Dominator, Thiemensionen, Thiemgeist, Nationalthiem, Thiemkader – oder für Englischkundige frei nach Martin Luther King: I have a Thiem.
Dominic Thiem hat einen sehr dankbaren Namen. Einen Namen, hinter dem vor allem eines steckt: Erfolg.
Vor dem größten steht der 26-Jährige am Sonntag: Im Finale der Australian Open fordert der Niederösterreicher den besten Melbourne-Spieler der Geschichte: Novak Djokovic (9.30 Uhr MEZ/KURIER.at-Liveticker), seines Zeichens Siebenfach- und damit Rekordsieger der Australian Open. Thiem hat zumindest schon österreichische Geschichte geschrieben und als erster Österreicher das Einzel-Finale im Melbourne-Park erreicht.
Was zeichnet den Lichtenwörther auf und neben dem Platz aus, was machte ihn zum rot-weiß-roten Superstar und Vorzeigesportler?
Die Technik
Dominic Thiem ist für viele Experten (nicht nur österreichische) einer der am besten ausgebildeten Filzkugel-Spieler der Erdkugel. Unter Trainer Günter Bresnik perfekt geschult, verbesserte sich Österreichs bester Sommersportler seit der Trennung im Frühjahr des vergangenen Jahres noch weiter. Sein Paradeschlag ist die Vorhand, sein Zauberschlag die Rückhand. Die Schwächen – das Spiel am Netz – konnte er beheben, „er bewegt sich viel besser nach vorne“, sagt auch Servus-TV-Experte Alexander Antonitsch. In Melbourne besticht Thiem zudem mit seiner Nervenstärke, im Viertelfinale gegen Rafael Nadal gewann er drei, im Semifinale gegen Alexander Zverev zwei Tiebreaks.
Der Verdienst
Thiem hat mit den Australian Open umgerechnet rund 21 Millionen Euro verdient. Der Monatslohn in diesem Jänner beträgt rund 1,5 Millionen Euro, 1,3 Millionen kommen bei einem Finalsieg dazu. Im Vorjahr ließ er sich allein an Preisgeld umgerechnet 6,4 Millionen gutschreiben. Die Sponsoren sorgen in etwa für den doppelten Verdienst. Bank Austria, Adidas, Kia, Babolat, Rolex und Red Bull setzen auf die Marke Thiem. Österreichs Ass ist ein Selfmade-Mann, er kämpfte sich ohne Hilfe des Verbandes nach oben. Der KURIER initiierte 2010 ein Expertengespräch mit ÖTV-Granden, um Förderungen zu lukrieren. Diese wurden danach zwar Thiem angeboten, waren aber nicht höher als ein Taschengeld und wurden vom Ex-Manager Bresnik auch abgelehnt.
Das Team
Der Chilene Nicolás Massú, der Thiem seit ziemlich genau einem Jahr betreut (offiziell seit April), ist ein gewissenhafter Arbeiter, der erfolgreich noch an einigen Stellschrauben gedreht hat. Auch Trainer-Vater Wolfgang, der bei Bresnik lernte, trug seinen Teil bei. Alex Stober wurde von Bresnik vor vier Jahren ins Boot geholt, der deutsche Physio hat sich schon bei Weltstars wie Andre Agassi und Pete Sampras einen Namen gemacht. Für die Kondition sorgt der Kubaner Duglas Cordero, beim Aufbautraining ist stets der Sportwissenschaftler Mike Reinprecht mit von der Partie. Manager Herwig Straka sorgt für die Finanzen.
Der Aktivist
Thiem setzt sich stets für Umwelt- und Tierschutz ein (so für WWF und 4oceans). „Ich versuche auch, meine Popularität zu nutzen, um Menschen zu überzeugen, wie wichtig diese Themen sind“, sagt Thiem, der nach seiner Karriere Vegetarier werden will („Auf der Tour ist dies schwierig“).
Der Film Die Doku „Thiem-Spirit“ (wieder ein Wortspiel) von Servus TV war im Vorjahr ein voller Erfolg, heuer gibt es den zweiten Teil.
Der Mensch
Thiem genießt den Ruf als wohlerzogener, sympathischer junger Mann von nebenan. Starallüren waren ihm stets fremd, er wusste immer, wer ihn auf dem langen Weg nach oben begleitete. Auch auf dem Platz ist Thiem ein fairer Sportsmann, er korrigiert oft Fehlentscheidungen, die ihn begünstigen. „Bevor er durch eine Fehlentscheidung gewinnt, verliert er lieber“, sagte Wolfgang Thiem einmal. Selbst Roger Federer adelt ihn: „Er ist einer der Nettesten auf der Tour.“
Dominic Thiem könnte Thomas Muster folgen, der bislang als einziger Österreicher einen Einzelbewerb eines Grand-Slam-Turniers gewann. 1995 holte sich der Steirer den Pokal bei den French Open.
Grand-Slam-Sieger gab es in Österreich insgesamt schon einige, der erfolgreichste ÖTV-Spieler war Jürgen Melzer, der sich insgesamt fünf Titel auf höchster Ebene sicherte. Seine größten Erfolge waren die Doppel-Titel in Wimbledon (2010) und bei den US Open (2011), 2011 gewann er mit seiner Ex-Gattin Iveta Benesova den Mixed-Bewerb in Wimbledon, wo er 1999 schon im Junioren-Einzel triumphierte. 1999 siegte er im Junioren-Doppel der Australian Open mit dem Dänen Kristian Pless.
Im Doppel war Julian Knowle erfolgreich. Der heutige Coach von Dennis Novak sicherte sich 2007 bei den US Open den Titel mit dem Schweden Simon Aspelin. Oliver Marach gewann schon die Australian Open – 2018 an der Seite des Kroaten Mate Pavic, mit dem er das Jahr 2018 als Nummer eins der Welt abschloss. Alexander Peya darf sich Wimbledon-Sieger nennen, der Wiener siegte 2018 an der Seite der US-Lady Nicole Melichar.
Zwei Junioren-Doppel-Champs gibt es auch noch: Nikolaus Moser holte 2008 den Titel bei den US Open, Lucas Miedler 2014 jenen bei den Australian Open.
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