Diethart gewinnt die Tournee
Gibt es eine Steigerung für nervenstark und megacool? Vielleicht: Diethart. Da trennte ihn nur noch ein Katzensprung vom größten Karrieresprung in seinem noch jungen Leben; da war er drauf und dran, ein weiteres Kapitel Sportgeschichte zu schreiben; da tobten die Massen im Auslauf der Paul-Außerleitner-Schanze in Bischofshofen; da fürchteten manche bereits um das Nervenkostüm des Senkrechtstarters und prophezeiten einen Absturz; da legten dann auch noch die letzten Mitstreiter Simon Ammann (137,5 Meter) und Thomas Morgenstern (137 Meter) gute Weiten vor. Und was machte Thomas Diethart? Er blieb auch in der für ihn völlig neuen Situation die Ruhe und Souveränität in Person und raubte den beiden Widersachern mit einem formvollendeten Flug auf 138,5 Meter die letzte Illusion vom Tourneesieg. Bereits zur Halbzeit war der Vorsprung auf Simon Ammann auf 16 Zähler oder umgerechnet knapp neun Meter gewachsen, und spätestens ab diesem Zeitpunkt war klar, dass Diethart der Tourneesieg nicht mehr zu nehmen sein würde.
Coolness
Zumal beim Shootingstar auch kein Anflug von finalem Nervenflattern zu sehen war, da gab es überhaupt keine Anzeichen von Hektik. "Ich habe sehr gut geschlafen und bin sehr gelassen", hatte der 21-Jährige vor dem Grande Finale in Bischofshofen bereits gemeint. Und so präsentierte er sich dann auch. Als Thomas Diethart schließlich mit einem Finalsprung auf 140 Meter zum Tagessieg flog und den großen Tournee-Coup landete, tat er dies auf eine abgeklärte Art und Weise, als hätte er in seiner Karriere nie etwas anderes gemacht als Siege einzufahren und die Konkurrenz zu überflügeln. Was viele dabei fast vergessen, weil der Niederösterreicher gar so abgezockt wirkt: Dieser unbekümmerte Springer ist erst 21 und hat gerade einmal zehn Weltcupspringen in den Beinen. Und vor wenigen Wochen sprang er noch in den Niederungen des Kontinentalcups. "Ich habe das so genossen, dort oben zu sitzen und mich einfach nur darauf gefreut, dass ich runterspringen darf." Und selbst im Augenblick des Triumphes blieb der 21-Jährige auffallend cool. Wer von Diethart ausgelassene Jubelszenen erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Sekundenlang spazierte er fast seelenruhig durch den Auslauf und ließ sich von den Tausenden Fans feiern. "Ich kann noch nicht richtig glauben, was da alles passiert ist in den letzten Tagen", meinte der Senkrechtstarter, der von allen Seiten Lob erhielt. "Was er gezeigt hat, war richtig cool", meinte der Gesamtdritte Simon Ammann. "Der Thomas ist ein würdiger Sieger", verkündete auch Thomas Morgenstern, der auf den zweiten Gesamtrang sprang.
Startrampe
Der Kärntner ist so etwas wie ein kleiner Vater der großen Erfolge seines Namenskollegen. Denn wer weiß, wo dieser Thomas Diethart heute stehen würde, hätte sich Thomas Morgenstern nicht im Dezember beim Springen in Titisee-Neustadt verletzt? Erst durch die Zwangspause des Stars war der junge Niederösterreicher ins Weltcup-Aufgebot gerutscht. Prompt nutzte Diethart in Engelberg die Chance und katapultierte sich in Sphären, die kaum jemand für möglich gehalten hätte. "So etwas kann man auch nicht erwarten", erklärt Cheftrainer Alexander Pointner. "Der Thomas hat die Karte der Unbekümmertheit perfekt ausgespielt. Und die anderen sind nervöser geworden." Während zugleich Thomas Diethart mit jedem Sprung bei der Vierschanzen-Tournee noch selbstbewusster und lockerer wurde. "Ich habe es einfach laufen lassen und mir nicht viele Gedanken gemacht", erklärt der Senkrechtstarter, der nicht nur für den sechsten österreichischen Tournee-Sieg in Folge sorgte: Thomas Diethart ist auch einer von fünf Springern, die gleich ihre erste Tournee gewinnen konnten. Bleibt eigentlich nur mehr eine Sache. Für seinen ersten Weltcupsieg erhält Diethart von seinem Vater eine Sau. Was kriegt er jetzt erst für den Tournee-Gesamtsieg? Ein Adler würde sich anbieten.Die besten Bilder aus Bischofshofen:
Endstand: Vierschanzentournee 2013/14 | |||
1. | Thomas Diethart | AUT | 1.012,60 |
2. | Thomas Morgenstern | AUT | 994,3 |
3. | Simon Ammann | SUI | 992,4 |
4. | Peter Prevc | SLO | 971,3 |
5. | Noriaki Kasai | JPN | 962,1 |
6. | Anders Bardal | NOR | 950,6 |
7. | Kamil Stoch | POL | 938,2 |
8. | Gregor Schlierenzauer | AUT | 932 |
9. | Michael Hayböck | AUT | 906,8 |
10. | Andreas Wellinger | GER | 895,7 |
11. | Michael Neumayer | GER | 891,2 |
12. | Maciej Kot | POL | 858,5 |
13. | Anders Jacobsen | NOR | 854,5 |
14. | Daiki Ito | JPN | 851,8 |
15. | Wolfgang Loitzl | AUT | 799,2 |
Endstand: Springen in Bischofshofen | |||
1. | Thomas Diethart (AUT) | 296,5 | (138,5/140,0) |
2. | Peter Prevc (SLO) | 294,8 | (139,5/138,5) |
3. | Thomas Morgenstern (AUT) | 293,6 | (137,0/142,0) |
4. | Simon Ammann (SUI) | 285,7 | (137,5/137,0) |
5. | Noriaki Kasai (JPN) | 281,0 | (133,5/137,5) |
6. | Anders Bardal (NOR) | 278,4 | (133,5/134,5) |
7. | Anders Fannemel (NOR) | 276,1 | (132,0/135,5) |
8. | Kamil Stoch (POL) | 275,1 | (134,0/133,5) |
9. | Andreas Wellinger (GER) | 273,3 | (134,0/133,5) |
10. | Severin Freund (GER) | 271,7 | (133,0/133,5) |
11. | Anders Jacobsen (NOR) | 267,4 | (129,5/135,0) |
12. | Jan Matura (CZE) | 267,1 | (131,0/133,5) |
13. | Wolfgang Loitzl (AUT) | 266,9 | (132,0/131,0) |
14. | Michael Hayböck (AUT) | 266,7 | (131,5/130,5) |
15. | Marinus Kraus (GER) | 264,5 | (131,5/130,5) |
16. | Jarkko Määttä (FIN) | 263,0 | (130,5/132,5) |
17. | Michael Neumayer (GER) | 262,0 | (131,0/131,5) |
18. | Gregor Schlierenzauer (AUT) | 260,2 | (131,5/130,5) |
19. | Anssi Koivuranta (FIN) | 258,7 | (129,5/131,0) |
20. | Stefan Kraft (AUT) | 257,7 | (129,5/131,0) |
21. | Piotr Zyla (POL) | 252,9 | (130,0/128,0) |
22. | Jaka Hvala (SLO) | 252,4 | (131,5/125,0) |
23. | Maciej Kot (POL) | 251,4 | (129,0/127,5) |
24. | Jan Ziobro (POL) | 250,0 | (128,5/128,0) |
25. | Lukas Hlava (CZE) | 248,7 | (128,5/126,5) |
26. | Daiki Ito (JPN) | 245,5 | (129,5/124,0) |
27. | Jurij Tepes (SLO) | 242,6 | (126,0/126,0) |
28. | Robert Kranjec (SLO) | 238,8 | (129,5/121,5) |
29. | Richard Freitag (GER) | 223,6 | (119,5/123,5) |
30. | Jakub Janda (CZE) | 221,2 | (124,5/119,0) |
1985/86 Ernst VETTORI (AUT) 86/87 Ernst VETTORI (AUT) 87/88 Matti Nykänen (FIN) 88/89 Risto Laakkonen (FIN) 89/90 Dieter Thoma (BRD) 90/91 Jens Weißflog (DDR) 91/92 Toni Nieminen (FIN) 92/93 Andreas GOLDBERGER (AUT) 93/94 Espen Bredesen (NOR) 94/95 Andreas GOLDBERGER (AUT) 95/96 Jens Weißflog (GER) 96/97 Primoz Peterka (SLO) 97/98 Kazuyoshi Funaki (JPN) 98/99 Janne Ahonen (FIN) 1999/2000 Andreas WIDHÖLZL (AUT) 2000/01 Adam Malysz (POL) 2001/02 Sven Hannawald (GER) 2002/03 Janne Ahonen (FIN) 2003/04 Sigurd Pettersen (NOR) 2004/05 Janne Ahonen (FIN) 2005/06 Janne Ahonen (FIN) und Jakub Janda (CZE) 2006/07 Anders Jacobsen (NOR) 2007/08 Janne Ahonen (FIN) 2008/09 Wolfgang LOITZL (AUT) 2009/10 Andreas KOFLER (AUT) 2010/11 Thomas MORGENSTERN (AUT) 2011/12 Gregor SCHLIERENZAUER (AUT) 2012/13 Gregor SCHLIERENZAUER (AUT) 2013/14 Thomas DIETHART (AUT)
Geb.: 25. Februar 1992 in Tulln Wohnort: Matrei (T) Größe/Gewicht: 1,73 m/59 kg Familienstand: ledig Verein: UVB Hinzenbach Hobbys: Turnen, Fotografieren, Skifahren, Sport Homepage: Vorerst keine, Facebook: https://www.facebook.com/thomas.diethart
Größte Erfolge: Weltcup: 2 Siege (1.1.2014 in Garmisch-Partenkirchen/in seinem erst 6. Weltcupbewerb sowie 6.1.2014 in Bischofshofen), 3. in Oberstdorf (29.12.2013) Vierschanzen-Tournee: Sieger 2013/14
Nach 12 Springen | ||
1. | Kamil Stoch (POL) | 558 |
2. | Simon Ammann (SUI) | 534 |
3. | Gregor Schlierenzauer (AUT) | 476 |
4. | Anders Bardal (NOR) | 469 |
5. | Thomas Morgenstern (AUT) | 438 |
6. | Thomas Diethart (AUT) | 395 |
7. | Noriaki Kasai (JPN) | 386 |
8. | Andreas Wellinger (GER) | 348 |
9. | Severin Freund (GER) | 335 |
10. | Peter Prevc (SLO) | 327 |
11. | Taku Takeuchi (JPN) | 292 |
12. | Marinus Kraus (GER) | 248 |
13. | Jan Ziobro (POL) | 217 |
14. | Piotr Zyla (POL) | 217 |
15. | Daiki Ito (JPN) | 195 |
15. | Robert Kranjec (SLO) | 195 |
Weiter: | ||
23. | Wolfgang Loitzl (AUT) | 134 |
25. | Stefan Kraft (AUT) | 127 |
29. | Andreas Kofler (AUT) | 93 |
37. | Michael Hayböck (AUT) | 61 |
43. | Manuel Fettner (AUT) | 43 |
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