Supertalent Lilli Tagger: Eine 17-jährige Empfehlung fürs Welttennis
Beeindruckende Woche: Lilli Tagger spielte sich im chinesischen Jiujiang bis ins Finale, wo sie der Russin Anna Blinkova unterlag.
17 Jahre. Und längst bekannt im ganzen Land. Und das Aufregende ist: Nicht nur Tennis-Fans erkundigen sich nach Lilli Tagger, ihr Bekanntheitsgrad schoss heuer in die Höhe. In den jüngsten Tagen hat sich die Osttirolerin auch international einen Namen gemacht. Bei ihrem allersten WTA-Turnier kam sie bis ins Endspiel.
Im chinesischen Jiujiang wurde sie erst vor dem letzten Schritt von der stark aufspielenden Russin Anna Blinkova gestoppt, der sie am Sonntag zum 6:3-6:3-Erfolg gratulierten durfte. „Du warst besser und verdienst es“, sagte Tagger in Richtung Blinkova. Freilich darf man die Woche im Gesamten sehen.
Was spricht für eine große Karriere?
Das Team
„Wir hatten so ein tolles Jahr, wir arbeiten sehr hart. Danke, dass du jeden Tag an meiner Seite bist“, sagte Tagger bei der Siegerehrung in Richtung Francesca Schiavone. Mit 13 verließ Tagger bereits ihre Heimat Lienz, seit ziemlich genau zwei Jahren trainiert sie in Varese bei der italienischen French-Open-Siegerin 2010. Diese baut sie behutsam auf, es gibt einen Stufenplan. „Der Fokus von Schiavone liegt nicht auf Ergebnissen, sondern auf der Weiterentwicklung ihres Spiels“, erklärte Mutter Sabine Tagger. Auch Manager Alex Vittur ist ein absoluter Profi, er hat neben Tagger noch einen zweiten Schützling: Jannik Sinner, mit dem Tagger auch schon trainierte.
Der Mensch
Tagger will nichts zerreißen. Sie ist extrem diszipliniert, hat auf den Courts eine schnelle Auffassungsgabe und macht, wie Tennis-Experten sagen, auch auf dem Platz sehr wenig Blödsinn. Das Leben, das andere Jugendliche führen, fehlt ihr nicht, wie sie im KURIER-Interview kürzlich sagte: „Nein, ich habe in meinem Leben ebenfalls schon schöne Momente erlebt, an die ich mich gerne erinnern werde. Momente, die eben andere nicht haben.“ Und: Sie nimmt nicht alles bierernst, ein Vorbild ist die Weltranglisten-Erste Aryna Sabalenka, die für ihre Späße bekannt ist. Nicht nur mental ist Tagger stark, auch spielerisch ist sie bereits sehr weit.
Die Technikerin
Für ihre 17 Jahre verfügt sie über viel Power. Sie verfügt über einen guten Aufschlag, der mit ihrer Körpergröße von 1,85 Metern noch ausbaufähig ist. Auch ihre Vorhand ist stark. Besonders ihre einhändige Rückhand sorgt – wie einst bei Dominic Thiem – für Staunen. Ihre ersten Trainer rieten ihr davon ab, doch Lilli setzte ihren Kopf durch und schuf sich so ein Markenzeichen. Vor allem bei den Frauen ist die einhändige Rückhand eine Ausnahmeerscheinung. Schiavone hat’s freilich gefreut – auch sie pflegte vor vielen Jahren diesen Schlag.
Die Rangliste
Tagger verbesserte sich dank des Erfolges in China um 80 Ränge auf Platz 155. Besonders fein: Keine einzige Spielerin, die jünger ist, ist vor ihr platziert. Und seit 2018 stand keine U18-Spielerin in einem WTA-Finale.
Das Preisgeld
Für ihren bisher größten Erfolg gab es keinen Cent – Tagger hatte heuer bei den French Open als erste rot-weiß-rote Spielerin den Juniorenbewerb eines Grand-Slam-Turniers gewonnen. Auf der Tour hat Tagger vor dieser Woche 44.444 Dollar verdient, in Jiujiang kommen weitere 21.484 US-Dollar dazu. Allerdings, die umgerechnet 56.836,53 Euro sollten nur der Anfang sein.
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