Warum die Bundesliga nur noch ein Durchhaus ist

FUSSBALL ADMIRAL-BUNDESLIGA / MEISTERGRUPPE: SK PUNTIGAMER STURM GRAZ - SK RAPID WIEN
Spieler kommen und gehen, wahre Legenden sind selten geworden.

Ob Ex-Bundespräsident, Ex-Kanzler oder Ex-Bürgermeister – sie alle können noch einstige Meisterformationen ihrer Lieblingsklubs Rapid (Heinz Fischer) und Austria (Wolfgang Schüssel, Michael Häupl) nennen. Das Aufzählen von Aufstellungen aus der jüngsten Vergangenheit indes fällt selbst jüngeren Fans schwer. Die Bundesliga ist zum Durchhaus geworden.

Vom Rapid-Kader im Sommer 2021 sind ein Jahr später elf Spieler nicht mehr beim Verein. Die Austria erleichtert als Reaktion aufs ständige Kommen und Gehen die Aufnahmebedingungen für ihren Legenden-Klub. Auch in Ermangelung von Titelgewinnen. Statt drei ist nur noch einer erforderlich, um violetten Kultstatus plus eine VIP-Karte zu erhalten.

"Wien ist die Stadt der funktionierenden Legenden. Böswillige behaupten, dass die Legenden überhaupt das Einzige sind, was in Wien funktioniert", sagte der Literat und Austria-Anhänger Friedrich Torberg (verstorben 1979). In Zeiten zu denen seine Austria (wie davor Innsbruck) mit insgesamt nur 15 Spielern Meister wurde; aber Fußballer in Europa noch wie Leibeigene behandelt und von Klubbossen meist zum Bleiben gezwungen wurden.

Trendumkehr durch Bosman

Weil der belgische Profi Jean-Marc Bosman einen Musterprozess gewann, konnte ab 1996 plötzlich keinem Spieler nach Vertragsablauf mehr die Freigabe verwehrt werden. Diese Trendumkehr kostete Klubs (darunter die in den 90ern sehr populäre Salzburger Austria) fast die Existenz. Ihre besten Spieler waren aufgrund des Bosman-Urteils nur noch „totes Kapital“.

Eine Situation, die auch Sturm Graz in Not und dessen Präsident Hannes Kartnig ins Gefängnis brachte. Inzwischen drängt bald jeder ins Ausland, der unfallfrei einen Möbelwagen aus 20 Metern trifft. Wenn ein Klub meldet, einen Spieler vertraglich bis 2026 gebunden zu haben, bedeutet dies in Wahrheit, dass der – sofern kein Ladenhüter – spätestens 2025 verkauft wird. Weil der Verein zu diesem Zeitpunkt noch Ablöse kassieren kann. Was Red Bull nach dem Motto „Wo Tauben sind, fliegen Tauben zu“ am besten gelingt.

Finanzielle Verbesserung

Während die Salzburger allein in diesem Sommer 93 Transfer-Millionen einnahmen, Sturm Graz den Dänen Rasmus Højlund für 17 Millionen nach Bergamo ziehen ließ, freute man sich bei Rapid, dass der Verkauf des im Vorjahr für 600.000 Euro von Admira erworbene Emanuel Aiwu nach Italien 3,5 Millionen einbrachte.

Für jeden Kicker bedeutet jeder Auslandswechsel – sei es auch nur einer in eine zweite Liga – finanzielle Verbesserung.

Betriebstreue wird fast als Schwäche interpretiert. Farbentreu sind nur noch die Fans. Deren löbliche Klubverbundenheit rechtfertigt aber nicht die Gewaltbereitschaft. Siehe Hütteldorf. Dort rauften vor dem letzten Heimspiel Rapid-Hardcore-Fans sogar untereinander.

Der seit 14 Jahren titellose Rekordmeister braucht einen Präsidenten UND Mediator. Eine Doppelfunktion, die Ultras-Liebling Steffen Hofmann überfordern würde. Obwohl der eine wahre Legende ist.

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