Leitgeb zum Todestag seines Vaters: "Sind überall hofiert worden"

Leitgeb zum Todestag seines Vaters: "Sind überall hofiert worden"
Vor genau einem Jahr starb Ex-Muster-Manager Ronnie Leitgeb. Sohn Florian ist ebenso erfolgreich, sein Weg war aber ein einzigartiger.

Es war ein Tag wie kein anderer: Das unerwartete Ableben von Ronnie Leitgeb am 16. Februar 2022 riss ein großes Loch im österreichischen Tennissport.

Der Name Leitgeb bürgte für Qualität. Und er tut es immer noch. Nur steht heute der Vorname Florian davor. Der 30-Jährige hatte schon zu Lebzeiten die Geschäfte seines Vaters mitgeführt. Und da gab und gibt es mit zwei größeren Challenger-Turnieren viel zu tun, zudem ist er mit Champ Events auch Lizenzinhaber des ATP-Turniers in Lyon und war im Vorjahr Veranstalter des Davis Cups gegen Pakistan in Tulln.

KURIER: Wann sind Sie erstmals in die Spuren Ihres Vaters getreten?

Florian Leitgeb: Bei mir verlief das alles ein bisschen anders als bei anderen. Ich bin natürlich von Tag eins meines Lebens mit Tennis in Berührung gekommen und mit Thomas Muster, der irgendwie ein großer Bruder für mich war, und meinem Vater mitgereist. Wir sind überall hofiert worden. Ich habe aber für mein Verständnis den Tennissport falsch kennengelernt. Weil der normale Spieler, Coach oder Manager unten anfängt und sich raufarbeiten muss. Und ich habe Tennis als Kind gekannt, da war der Thomas Nummer eins oder zumindest immer in den Top Ten, da bis du der Beste der Besten und kriegst alles, ohne zu fragen.

Aber irgendwann hat Muster aufgehört...

Für mich war Tennis dann nicht mehr wirklich ein Thema, und bin in die Tourismusschule gegangen und habe eigentlich ganz einen anderen Weg eingeschlagen. Dann hat sich das wieder so langsam zurückentwickelt. Ich habe das irgendwie bereut, dass ich Tennis sozusagen falsch kennengelernt habe und habe dann die Chance bekommen, mit Lucas Miedler zum einen oder anderen Turnier zu fahren. Und wir waren vier Wochen in Südkorea und in Italien bei kleineren Turnieren, da lernst du dann eigentlich, wie es wirklich ist. Dort bist du nichts, dort kriegst du nichts. Während ich vorher die besten VIP-Klubs der Welt kennenlernte, sitzt du in Korea in der Players Lounge unter der Tribüne, da gibt's kein Mittagessen.

KURIER Talk mit Florian Leitgeb

Sie haben sich, böse formuliert, quasi nach unten gearbeitet, oder?

Die Lernkurve ging nach oben, aber die Qualität nach unten. Und das war auch gut so, weil ich alles kennenlernte. Jetzt weiß ich, wie man Challenger einfach besser machen kann. Für die Spieler besser, für die Zuschauer interessanter. Und so bemühen wir uns.

Jahrelang gab es keine Challenger in Österreich, die ja gerade für die jungen Österreicher wichtig sind. Jetzt gibt es drei, für jene in Tulln und seit dem Vorjahr in Mauthausen sind Sie federführend. Wann fiel die Entscheidung?

Mein Papa stand immer schon dahinter, dass es vor allem in Niederösterreicher wieder eines geben sollte. Er sagte aber, dass er dafür zu wenig in Österreich sei. Gemeinsam mit ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer haben wir dieses Vorhaben umgesetzt. Weil es notwendig war. Die jungen Italiener können sechs Monate jede Woche zu Hause ein Challenger spielen, was natürlich für die Finanzierung einfacher ist, weil keine großen Reisekosten anfallen. Das ist nur ein Beispiel, wie die jungen Österreicher profitieren können.

Inwieweit hat der Vater da noch geholfen?

Sein Name hat bei der Umsetzung sehr geholfen, den Rest habe ich erledigt. Im ersten Jahr, vor zwei Jahren, war er aber zumindest zwei Tage in Tulln. Das Turnier läuft sehr gut, aber wir wissen, wo wir uns noch verbessern können.

Die Challenger sind gut dotiert, kann man auch mit Stars rechnen?

Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Das Preisgeld auf Challenger-Ebene  ist nicht hoch, ich glaube, der Sieger bekommt um die 13.000 Euro. Und die Profis haben daneben auch noch enorme Kosten. Und keiner gewinnt jede Woche ein Challenger.

Wie viele Wochen sind Sie unterwegs?

Doch einigermaßen viel, wir haben ja mit Champ Events auch noch die Lizenz für das ATP-Turnier in Lyon, das früher lange in St. Pölten war. Dazu hoffen wir,  im nächsten Jahr wieder das kombinierte Herren- und Damen-Turnier in Marbella austragen zu können.

Ihr Vater hatte Flugangst. Was machte er? Den Pilotenschein. Auch für Sie ein Gedanke?

Nein, ich gebe zu, ich entwickle gerade auch das Gefühl, Flugangst zu entwickeln...

Dann bleiben wir in Österreich. 2022 haben Sie in Tulln den Davis Cup gegen Pakistan ausgerichtet. Wieder eine Option?

Ja, wir werden uns auf jeden Fall bewerben.

Ist es ein Ziel, dass Tulln oder Mauthausen einmal ATP-Status erlangen?

Wir werden sehen, aber ich glaube, dass der Markt mit Wien und Kitzbühel bei uns gut bedient ist.  

Ihr Vater war auch ÖTV-Präsident. Ist das irgendwann auch für Sie ein Thema?

Ehrlicherweise sehe ich nicht, dass ich die Kompetenz schon habe. Zudem müssen wir wahnsinnig froh sein über den derzeitigen Präsidenten. Martin Ohneberg macht einen super Job.

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