Weltweite Reaktionen: "50 Kugeln in Novaks Brust"

Novak Djokovic federal court hearing, in Melbourne
Während Djokovic im Flieger sitzt, kommentieren Stars, Medien und Co. die Causa auf Social Media.

Der serbische Tennis-Star Novak Djokovic darf nicht an den am Montag beginnenden Australian Open teilnehmen und muss ausreisen. Die Entscheidung des Bundesgerichts in Australien für eine Annullierung des Visums des 34-Jährigen fiel einstimmig. Djokovic war ungeimpft nach Australien gereist. Bei der Einreise war ihm jedoch das Visum annulliert worden.

"Ich bin extrem enttäuscht über die Entscheidung", sagte Djokovic, der nun nicht zur Titelverteidigung beim ersten Major des Jahres antreten darf. "Ich fühle mich unwohl, dass ich der Fokus der vergangenen Wochen gewesen bin, und ich hoffe, dass wir uns nun alle auf das Spiel und das Turnier, das ich liebe, konzentrieren können", erklärte der Serbe. Bevor er weitere Kommentare dazu abgeben wird, möchte er sich ein bisschen Zeit für sich und zur Erholung nehmen.

Sein Vater Srdjan Djokovic postete auf Instagram: "Der Attentatsversuch auf den besten Sportler der Welt ist beendet, 50 Kugeln in Novaks Brust."

Australiens Premierminister Scott Morrison begrüßt die Entscheidung: "Jetzt ist es an der Zeit, mit den Australian Open weiterzumachen und wieder den Tennis-Sommer zu genießen", schrieb der Regierungschef auf Facebook. Die Entscheidung sei aus Gründen der "Gesundheit, Sicherheit und der Ordnung" gefallen, schrieb Morrison. Sie sei "im öffentlichen Interesse".

Starke Grenzen seien für die australische Lebensweise von grundlegender Bedeutung - genauso wie die Rechtsstaatlichkeit, meinte Morrison weiter. Die Kontroverse wurde für ihn zur politischen Nagelprobe, stehen doch im Mai Wahlen an.

Andere Töne schlug Serbiens Ministerpräsidentin Ana Brnabic an: "Ich denke, dass die Gerichtsentscheidung skandalös ist. Ich bin enttäuscht. Ich denke, es zeigt, wie die Rechtsstaatlichkeit in einigen anderen Ländern funktioniert, oder besser nicht funktioniert." Serbiens Präsident Aleksandar Vucic hatte Australien zuletzt hart kritisiert. Er habe auch mit Djokovic gesprochen. "Ich habe ihm gesagt, dass wir es nicht erwarten können, ihn zu sehen. Ich habe gesagt, dass er immer in Serbien willkommen ist."

Der Australische Tennisverband (TA) wiederum gab nur ein kurzes Statement dazu ab, dass sein wichtigstes Event nun seine Nummer eins verliert. Man respektiere die Entscheidung des Bundesgerichts, wie es am Abend (Ortszeit) in einem Statement hieß. Djokovic bestieg noch am Sonntagabend (Ortszeit) einen Flieger in Richtung Dubai, die Abflugzeit war mit 22.30 Uhr (12.30 Uhr MEZ) angegeben.

Mehr als beim nationalen Verband war in der Stellungnahme der Männer-Tennis-Organisation ATP herauszulesen. Man bedauere die Entscheidung, auch wenn diese zu akzeptieren sei. "Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht worden ist, ist Novak einer der größten Champions unseres Sports und sein Fehlen bei den Australian Open ist ein Verlust für das Spiel", hieß es in einer am Sonntag veröffentlichten ATP-Mitteilung.

"Wir wissen, wie turbulent die vergangenen Tage für Novak gewesen sind und wie sehr er seinen Titel in Melbourne verteidigen wollte. Wir wünschen ihm alles Gute und freuen uns darauf, ihn bald zurück auf dem Platz zu sehen", hieß es weiter. Die ATP empfehle allen Spielern vehement, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen.

TENNIS-AUS-OPEN-DJOKOVIC

"Überrascht und geschockt" gab sich Mats Wilander, siebenfacher schwedischer Major-Gewinner und nun für Eurosport tätig. "Ich schätze Novak sehr, aber er hat auch gewusst, dass es diese Möglichkeit gibt. Er kannte die Regeln, dass man geimpft sein muss." Die Karriere von Djokovic sei in Gefahr, meinte Wilander weiter. "Er muss nun etwas machen, dass er nicht wirklich will." Man müsse jetzt sehen, wieviele Turniere Djokovic spielen dürfe. "Letztlich muss er sich impfen lassen", sagte Wilander.

Der kanadische Profi Vasek Pospisil sah ganz klar einen politischen Hintergrund für die australische Entscheidung. "Mit den hier anstehenden Wahlen ist das offensichtlich. Das ist nicht Novaks Schuld."

Novak Djokovic federal court hearing, in Melbourne

Weitere Reaktionen

Rafael Nadal: Die Australian Open sind viel wichtiger als jeder andere Spieler … Wenn Djokovic nicht spielt, werden die Australian Open großartig … mit oder ohne ihn.

Piers Morgan, britischer Reporter, Autor und ehemaliger Moderator des TV-Senders CNN: "In der #Djokovic-Saga geht es nicht darum, ob Sie an Covid-Impfstoffe glauben, sondern ob Sie glauben, dass berühmte Sportstars nach denselben Regeln spielen sollten wie alle anderen. Er hat das Recht, nicht geimpft zu werden, und Australien hat das Recht, ihn rauszuschmeißen, weil er einen zwielichtigen Visumantrag gestellt hat."

Francis Maxwell, Schauspieler: "Lassen Sie mich Folgendes sagen, wenn Naomi Osaka oder Serena Williams in den letzten Wochen so gehandelt hätten, wie Novak Djokovic gehandelt hat – der Tennisverband würde seine Messer schärfen. Sie haben Osaka hängen gelassen, weil sie ein paar Pressekonferenzen verpasst hat, währenddessen bei Djokovic ..."

Harsh Goenka, Geschäftsmann, schreibt: "Djokovic ist der einzige Spieler, den ich kenne, der aus einem Turnier geworfen wurde, weil er nur zwei Schüsse verpasst hatte!!!"

Patrick Mouratoglou, Trainer von Serena Williams: "Der große Verlierer dieses Schlamassels ist das Turnier. Die einzige gute Nachricht ist, dass wir hoffentlich anfangen werden, über Tennis zu reden."

Nazir Afzal, britischer Anwalt: "Djokovic verlässt Australien, nachdem er seine Berufung trotz Farages „Unterstützung“ verloren hat. Was mit Prinz Andrew, der beim Versuch seinen Prozess zu stoppen verlor und Boris Johnson, der wegen seines Gesetzesbruchs aufgerufen wurde - war keine gute Woche für weiße Männer mit zweifelhaften Vorgeschichten."

Charles Adler, Journalist: "Djokovic scheint es überhaupt nichts auszumachen, sein immenses Privileg auszunutzen, um die Gesundheit und Sicherheit anderer zu gefährden. Es ist besonders beleidigend für das australische Volk, das sich während der Pandemie an einige der strengsten Beschränkungen gehalten hat."

Novak Djokovic's visa conflict

Pressestimmen

Serbien:

kurir.rs: "Das Gericht hat entschieden: Deportation für Novak! In Melbourne geschah die größte Schande in der Geschichte des Sports! Schäm dich, Australien! (...) Das Recht hat verloren, die Politik hat gesiegt."

alo.rs: "Eine Schande, wie man sie noch nie gesehen hat! Djokovic wird abgeschoben, bei den Australian Open wird er nicht spielen."

informer.rs: "Erschüttert wie noch nie! Enttäuschter 'Nole' meldete sich nach Niederlage vor Gericht zu Wort. Aus seiner Trauer macht er kein Hehl."

Kroatien:

24sata.hr: "Nun doch 'Djoxit'! Novak wird deportiert."

Australien:

Sydney Morning Herald: "Novak Djokovic kam nach Australien, um der größte Spieler in der Geschichte des Herrentennis zu werden. Er wird unter bewaffneter Bewachung als (...) toxische Ikone der Anti-Vax-Bewegung gehen."

The Australian: "Eine korrekte Entscheidung, aber beide Seiten sind Verlierer."

The Financial Review: "Die (australische) Regierung, Novak Djokovic und Tennis Australia haben alle ihre Glaubwürdigkeit in der politischen und rechtlichen Aufregung über die Einreise der Nummer 1 der Welt nach Australien verloren. (...) Politisch haben die Fehler der Bundesregierung im Umgang mit Djokovic' Visum ihr Management von Grenzsicherheit und Pandemie nur vier Monate vor einer Wahl diskreditiert."

The Daily Telegraph: "Der Chef von Tennis Australia sollte wegen des Djoker-Durcheinanders zurücktreten."

Herald Sun: "(Turnierboss) Craig Tiley dachte, er habe eine Lücke in Australiens strengen Impfvorschriften gefunden, um Novak Djokovic ins Land zu holen. Es wurde zu einer internationalen Blamage."

news.com.au: "Djokovic ausgewiesen. Schockierter Djokovic steigt in Flieger und flüchtet aus Australien."

7news.com.au: "Novak Djokovic äußert sich, während der Traum von den Australien Open zusammenbricht."

Deutschland:

Bild: "Als Gewinner darf sich keiner fühlen, nachdem das Bundesgericht entschieden hat, dass Djokovic das Land sofort verlassen muss. Verstörend, dass Australiens Einwanderungs-Minister Alex Hawke den Serben ernsthaft als 'Gefahr für die öffentliche Ordnung und Gesundheit' einstuft. So spricht man über einen Terroristen, aber doch nicht über einen ungeimpften Tennis-Spieler!"

Frankfurt Allgemeine Zeitung: "Die Einreise des Serben, um seinen zehnten Titel 'Down Under' zu gewinnen, wurde zum Drama, das Australien, aber mindestens genauso dem Spitzensportler schadete. Das einzig Richtige wäre gewesen, den 34-Jährigen - und alle anderen Ungeimpften - gar nicht erst über die Grenze zu lassen."

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