Warum Udo Jürgens bei der Rugby-Weltmeisterschaft ein Hit ist

Eine jubelnde Menschenmenge, viele mit französischen Flaggen und Gesichtsbemalung, feuern ein Sportereignis an.
Der alte Schlager des 2014 verstorbenen Österreichers ist derzeit in Frankreich in aller Munde.

Bei den Veranstaltern sind Rugby-Fans äußerst beliebt. Laut ProSiebenMAXX bleibt jeder der 600.000 Fans aus dem Ausland im Schnitt zwei Wochen bei der Rugby-Weltmeisterschaft – und damit deutlich länger als der durchschnittliche Fußball-Fan, er gibt doppelt so viel Geld aus und die Polizei kommt mit einem Viertel des Personals aus. Von gegenseitigem Respekt geprägt ist nicht nur das Spiel, sondern auch das Verhalten der Fans.

Friedlich, trink- und vor allem singfreudig feiern die Zuschauer auf den Rängen. Dem neutralen TV-Konsumenten dürfte vielleicht schon aufgefallen sein, dass bei Spielen von Gastgeber Frankreich auch die Melodie von "Griechischer Wein" zu hören ist. Doch was verbindet Udo Jürgens mit Rugby?

Hitparadenstürmer

"Griechischer Wein" ist einer der bekanntesten Schlager, eingängig und leicht zu verstehen. Komponiert 1974 von Udo Jürgens ( 2014) über die griechischen Einwanderer, die ihr Land verließen, um in Österreich und Deutschland zu arbeiten.

Das Lied wurde zum Hit, nicht nur im deutschsprachigen Raum. Übersetzt wurde es auch im Rest der Welt auf Portugiesisch, Finnisch, Polnisch und Englisch. Ein richtig großer Erfolg wurde es etwa in Spanien als "Vino Griego". Und sogar auf Griechisch sang Udo Jürgens das Lied ein – mit der Folge, dass ihm der griechische Premierminister persönlich gratulierte, wie Arte berichtete.

"Für mich ist 'Griechischer Wein' mehr als nur ein Lied. Es ist ein Stück meiner eigenen Geschichte, meiner eigenen Emotionen. Es erzählt von der Suche nach Geborgenheit und dem Verlangen nach den einfachen Freuden des Lebens."

von Udo Jürgens

1934-2014

Nur in Frankreich floppte der Song, obwohl Udo Jürgens auch eine französische Version aufgenommen hatte. Lag es gar am Stolz der Franzosen auf den eigenen Wein?

Es dauerte fast 20 Jahre, bis sich im Sommer 1992 die Melodie auch im Südwesten Frankreichs ausbreitete, ausgehend von den Straßenfesten rund um das spanische Pamplona, gespielt von baskischen Blasmusikkapellen. Eine Aufnahme davon bekam der Boss eines Plattenlabels in die Hand, der zugleich Fan des Rugby-Klubs Aviron Bayonnais war. Dieser wiederum war auf der Suche nach einer neuen Hymne.

Stadionsprecher Dominique Herlax schrieb einen neuen Text, fertig war die Klub-Hymne. Seitdem erklingt "Peña Baiona" nicht nur bei jedem Spiel des Vereins. Die Fans aus dem Baskenland stimmen das Lied auch bei Spielen der Nationalmannschaft an – und das ganze Stadion singt mit, wie bei dieser WM.

Die nächste Chance, Ohrenzeuge zu werden, bietet sich aber erst wieder am 6. Oktober. Da trifft Frankreich auf das bis jetzt noch ungeschlagene Italien.

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