Kilde feiert in Kitzbühel den 6. Saisonsieg, Mayer Vierter
Es gibt Orte im alpinen Weltcup, wo es völlig unerheblich ist, ob Zuschauer zugelassen sind oder nicht. Weil dort auch in Nicht-Pandemie-Zeiten jeder Fan mit Handschlag begrüßt werden kann. Wenn man sich dann aber im sonst so schrillen, bunten, grellen Kitzbühel plötzlich wie in Lake Louise vorkommt, weil im Hotspot der Ski-Leidenschaft tote Hose ist, dann wirkt das sehr befremdlich. In so einem Ambiente ohne die gewohnten Nebengeräusche, das übliche Halligalli und die tobenden Menschenmassen im Ziel verliert dann selbst die berühmteste Abfahrt der Welt viel von ihrer Faszination.
Dabei brachte die erste Abfahrt, die wegen der Windböen im obersten Streckenteil von der Mausefalle gestartet werden musste, einige Wendungen und hatte etliche Protagonisten.
Ergebnisse der Weltcup-Abfahrt der alpinen Ski-Männer am Freitag in Kitzbühel:
1. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 1:55,92 2. Johan Clarey (FRA) 1:56,34 +0,42 3. Blaise Giezendanner (FRA) 1:56,55 +0,63 4. Matthias Mayer (AUT) 1:56,59 +0,67 5. Marco Odermatt (SUI) 1:56,70 +0,78 6. James Crawford (CAN) 1:56,94 +1,02 7. Travis Ganong (USA) 1:56,98 +1,06 8. Beat Feuz (SUI) 1:57,06 +1,14 9. Niels Hintermann (SUI) 1:57,11 +1,19 10. Daniel Hemetsberger (AUT) 1:57,18 +1,26 11. Bryce Bennett (USA) 1:57,25 +1,33 12. Matteo Marsaglia (ITA) 1:57,35 +1,43 13. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:57,39 +1,47 14. Dominik Schwaiger (GER) 1:57,48 +1,56 15. Guglielmo Bosca (ITA) 1:57,57 +1,65 16. Otmar Striedinger (AUT) 1:57,58 +1,66 17. Christof Innerhofer (ITA) 1:57,62 +1,70 18. Maxence Muzaton (FRA) 1:57,66 +1,74 19. Urs Kryenbühl (SUI) 1:57,75 +1,83 20. Miha Hrobat (SLO) 1:57,76 +1,84 21. Steven Nyman (USA) 1:57,82 +1,90 22. Martin Cater (SLO) 1:57,86 +1,94 23. Andreas Sander (GER) 1:57,90 +1,98 24. Jared Goldberg (USA) 1:57,94 +2,02 25. Romed Baumann (GER) 1:57,97 +2,05 26. Mattia Casse (ITA) 1:58,10 +2,18 27. Dominik Paris (ITA) 1:58,14 +2,22 28. Pietro Zazzi (ITA) 1:58,25 +2,33 29. Simon Jocher (GER) 1:58,27 +2,35 30. Nils Allegre (FRA) 1:58,33 +2,41 Weiter 40. Max Franz (AUT) 1:59,54 +3,62 41. Stefan Babinsky (AUT) 1:59,62 +3,70Ausgeschieden u.a.: Christian Walder, Daniel Danklmaier (beide AUT), Jeffrey Read (CAN), Matthieu Bailet (FRA)
Der Seriensieger
Bis zu diesem Winter hatte Aleksander Aamodt Kilde sechs Weltcuprennen gewonnen, in den vergangenen sieben Wochen ist es dem 29-jährigen Norweger gelungen, seine Ausbeute zu verdoppeln. „Ich bin so stolz“, sagte der beste Abfahrer der Gegenwart nach seinem ersten Triumph auf der Streif. Im Vorjahr hatte „Elch“ Kilde die Hahnenkamm-Rennen verpasst, weil er sich wenige Tage zuvor einen Kreuzbandriss zugezogen hatte.
Die Alterserscheinung
Es ist inzwischen hinlänglich bekannt, dass Johan Clarey auf die Streif abfährt. Auf seiner Lieblingspiste fährt der Franzose traditionell seine besten Ergebnisse ein. Neun Mal landete er in Kitzbühel bereits in den Top 5, mit dem zweiten Rang am Freitag zementierte Clarey seinen Platz in den Geschichtsbüchern des Skiweltcups als ältester Podestläufer. Wenn am Sonntag auf der Streif die zweite Abfahrt gestartet wird, dann ist der rüstige Routinier 41 Jahre und 15 Tage alt.
Der Überraschungsgast
Als Blaise Giezendanner im Ziel abschwang, war ein letztes Mal von der Tribüne dezenter Applaus zu vernehmen. Wirklich viel größer wäre die Resonanz auch bei einem herkömmlichen Hahnenkamm-Rennen nicht gewesen. Bei Startnummer 43 haben sich die VIP-Gäste meist schon zurückgezogen. Mit dem dritten Platz des 30-Jährigen aus Chamonix hatte niemand gerechnet. Nicht einmal Giezendanner selbst, der zuvor nie besser als Achter war. „Ich bin sprachlos.“
Der Hellseher
Matthias Mayer hatte schon so eine Vorahnung, dass er seinen Platz auf dem Stockerl noch würde räumen müssen. „Ich hoffe, es bleibt der dritte Platz“, sagte der Kärntner nach Startnummer 30, „vor den Kanadiern habe ich Angst.“ Es war dann ein Franzose, der Matthias Mayer auf den vierten Rang degradierte. „Es ist von Läufer zu Läufer schneller geworden. Aber an Kilde wäre ich nie herangekommen.“
Der Fehlgriff
Max Franz hatte zwar die Ehre, die Abfahrt zu eröffnen, die Startnummer 1 war nach den Schneefällen in den Stunden zuvor aber keine gute Wahl. „Die Nummer war ganz und gar nicht gut“, sagte der 40. und damit Viertletzte.
Die Pechvögel
Gleich zwei der acht Österreicher kamen nicht ins Ziel. Kitzbühel-Spezialist Daniel Danklmaier verlor einen Ski und krachte vor dem Steilhang kopfüber ins Fangnetz, Christian Walder unterlief am Hausberg ein folgenschwerer Fahrfehler. Beide blieben unverletzt, beide werden Olympia aber nur als Zuseher verfolgen.
Läufer F4
Mit der Startnummer F4 ging Marcel Hirscher erneut als Vorläufer über die Streif und gestand: „Wenn ich vielleicht einen Fehler in meiner Karriere gemacht habe, dann den: zu wenige Abfahrten bestritten zu haben.“
Slalom am Samstag
Am Samstag geht es mit dem Slalom am Ganslernhang weiter (10.15/13.45 Uhr), am Sonntag (13.30 Uhr) folgt der zweite Ritt über den Hahnenkamm – wenn möglich, über die gesamten 3.312 Meter Distanz.
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