Davis Cup: Hoffnung Thiem und Regelchaos beim Traditionsbewerb
Dominic Thiem wieder im Davis Cup, Gegner ist eine Tennisnation, die vielleicht sogar ein bisserl als Großmacht durchgeht: In Rijeka trifft Österreich am Samstag und Sonntag auf Kroatien. Der Sieger spielt im September beim Finalturnier.
Und doch lässt schon ein Blick auf die Zuschauerzahlen erahnen, dass der traditionelle Teambewerb viel an Attraktivität und vor allem Euphorie eingebüßt hat: Nur 2.500 Fans werden im Sportzentrum Zamet erwartet.
Wo sind sie nur hin, die großen Davis-Cup-Schlachten, in deren Genuss auch Österreich gekommen ist? Im Praterstadion, wo 1990 im Semifinale gegen die USA 17.000 Fans Thomas Muster zujubelten. Nur ein Beispiel, nur ein Land. Auch andere Nationen veranstalten Tennisfeste mit Schlachten samt euphorischen Heimfans.
„Die Seele verkauft“
Was geschah vor fünf Jahren? „Der Davis Cup hat seine Seele verkauft“, sagte damals Alexander Antonitsch, einst einer der Musketiere des rot-weiß-roten Erfolgsteams. Denn mit der Übernahme durch das Konsortium Kosmos um Fußball-Star Gerard Piqué endete auch das legendäre Länderkampf-Format.
Trotz der großen Widerstände vor allem aus den Tennisnationen Großbritannien, Australien und Deutschland kam es zur großen Reform. Die besten Teams qualifizierten sich für ein Finalturnier, gespielt wurde dort in drei Partien auf zwei Gewinnsätze. Damit war es vorbei mit den Fünf-Satz-Schlachten, verteilt auf drei Tage mit Heim- oder Auswärtsspiel. Das Finalturnier fand seit 2019 im November statt, zu einer Zeit, in der die meisten Stars in der Vorbereitung auf die nächste Saison standen.
David Haggerty, Präsident des Internationalen Tennisverbandes (ITF), war schon vor der Reform bemüht, den Davis Cup auf neue Beine zu stellen. Da kam es gerade recht, dass Kosmos den Weltverband mit Geld zuschütten und in die neue Struktur drei Milliarden Dollar auf 25 Jahre investieren wollte. Geld für den Weltverband, aber auch viele Dollar für die nationalen Verbände.
Traditionalisten dieses Bewerbs können wieder hoffen, dass zum alten Modus zurückgekehrt wird. Denn am 12. Jänner gab die ITF bekannt, die Partnerschaft zu beenden. Nicht alle Verträge wurden eingehalten, hörte man. Vielmehr will man aber die Zügel wieder selbst in der Hand halten. Heuer wird noch nach dem neuen Modus gespielt, im nächsten Jahr sieht wieder alles anders aus. Daran wird auch nichts ändern, dass Kosmos die ITF wegen Vertragsbruches vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) zitiert.
Die ITF und Haggerty sind auf Sponsorsuche. Er weiß, im September wird ein neuer Präsident gewählt. Vielen, darunter den Spaniern, gefällt der neue Modus. Und das Finalturnier 2022 in Málaga war durchaus attraktiv.
Das Finalturnier ist das Ziel
Für Österreichs Davis-Cup-Team geht es dank eines 4:0-Sieges über Pakistan im September in Tulln nun wieder um die ganz große Bühne: Am Samstag (14.00 Uhr) und Sonntag (13.00) will man in Rijeka gegen Kroatien einen Platz im Finalturnier holen, das im September mit der Vorrunde startet.
Dominic Thiem ist erstmals seit September 2019 und dem 3:2 in Finnland wieder im Team. Nun meldete sich der 29-Jährige nach seiner Muskelverletzung im Rippenbereich wieder fit und zeigte sich bei einer Trainingseinheit mit Dennis Novak in Form. „Ich bin sehr glücklich, dass er hier ist und sich verpflichtet hat, im Davis Cup zu spielen. Dominic hatte eine schwierige Reise in den vergangenen paar Jahren“, sagt Kapitän Jürgen Melzer.
Ansteigende Form
Nummer eins der Kroaten ist Borna Coric. Zuletzt flog der Ranglisten-23. aber bei den Australian Open bereits in Runde eins gegen den starken Tschechen Jiri Lehecka raus. Trainingsleistungen zeugen aber von einer guten Form des mittlerweile 26-Jährigen, der im Vorjahr in Cincinnati seinen größten Titel holte. Mit Marin Cilic fehlt den Gastgebern allerdings ein Topspieler im Einzel.
Weltgruppe, Qualifikation
Kroatien – Österreich
(Rijeka, Rebound Ace, Halle)
Bilanz: 2:1
Spielzeiten
Samstag: 2 Einzel (ab 14 Uhr)
Sonntag: Doppel, 2 Einzel (ab 13 Uhr)
Teams
Österreich: Dominic Thiem (ATP-99.), Jurij Rodionov (125), Dennis Novak (144/alle Einzel), Alex Erler (49), Lucas Miedler (56/beide Doppel).
Kroatien: Borna Coric (23), Borna Gojo (121), Nikola Metkic (8), Mate Pavic (7/beide Doppel)
TV
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