Thiems großer Tag: Showdown gegen den Serienhelden

Thiems großer Tag: Showdown gegen den Serienhelden
Die Melbourne-Bilanz von Djokovic ist beeindruckend. Doch Österreichs Topmann ist reif für den Triumph.

Dominic Thiem gilt als wandelndes Lexikon. Er kennt nicht nur seine Karriere-Daten auswendig, sondern beschäftigt sich auch mit jenen der Gegner. Dieses Mal macht es weniger Spaß, jene seines Finalgegners Novak Djokovic (Ab 9.30 Uhr, im kurier.at-Liveticker) zu studieren, der mit einem Finalsieg seine 276. Woche als Nummer eins antreten kann. „Er ist wahrscheinlich vor allem in Australien der beste Spieler aller Zeiten“, erinnert Thiem.

Sein Gegner steigerte sich in Melbourne im Finish noch einmal. Sieben Mal stand er im Halbfinale, danach gewann er stets auch die letzten beiden Matches. Das Endspiel zu bestreiten, taugt dem mittlerweile 32-Jährigen sehr. Nur gegen Rafael Nadal musste er 2012 über die volle Distanz von fünf Sätzen gehen, danach gab er in Endspielen nur noch drei Sätze ab. Mit sieben Triumphen ist er vor Roger Federer (sechs) ohnehin Rekordhalter.

Heuer hat der „Djoker“ nur einen Satz in der ersten Runde gegen den Deutschen Jan-Lennard Struff abgegeben, den dritten, und danach 16 Sätze in Folge für sich entscheiden können. Gelingt ihm am Sonntag  gegen Dominic Thiem ein Dreisatzsieg, überbietet der Wahl-Monegasse einen eigenen Rekord: 2008 gewann der „Djoker“ bei seinem ersten Australian-Open-Titel 18 Durchgänge en suite.

Zukunftsmusik

Um seine bisher längste Siegesserie bei diesem ersten Saisonhöhepunkt zu übertreffen, müsste Djokovic neben einem Erfolg am Sonntag gegen Thiem noch nächstes Jahr seinen neunten Melbourne-Titel nachlegen und 2022 zumindest ins Halbfinale kommen. Das wären dann 26 Siege bei den Australian Open in Folge. 25 hatte er von der ersten Runde 2011 bis zum Achtelfinale 2014 erreicht.

Dominic Thiem könnte heuer eine Phalanx durchbrechen. Seit 2005 (Marat Safin) gewannen nur vier Spieler die Australian Open: Neben Djokovic (7) und Roger Federer (5 von 6) auch Rafael Nadal und Stan Wawrinka (je 1). Die Zeit der Überraschungsfinalisten ist schon länger vorbei: 2006 bis 2008 standen der Zyprer Marcos Baghdatis, der Chilene Fernando Gonzalez und der Franzose Jo-Wilfried Tsonga in ihren jeweils einzigen Major-Finali.

Überraschungen

Thiem wird sich vor seinem ersten Melbourne-Finale nicht an diesen Herrschaften und den Djokovic-Bestmarken-Serien orientieren. Mit einem Triumph in Melbourne überholt er Federer und erreicht mit Platz drei sein bislang bestes Ranking. Was ihm Mut macht: Gegen Djokovic hat der Niederösterreicher zwar eine 4:6-Bilanz, allerdings hat er die vergangenen zwei Begegnungen im Halbfinale der French Open und im Gruppenspiel der ATP Finals (beides 2019) jeweils gewonnen. Der Sieg in London war auch der erste auf Hartplatz. „Wenn ich so spiele wie damals, habe ich eine Chance“, sagt Thiem, der eines weiß: „Will man eines der ganz großen Turniere gewinnen, dann muss man wohl innerhalb eines Majors zwei der großen Drei bezwingen.“

Nadal steht schon auf der Abschussliste (Sieg im Viertelfinale). Bislang hat Thiem aber noch nie Nadal und Djokovic bei einem Turnier besiegt. Aber: Beim ATP-Finale 2019 hatte er mit Federer und Djokovic erstmals zwei der großen Drei bei einem Turnier geschlagen. Bald zählt Thiem selbst dazu.

Novak Djokovic

  • 77 Turniere konnte Novak Djokovic gewinnen. Der erste Erfolg gelang 2006 in Amersfoort (NED), der bislang letzte in Paris-Bercy im November 2019.
  • 286 Matches gewann der Serbe bislang bei Grand-Slam-Turnieren (43 Niederlagen). Mit 16 Titeln ist er die Nummer 3 hinter Federer (20) und Nadal (19).
  • 130 Millionen Euro an Preisgeld hat Novak Djokovic ungefähr bis zum Finale verdient.

Dominic Thiem

  • 16 Turniere gewann Dominic Thiem. Seine Premiere feierte er 2015 in Nizza, zuletzt war er im Oktober 2019 in der Wiener Stadthalle erfolgreich.
  • 60 Mal ging Dominic Thiem bei Grand-Slam-Turnieren als Sieger vom Platz (24 Niederlagen). In Melbourne steht er zum dritten Mal in einem Major-Endspiel.
  • 21 Millionen Euro an Preisgeld hat Dominic Thiem ungefähr bis zum Finale am Sonntag verdient.

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