Der zweifache Eishockeymeister steht in den kommenden Monaten vor seiner härtesten Prüfung. Präsident Hans Schmid zieht sich nach mehr als 20 Jahren im April zurück. Zusätzlich zu seinem Sponsor Steffl glich der Unternehmer nach dem Saisonende das Minus aus. Händeringend kämpft der Klub um Unterstützung der Stadt Wien. Doch diese konzentriert sich mit Sponsorverträgen stadtnaher Unternehmen auf Rapid und Austria.
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Die Capitals können zwar in einer würdigen Arena spielen, sind aber im Profi-Betrieb Nettozahler an die Stadt. Denn zehn Prozent der Ticketeinnahmen gehen als „Sportförderungsbeitrag“ (ehemals bekannt als Sportgroschen) an die Gemeinde. Bei einem Klub wie den Capitals, bei dem 130.000 bis 180.000 Zuschauer pro Saison einen großen Teil des Budgets ausmachen, kommt ein schmerzlich vermisster Betrag zusammen.
Und so kommt es, dass der Wiener Eishockey-Verein zum Beispiel im Vergleich zu einem Ligakonkurrenten aus dem Westen Österreichs eine Million Euro mehr aus der Privatwirtschaft lukrieren muss, um zumindest gleich viel Geld für die Mannschaft zu haben. Nach Corona und in Kriegszeiten ein Ding der Unmöglichkeit.
Speziell im Eishockey sind gar nicht so große Summen im Spiel. 500.000 Euro mehr würden aus einer Durchschnitts- eine Spitzenmannschaft machen. Mit einer Million Euro mehr spielt jeder Klub um den Titel.
Bis 15. Jänner haben die spusu Vienna Capitals noch Zeit. Dann muss für die kommende Saison genannt werden. Steht bis dahin nicht die finanzielle Basis, dann gehen in Kagran die Lichter aus.
Mister X
Ob es die Vienna Capitals auch im Herbst 2024 noch gibt, wird nicht nur von einer Unterstützung der Stadt oder stadtnaher Unternehmen abhängen. Laut KURIER-Recherchen gibt es drei Interessenten, die den Klub übernehmen wollen. Aber: Sie werden darauf pochen, dass es beim Sponsoring von Hans Schmid Übergangsverträge geben wird. Der langjährige Mäzen wird auch nicht wollen, dass sein sportliches Werk innerhalb weniger Monate von der Bildfläche verschwindet. Auch in der Wirtschaft, Kunst und Gesellschaft hat der Multimillionär Nachhaltiges geschaffen.
Der Basketball-Bundesligist ist ein weiterer Klub, der sich Spitzensport in der Hauptstadt kaum noch leisten kann. Manager Aldin Saracevic bestätigt: „Wir sind an dem Punkt angelangt: Wenn sich nicht bald etwas bessert, dann müssen wir uns aus der ersten Liga zurückziehen.“ Der ehemalige Klub von Österreichs NBA-Star Jakob Pöltl versucht seit dem Sommer, einen Termin mit Vertretern der Stadt Wien zu bekommen. Spätestens im Februar muss eine Entscheidung fallen. Saracevic betont das ungleiche Verhältnis in der Bundesliga: „Wenn man sieht, wie andere Klubs in unserer Liga von ihren Gemeinden unterstützt werden, dann ist klar, dass die Wiener nur im unteren Drittel mitspielen können.“
Dass ein Geldgeber wegen des Ukrainekrieges noch keine Leistungen erbringen konnte, verschärfte die Lage bei den Timberwolves zusätzlich. „Die Realität ist, dass der Sponsoring-Markt nicht mehr besser wird“, sagt Saracevic.
Der Schuldenberg der Wiener Austria wird seit Jahren nicht wirklich geringer, die zuletzt veröffentlichte Bilanz weist ein kräftiges Minus auf. Die Veilchen sind finanziell nicht auf Rosen gebettet, zittern Jahr für Jahr nicht nur um die Lizenz, sondern auch um ihre Existenz. Die Überlebensstrategie ist einfach wie dringlich. Zunächst möchte man mit dem Kreditgeber für das Stadion einen Deal vereinbaren, mit dem man mehr als die Hälfte des Volumens von 45 Millionen abbauen könnte. Der neue AG-Vorstand Harald Zagiczek kurbelt seit Wochen und Monaten, offenbar mit Geschick.
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Noch im Dezember soll diesbezüglich Klarheit herrschen, danach soll zeitnah im Jänner ein Investor für das Stadion gefunden werden. Ein möglicher Kandidat soll eine Firma mit Sitz in England sein. Der neue Boss im violetten Aufsichtsrat Ralph Krueger verfügt über ein dementsprechend gutes Netzwerk seit seiner Zeit als CEO bei Southampton. Ein weiterer Kandidat wäre Quattrex, schon seit längerer Zeit Geschäftspartner der Violetten mit Sitz in Luxemburg.
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