Großes Tamtam
Auf der offiziellen Startliste wurde der Skifahrer als Lars Tragl aus Schweden geführt, aber am aufgedrehten Zielsprecher, dem Hubschrauber, der über der Streif kreiste, und all den Fotografen, die bereits Minuten vor der Startnummer 1 ihre langen Objektive in Richtung Hausberg positionierten, war zu erkennen, dass es sich bei F5 keinesfalls um einen Otto-Normal-Vorläufer handeln konnte.
Es war das branchenübliche und altbekannte Tamtam, wenn Marcel Hirscher irgendwo auftritt. Und sei es nur im Vorprogramm der Stars. „Der sportliche Reiz, die Streif zu bezwingen, stand schon immer auf meiner Liste“, ließ Hirscher via Presseaussendung verlautbaren.
Klarer Fingerzeig
Mehr war dem 32-Jährigen nach seinem Streifzug, bei dem die Uhr offiziell nicht mitgelaufen ist, nicht zu entlocken. Er habe „Sprechverbot“, meinte der achtfache Gesamtweltcupsieger im Ziel nur und deutete dabei vielsagend auf das Logo seines Kopfsponsors.
Der Fingerzeig Richtung Fuschl verrät, worum es Marcel Hirscher wohl in erster Linie wirklich gegangen ist: um Aufmerksamkeit und Schlagzeilen. Und der Salzburger ist nicht der Erste, der dafür die Bühne Kitzbühel gewählt hat, wo die Inszenierung Alltag ist und wo trotz etlicher Corona-Infektionen unter den Weltcup-Journalisten beim ersten Training schon mehr Reporter im Ziel waren als anderswo bei den Rennen.
Subtile Kritik
Seinen Auftritt als Vorläufer hatte Hirscher von langer Hand geplant. Schon die Tage zuvor hatte er mit dem früheren Rennchef Axel Naglich auf der Streif trainiert, an die 40 Mal, so erzählen es Rennläuferkollegen, soll er die obersten Passagen Mausefalle und Steilhang befahren haben. Die Blöße, bei seinem Lauf einen Ausrutscher zu fabrizieren und im Fangnetz zu landen, wollte er sich dann doch nicht geben. Und viele Testfahrten bedeuten ja zugleich auch viele Gelegenheiten für perfekt in Szene gesetzte Bilder. Noch vor dem Wochenende sollen ein Actionclip, ein Behind the Scenes samt Interview erscheinen.
Die PR-Aktion stieß nicht überall auf Gegenliebe. „Ich schau’ nicht auf die Vorläufer“, sagte Doppelolympiasieger Matthias Mayer. „Aber wenn man das mediale Interesse unbedingt auf sich ziehen will, dann kann man das so natürlich machen.“
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