Paukenschlag im Handball: Westwien stellt den Spielbetrieb ein
Der 22. März 2023 wird als schwarzer Tag in die österreichische Handballgeschichte eingehen, speziell in der Bundeshauptstadt. Der Traditionsverein Westwien, fünffacher Meister, zweifacher Cupsieger und seit Jahrzehnten ein Fixstern auf dem rot-weiß-roten Handballhimmel, hat seinen Rückzug aus dem Profigeschäft mit der kommenden Saison angekündigt.
„Die nächste Saison ist wirtschaftlich für uns nicht mehr darstellbar, daher haben wir uns dafür entscheiden müssen, dass wir kein Erstligateam mehr stellen werden“, erklärte Manager Konrad Wilczynski. Die erfolgreiche Nachwuchsarbeit werde selbstverständlich weitergeführt.
Vor allem der Zeitpunkt der Ankündigung kommt überraschend, läuft es in der aktuellen Saison doch richtig gut. „Es ist extrem bitter. Wir sind Tabellenzweiter, stehen im Cup-Final-Four, haben acht Nationalteamspieler im Kader“, sagte Wilczynski. Noch dazu komme man heuer ganz ohne Legionäre aus. Nachsatz: „Aber de facto ist das allen wurscht.“
Es sei auch kein Hilfeschrei, ein Zurück ist für den 41-jährigen Ex-Teamkapitän, der mittlerweile seit zehn Jahren die Geschicke bei der Hietzinger lenkt, nicht mehr denkbar. „Der Zug ist abgefahren.“ Den Hilfeschrei hätte es schon vor eineinhalb Jahren gegeben, verwies Konrad Wilczynski auf Gespräche mit den politischen Verantwortlichen. Auch im KURIER-Gespräch hatte er im November 2022 angekündigt: „Ohne politische Hilfe überleben wir nicht.“ Jetzt haben sich seine Befürchtungen bewahrheitet, der Champions-League-Vierte 1994 steht vor dem Aus.
Natürlich hätten Corona-Nachwehen, Teuerungen und abgesprungene Sponsoren das ihre zur Situation beigetragen. Ein großer Punkt war aber auch die ewige Heimatlosigkeit. Die Infrastruktur sei seit Jahren die Achillesferse des Vereins, erklärte der langjährige Berlin-Legionär.
Auf der Suche nach einer Heimstätte in Wien ist man trotz intensiver Bemühungen nie fündig geworden. „Über 20 Grundstücke und Projekte wurden in Wien geprüft. Für die Realisierung hat leider das politische Willensbild gefehlt.“ So musste Westwien in die Südstadt nach Niederösterreich auswandern. „Im Grunde waren wir etwas heimatlos“, gab Wilczynski zu.
Leicht war nun der Schritt jedenfalls nicht, wie er erklärte, „aber irgendwann muss man konsequent sein. Westwien hat über ein Jahrzehnt in Wien um einen Platz gekämpft, egal ob in infrastruktureller, wirtschaftlicher oder politischer Hinsicht, und diesen Platz haben wir nicht gefunden“.
Der Blick ist dennoch in die Zukunft gerichtet. „Das Ziel ist, die Situation für rund 150 Kinder und Jugendliche zu retten und vielleicht sogar noch zu verbessern“, stellte der 136-fache Nationalteamspieler klar. Ihm schwebt dabei etwa eine Teilnahme in der zweiten heimischen Leistungsklasse vor. Mit den Profis bleibt heuer nur ein Ziel: „Ein Titel wäre ein krönender Abschluss.“
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