Dominic Thiem steht erstmals im Finale der US Open

Dominic Thiem
Der Österreicher besiegte den Russen Daniil Medwedew 6:2, 7:6, 7:6 und trifft am Sonntag auf den Deutschen Alexander Zverev.

Dominic Thiem steht zum vierten Mal in einem Grand-Slam-Finale und erstmals im Finale der US Open. Der Niederösterreicher besiegte den russischen Vorjahresfinalisten Daniil Medwedew 6:2, 7:6 (7), 7:6 (5)  und trifft am Sonntag um 22 Uhr (Liveticker auf kurier.at/sport, Eurosport, ServusTV) auf den Deutschen Alexander Zverev, der Pablo Carreno Busta besiegte.  Der Spanier führte nach zwei Sätzen bereits 2:0. Doch dann schaffte Zverev die Wende, profitierte womöglich auch vom lädierten Rücken von Carreno Busta und siegte schließlich 3:6, 2:6, 6:3, 6:4, 6:3.

Zverev ist damit der vierte deutsche Grand-Slam-Finalist nach Boris Becker, Michael Stich und Rainer Schüttler. Letzterer war der bisher letzte Major-Endspielteilnehmer 2003 bei den Australian Open.

Die beiden Finalisten haben 1,5 Millionen Dollar (1,27 Millionen Euro) sicher, dem Sieger am Sonntag wird das Preisgeld verdoppelt.

Hochklassiges Spiel

Was Dominic Thiem und Daniil Medwedew in der Nacht auf Samstag zeigten, war bereits ein vorweggenommenes Finale. Die beiden lieferten hochklassige Ballwechsel über alle drei Sätze und eine unglaubliche Spannung, speziell im zweiten und dritten Durchgang.

Die Taktik von Dominic Thiem gegen die Nummer drei des Turniers war schon im ersten Game gut zu sehen. Immer wieder spielte der Österreicher mit flachem Slice auf die Rückhand und nahm so dem 1,98 Meter großen Russen den Größenvorteil.

Und so kam Thiem bereits im zweiten und dritten Aufschlagspiel von Medwedew zu Breakbällen. Als Thiem den Punkt zum 4:2 machte, verlor Hitzkopf Medwedew seine Nerven. Sein zweiter Aufschlag wurde out gegeben, er zeigte die Challenge aber erst an, nachdem er den Return von Thiem ins Netz gespielt hatte. Das war zu spät. Weil er einfach in Thiems Spielhälfte marschierte um anzuzeigen, wo er den Ball gesehen hatte, bekam er eine Verwarnung. Medwedew konnte sich nicht beruhigen und legte sich bis zum Ende des Satzes mit dem Supervisor an.

Das Ende kam auch sehr schnell. Nach dem 4:2 war der 24-Jährige völlig von der Rolle, Thiem kam zu einem weiteren Break und holte sich den ersten Satz nach nur 35 Minuten mit 6:2. Bis zu diesem Zeitpunkt machte Thiem alle Punkte, wenn sein 1. Aufschlag im Feld landete.

Nervenschlacht

Der zweite Durchgang entwickelte sich zur Nervenschlacht. Thiem gab gleich sein erstes Aufschlagspiel ab und lief dem Rückstand bis zum Ende hinterher. Erst im zehnten Game gelang dem Österreicher das Break zum 5:5. Dass Thiem im Game danach fünf Breakbälle abwehren musste, zeigte, wie eng das Spiel plötzlich war. Im Tiebreak musste Thiem einen Satzball von Medwedew abwehren und gelang ihm selbst der entscheidende Punkt zum 9:7 und somit zur 2:0-Satzführung.

 

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Thiem rutschte aus und war böse

Allerdings verspürte Thiem nach einem Sprint ans Netz einen Schmerz an der Achillessehne und musste nach dem zweiten Satz behandelt werden. Eine Beeinträchtigung war nur in den Spielpause zu sehen, wenn Thiems Gang nicht rund wirkte. "Ich habe danach nichts mehr gespürt, aber ich bin voll mit Adrenalin. Mal sehen, wie es nach dem Aufwachen sein wird", sagte Thiem.

Medwedew schien die Behandlungspause auch genutzt zu haben. Der Russe spielte danach sein bestes Tennis, lies Thiem kaum ins Spiel kommen und holte sich eine 3:0-Führung. Erneut führte Medwedew mit einem Break. Als Thiem die Chance auf das Rebreak zum 2:3 vergab, weil er aus ausrutschte, schrie er seinen Frust von der Seele. „Was sind das für Schuhe! Es kann doch nicht sein, dass man auf Hartcourt ausrutscht.“ Statt 2:3 stand es 1:4. Doch Thiem kämpfte sich erneut zurück. Beim Stand von 3:5 wehrte er einen Satzball ab und nahm Medwedew den Aufschlag ab. Thiem stellte also von 2:5 auf 5:5.

Im Tiebreak blieb Thiem nach knapp drei Stunden Spielzeit hellwach und gewann es mit 7:5.

"Perfekte Mischung"

"Es war die perfekte Mischung aus Defensive und Offensive", sagte ein glücklicher Thiem. "Um einen Medwedew im Halbfinale in drei Sätzen zu besiegen, muss es eines meiner besten Spiele gewesen sein." Eine seiner Gehirnhälften war aber schon beim Finale am Sonntag. "Natürlich in ich stolz, aber ich weiß auch, dass ich noch eine riesige Aufgabe vor mir habe. Tennis ist ein tougher Sport: Ich habe sechs super Partien gespielt, aber wenn ich jetzt nachlasse und verliere, dann bin ich nur enttäuscht", sagte er im Interview auf ServusTV.

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