitbester Laufzeit von den Plätzen acht und sieben aus auf eins und zwei. Für die Slowakin war es eine Erlösung: In beiden Läufen des Riesenslaloms und auch im ersten des Slaloms hatte sich die 26-Jährige nie auf den Schnee in Yanqing einstellen können, nun aber wusste sie wieder zu überzeugen.

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Goldener Lohn für harte Arbeit: Petra Vlhova

Die Teamplayerin

"Der Plan war einfach: attackieren und gewinnen", sagte Vlhova, die bei der Siegerehrung ihren Emotionen freien Lauf ließ. "Aber natürlich war es nicht einfach. Im ersten Lauf konnte ich nicht so fahren, wie ich es vorhatte. Mein Team hat mich dann zwischen den beiden Durchgängen wieder aufgebaut. Und jetzt stehe ich hier mit Gold. Ich kann's gar nicht glauben. Es steckt ganz viel Arbeit in dieser Medaille, und da bin ja nicht nur ich, da sind ja noch sieben, acht Menschen dahinter, die genau so viel investieren."

Der ersten slowakischen Olympiasiegerin im alpinen Skirennsport standen die Tränen in den Augen, als ihr zu Ehren die Hymne gespielt wurde. Und der Rest war Jubel.

OLYMPISCHE SPIELE PEKING 2022: SKI ALPIN SLALOM DER FRAUEN: TRUPPE (AUT)

Und dann war der Ski weg: Katharina Truppe

Pleiten, Pech und Pannen

Die übrigen Österreicherinnen zeigten angesichts des Saisonverlaufs wenig Überraschendes. Katharina Huber leistete sich im Finale kleine Fehler und beendete das Rennen nach Halbzeitrang 12 auf Platz 12 (+1,94). "Auf diesem Schnee ist halt jeder leichte Rutscher am Schwungansatz tödlich", sagte die 26-jährige Mostviertlerin. "Es ist schwierig umzusetzen, und ins Ziel will man ja irgendwie auch noch kommen."

Ihrer niederösterreichischen Landsfrau Katharina Gallhuber, vor vier Jahren in Südkorea mit Slalom-Bronze dekoriert, unterlief am Start zum zweiten Durchgang ein Hoppala, es folgte eine verpatzte Fahrt und so fiel die 24-Jährige noch vom zehnten auf den 14. Platz zurück (+2,35).

Katharina Truppe hingegen schied bereits im ersten Lauf nach einem kurzen und wilden Ritt aus. "Vom Start weg war's ein richtiger Kampf, umadum gschossen hat's mich, und dann hab' ich auch noch eingefädelt", sagte die Kärntnerin, die im Riesenslalom am Montag noch ausgezeichnete Vierte war. Danach schmerzte sie das linke Bein.

Geboren: 1. April 1997 in Feldkirch
Wohnort: Göfis
Familienstand: ledig
Verein: SK Rankweil
Hobbys: Wandern, Tennis, Kitesurfen, Wasserski, Harfe spielen
Website: https://www.katharina-liensberger.at/


Größte Erfolge
Olympia
(2 Silber): Slalom Peking 2022, Teambewerb Pyeongchang 2018
WM (2 Gold, 1 Silber, 1 Bronze): Gold Slalom und Parallelbewerb, Bronze Riesenslalom Cortina d'Ampezzo 2021, Silber Teambewerb 2019 Åre 2019
Weltcup: Slalom-Disziplinsiegerin 2020/'21, 2 Siege Slalom (Åre und Lenzerheide 2021)
Junioren-WM: Silber Riesentorlauf 2017 und 2018

 

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