Australien bestätigt dreijähriges Einreiseverbot für Djokovic
Sonntag, 17.54 Uhr australischer Zeit: Richter James Allsop beendet die fast neunstündige Sitzung im Fall Novak Djokovic.
Urteil: Kein Visum für den serbischen Tennis-Star, der Australien verlassen musste. Kurz vor Mitternacht saß der 34-Jährige im Flieger nach Dubai, heute Morgen ist er dort gelandet. Im Laufe des Tages wird er in Belgrad erwartet. In seiner Heimat ist er ein Märtyrer. Schon in Australien war er von Serben gefeiert worden. Bevor der große Empfang losgeht und bevor das Turnier in Melbourne heute Nacht losging, noch ein paar finale Antworten zur Causa Djokovic.
Ist damit die Karriere von Djokovic beendet?
Für Ungeimpfte wird die Einreise in viele Länder schwer bis unmöglich. Nach gegenwärtigem Stand könnte Novak Djokovic Ende Mai in Paris spielen. Es ist aber durchaus möglich, dass auch in Frankreich die Regierung sukzessive schärfer gegen Ungeimpfte vorgeht. Sollte Djokovic ab Juli auch seinen Titel in Wimbledon verteidigen wollen, ist dies nur mit einer verpflichtenden, zehntägigen selbstüberwachten Heimquarantäne möglich. Für die Reise zu den US Open im Spätsommer würden für den Serben annähernd dieselben Regeln wie für Australien gelten. Eine Reise ist für Ungeimpfte nur mit medizinischen Ausnahmegenehmigungen möglich. Zudem ist eine Einreise möglich, wenn sie im nationalen Interesse liegt, dies ist von der Regierung abzusegnen. Ob sich ein Tennisspieler in dieser Kategorie wiederfindet, ist wohl anzuzweifeln.
Bleibt Djokovic die Nr. 1 der Weltrangliste?
Schon in Melbourne können ihn Daniil Medwedew oder Alexander Zverev mit dem Turniersieg ablösen. Und die nächsten großen Turniere finden in den USA statt, in die Djokovic nur schwer einreisen kann. Von 10. März bis 3. April spielen die Profis in Indian Wells und Miami.
Hat Djokovic auch einen finanziellen Schaden?
Ja, abgesehen von den Reise- und Aufenthaltskosten muss er auch eine Strafe in der Höhe von 500.000 australischen Dollar (rund 316.000 Euro) zahlen und die Gerichtskosten tragen, alles in allem kommt dies auf umgerechnet rund 500.000 Euro. An den Verdienstentgang wird er ungern denken wollen, da es heuer ein Rekord-Preisgeld geben wird: Bei einer Titelverteidigung wäre der 34-Jährige um rund 2,8 Millionen Euro (brutto) reicher gewesen, wäre er in der ersten Runde schon rausgeflogen, was ihm bei einem Grand-Slam-Turnier zuletzt 2006 passierte, hätte es immerhin noch fast 57.000 Euro gegeben. Aber der finanzielle Schaden ist wohl nicht das Problem des Serben, der bereits fast 136 Millionen Euro allein an Preisgelder verdient hat. Trotzdem hat die undurchsichtige Einreisecausa seinem Image geschadet, weshalb es passieren kann, dass der eine oder andere Sponsor abspringt.
Darf Djokovic wieder nach Australien?
Eine Abschiebungsanordnung beinhaltet in der Regel auch ein dreijähriges Rückkehrverbot nach Australien. Diese wurde am Montag von Innenministerin Karen Andrews bestätigt. In einem Interview in der Today Show sagt sie: "Sein Visum wurde annulliert. Dies wurde vom Bundesgericht bestätigt, daher wird ihm die Einreise in das Land für drei Jahre verboten." Ein Hintertürchen gebe es allerdings. Sollte Djokovic in Zukunft aus zwingenden Gründen nach Australien zurückkehren wollen oder müssen, "kann man sich das dann ansehen, aber das ist zu diesem Zeitpunkt alles hypothetisch."
Nachdem Djokovic auch im Wissen eines positiven Corona-Tests (16. Dezember) Termine wahrgenommen hat, stand auch eine Strafe im Heimatland Serbien im Raum. Mittlerweile meldete sich aber das serbische Gesundheitsministerium zu Wort: „Novak Djokovics Dokumente seien gültig und würden bestätigen, dass er im Dezember an Corona erkrankt war. Man hätte sich zwar gewünscht, dass Djokovic sich impfen lasse – eine Strafe für Verstöße gegen die Isolierungspflicht nach einem positiven Test sei aber nicht vorgesehen.“
Was bedeutet das Urteil des Bundesgerichts für die Australian Open?
Es fehlt nicht nur der Titelverteidiger und Rekordsieger. Da Djokovic nach der Auslosung aus dem Bewerb fiel, gibt es keinen als Nummer eins gesetzten Spieler, was Seltenheitswert hat. Turnierboss Craig Tiley, der um seinen Star kämpfte und indirekt eine Ausnahmegenehmigung erstellte, wird von Rücktrittsforderungen begleitet.
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