Wieder kein Finalsieg: Zverev unterliegt Alcaraz im Paris-Endspiel
Eine gefühlte Ewigkeit schrieben Roger Federer, Rafael Nadal und vor allem Novak Djokovic mit ihren Erfolgsstorys Geschichte. Mittlerweile schickt sich die neue Generation an, die Tennis-Historie zu verändern.
Vor allem Carlos Alcaraz. Mit 19 kürte sich der Spanier vor zwei Jahren zur jüngsten Nummer eins der Welt, am Sonntag schrieb er mit dem 6:3-2:6-5:7-6:1-6:2-Finalsieg über Alexander Zverev bei den French Open wieder ein kleines Stück Tennisgeschichte. Damit avancierte der Schützling von Juan Carlos Ferrero, der vor 21 Jahren Nummer eins war, zum jüngsten Spieler, der Grand Slams auf drei verschiedenen Belägen gewann. 2022 siegte er bei den US Open auf Hartplatz, im Vorjahr auf dem Heiligen Rasen zu Wimbledon, nun im Sandplatz-Mekka. Holt er auch noch die Australian Open, dann schafft er als neunter Spieler den Karriere Slam (Siege bei allen vier Majors).
Der Deutsche Zverev hingegen verpasste in seinem zweiten Grand-Slam-Finale den ersten Titel. 2020 hatte er im Endspiel gegen Österreichs Topmann Dominic Thiem nach klarer Führung den Triumph bei den US Open noch hergegeben.
Historische Paarung
Geschichte wurde schon vor dem Finale geschrieben. Es war das erste Finale in Roland Garros seit 20 Jahren, in dem weder Novak Djokovic, Rafael Nadal oder Roger Federer standen (für Statistikfüchse: 2004 schlug der Argentinier Gaston Gaudio seinen Landsmann Guillermo Coria). Und die großen Drei haben auch alles gewonnen, nur 2015 durchbrach der Schweizer Stan Wawrinka die Phalanx. Dass es deshalb einen neuen French-Open-Champ geben würde, war deshalb schon vor den ersten Aufschlägen festgestanden.
Und diese ersten beide brachte Zverev nicht ins Feld, schon nach zwei Doppelfehlern verräumte er sein Racket und schnappte sich ein neues. Das brachte nur bedingt etwas, Alcaraz startete mit einem Break. War egal, weil er sein Aufschlagsspiel sofort verlor. Der enorm spielfreudige Spanier, der den Großteil des Publikums am Centrecourt Chatrier hinter sich hatte, dominierte den ersten Durchgang und holte sich die Führung. Zverev wurde stärker, punktete oft von der Grundlinie und wurde vor allem offensiver und aggressiver, während sein Gegenüber, das er vor zwei Jahren in Paris im Viertelfinale besiegt hatte, fehleranfälliger wurde. Alcaraz spielte sich zurück und mit dem Publikum, feuerte sich immer wieder an. Und geriet im kuriosen dritten Satz auch wieder in eine Schwächephase, Zverev holte sich nach 2:5-Rückstand den dritten Satz.
Der Spanier, den man in der Vergangenheit oft nachgesagt hatte, nicht topfit zu sein, fand aber bald wieder in die Spur und schlug nach dem Fünf-Satz-Erfolg über Jannik Sinner im Halbfinale auch Zverev - auch dank einer athletischen Stärke. Auch, wenn am Ende eines teilweise hochklassigen Spiels der Kopf mitentschied.
Erinnerungen
Zverev hatte sich vor seiner Partie an seine Niederlage gegen Thiem erinnert. „Damals war ich noch ein Kücklein“, sagte er. 1.366 Tage danach war der Gegner überragend.
Alcaraz kassiert nicht nur 2,4 Millionen Euro Preisgeld und wird am Montag im Ranking die Nummer zwei hinter Sinner, der am Knie verletzte Djokovic wird nur noch Nummer drei sein. Und in Wimbledon wird der Serbe wohl auch nicht am Start sein. Und Nadal, der König von Paris? Wird wohl auch keine Gefahr für die nächste Generation darstellen.
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