„Rugby ist ein Spiel für Hooligans, das von Gentlemen gespielt wird“, heißt es immer wieder. Tatsächlich gibt es in dem archaischen und körperbetonten Sport kaum versteckte Fouls, Fair Play wird großgeschrieben. Respektvolles Verhalten ist Pflicht. Gegenüber dem Gegner, aber vor allem gegenüber dem Schiedsrichter. Selbst die wildesten Kolosse akzeptieren jede Entscheidung ohne Murren. Nur der Mannschaftskapitän darf mit dem Referee sprechen, die lästigen Rudelbildungen sind somit ausgeschlossen.
➤ 2,6 Millionen Fans, 1 Milliarde TV-Zuschauer: Das ist die Rugby-WM
Der Schiedsrichter trägt ein Mikrofon, eindrucksvoll mitzuhören sind bei dieser WM die respektvollen Konversationen zwischen ihm und dem jeweiligen Spieler. Sollten Spieler ihn dennoch kritisieren, sind die Strafen saftig. So wurde etwa einst der Superstar des französischen Rugby schlechthin, Sébastien Chabal, nach Schiedsrichterkritik für zwei Monate gesperrt. Dazu musste er drei Spiele von Junioren leiten ...
Sobald sich der VAR einschaltet, wird die Spielzeit angehalten. Die dazu passenden Videobilder werden auch auf dem Stadionbildschirm gezeigt, die TV-Zuschauer hören, was der Referee mit den Video-Assistenten bespricht. Auffallend rasch kommen sie zu einem Ergebnis, das der Schiedsrichter dann den Spielern mitteilt. Eine Nachspielzeit von bis zu zehn Minuten, wie sie derzeit im Fußball fast schon zur Regel wird, gibt es beim Rugby nicht.
Während beim Fußball die Fan-Gruppierungen oft durch hohe Zäune oder viel Polizei getrennt werden müssen, feiern Rugby-Fans gemeinsam auf den Tribünen. Zu Zusammenstößen kommt es praktisch nie. Undenkbar wären auch Beschimpfungen des Gegners.
Tagtäglich passieren im Fußball Wunderheilungen. In einem Moment krümmt sich ein Spieler vor Schmerzen schreiend am Boden, 30 Sekunden später jagt er schon wieder dem Ball nach. Im Rugby sind diese peinlich plumpen Schauspieleinlagen undenkbar. Der Franzose Antoine Dupont marschierte zuletzt mit gebrochenem Kiefer und Jochbein vom Platz. In der K.-o.-Runde möchte er wieder dabei sein.
Im Rugby gibt es nicht nur vier Punkte für einen Sieg und zwei für ein Remis. Es wird auch je ein Bonuspunkt vergeben, wenn ein Team vier oder mehr Versuche (Trys) erzielt oder mit weniger als sieben Punkten Unterschied verliert. Das verleiht bereits entschiedenen Spielen doch noch Brisanz.
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