Showdown in New York: Doping-Diskussion oder American Dream

US-Mann Taylor Fritz steht in seinem ersten Major-Finale
Jannik Sinner trifft im US-Open-Finale auf Lokalmatador Taylor Fritz, der die Herzen der Fans erobert hat.

Es war keine nächtliche Revival-Show, keine Einblendung aus guten, alten Tagen des US-Männertennis.

Zwei Lokalmatadore im Halbfinale im vollen Arthur-Ashe-Stadium, dem größten Stadion der Welt. Taylor Fritz und Frances Tiafoe spielten in der Night Session wie einst Pete Sampras und Andre Agassi – und hochklassiges, dramatisches Tennis. Am Ende siegte Fritz 4:6, 7:5, 4:6, 6:4, 6:1 und trifft am Sonntag im Finale auf den topgesetzten Italiener Jannik Sinner (20 Uhr MESZ, Puls 4, Joyn, Sky), der zuvor seinen Gegner Jack Draper beim Dreisatz-Sieg mehrmals zum Kotzen gebracht hatte.

21 Jahre

Fritz kann damit den ersten Grand-Slam-Titel für die US-Männer seit 2003 einfahren, damals besiegte Andy Roddick ebenfalls bei den US Open im Endspiel den Spanier Juan Carlos Ferrero in drei Sätzen. Roddick stand auch als bisher letzter Spieler seiner Nation in einem Major-Finale, 2009 unterlag er nach hartem Kampf in Wimbledon Roger Federer. Der Schweizer besiegte Roddick auch im Finale der US Open 2006, beim letzten Endspielauftritt eines Amerikaners in New York.

Das alles wird Mister Fritz aber ziemlich wurscht sein. „Das ist der Grund, warum ich das tue, warum ich Tennis spiele“, sagte Fritz nach dem Match unter Tränen. „Ein Traum wird wahr. Ich werde alles geben, was ich geben kann.“

Am Netz klopfte Fritz nach dem verwandelten Matchball seinem US-Kollegen auf die Brust und versuchte, Tiafoe aufzumuntern. „Er hat mich überwältigt von der Grundlinie. Ich habe einfach versucht, zu kämpfen“, sagte Fritz. Tiafoe hatte bereits 2022 sein erstes US-Open-Halbfinale gegen den Spanier Carlos Alcaraz in fünf Sätzen verloren.

Nach dem Ausscheiden von Novak Djokovic, Carlos Alcaraz und auch Alexander Zverev hat der Italiener Sinner scheinbar freie Bahn zum zweiten Triumph bei einem der vier Grand-Slam-Turniere.

Bange Minuten

Der zusätzlichen Belastung rund um seinen umstrittenen Dopingfreispruch hat Sinner standgehalten, doch vor dem Endspiel tauchte eine weitere Frage auf. Denn bei seinem 7:5-7:6-6:2-Sieg gegen den Briten Jack Draper stützte sich Sinner mit dem linken Handgelenk bei einem Sturz ab und zog sich dabei eine Blessur zu.„Ich sehe es relaxed, weil wenn es etwas Schlechtes ist, fühlt man das sofort stärker“, glaubt Sinner, dem freilich ein Auswärtsspiel erwartet. Im direkten Duell steht es vor dem Showdown 1:1.

Unabhängig vom Ausgang bleibt Sinner im Ranking vor dem Deutschen Alexander Zverev vorne. Fritz kann sich bei einem Titel auf Rang sechs vorschieben, ist aber auf jeden Fall Siebenter.

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