„Es ist das Größte für mich, hier zu sein und ihn sehen zu können“, strahlt David aus Spanien. „Ich liebe ihn“, sagt er mit Tränen in den Augen. „Ich will ihn heiraten!“ Seine Freundin Alicia nickt wissend und humorvoll resignierend: „Für Spanier ist es ein Lebenstraum, ihn hier spielen zu sehen.“ So wie ihrem Mann geht es nicht nur Spaniern, sondern Tennisfans auf der ganzen Welt.
Tennis-Kitsch
Rafael Nadal, sein möglicherweise letztes Turnier, als Olympiasieger von Peking 2008 hier bei den Olympischen Spielen – und dann finden die auch noch in Paris statt, wo er in den vergangenen 19 Jahren 14 Grand-Slam-Titel gewonnen hat. Zudem wird heuer olympisches Tennis erstmals seit 1992 wieder auf Sand gespielt. Es hätte kaum kitschiger kommen können für den Sandplatzkönig.
Doch dann setzte er noch einen drauf und kündigte an, mit dem Kronprinzen Carlos Alcaraz im Doppel um Gold kämpfen zu wollen, dem amtierenden French-Open-Champion. „Die Legende und die Zukunft gemeinsam am Court, das ist ein großes Glück für uns Spanier“, erklärt der spanische Marca-Journalist Felipe del Campo.
Die Nadal-Fans in Roland Garros sind aus dem Häuschen. Die meisten sind bereits gerührt hier hergekommen, alle anderen waren spätestens dann den Tränen nah, als sie den Star gesehen haben.
Hugo und Antonio sind in spanische Flaggen gehüllt zu den Tennis Courts gekommen. „Wir hoffen, Nadal hier zu sehen“, sagen sie. Tickets für den Court Philippe-Chatrier hatten sie nicht. Ihre Mutter freut sich dennoch, in der Nähe des Stars zu sein. „Er ist der Allergrößte!“
„Vamos, Rafa!“
Freudenschreie am nahezu bis auf den letzten Platz gefüllten Court Philippe-Chatrier, als Nadal, im Spielertunnel, am Sonntag erstmals auf den Bildschirmen auftauchte. Jubel, als er mit verbundenem rechten Oberschenkel den Platz betritt, Jubel beim Aufwärmen, „Vamos, Rafa!“-Rufe in jeder Pause, Standing Ovations bei gelungenen Ballwechseln.
„Merci beaucoup“, hatte Nadal hier im Mai gesagt, als er in der ersten Runde der French Open gegen Alexander Zverev verloren hatte. „Die Gefühle, die ihr mir hier vermittelt habt, sind unvergesslich.“ Das können die Fans hier nur zurückgeben. Und auch wenn Nadal sich weigert, das olympische Tennisturnier als sein letztes zu bezeichnen, sind sich viele sicher, dass er hier – in seinem Wohnzimmer – dem Bewerbstennis adieu sagen wird.
Doch vorher will er noch gewinnen. So wie am Sonntag in der ersten Runde gegen Marton Fucsovics. Nach nur einem abgegebenen Game im ersten Satz, verlor Nadal Satz zwei, im dritten Satz zeigte er, dass zu seinem Tennis nicht nur Technik und Beinarbeit gehören, sondern auch ein starker Wille. Am Ende gewann er 6:1, 4:6, 6:4.
In Runde zwei wird es nochmal schwerer. Da wartet mit Novak Djokovic einer, der dem Tennismärchen des Königs von Roland Garros ein jähes Ende setzen könnte.
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