Gedenken an Sportgrößen: Verstorben, aber nicht ganz vergessen
Vor 50 Jahren gewann er sein erstes Formel-1-Rennen, vor fünf Jahren endete sein aufregendes Leben. Auch wenn auf dem Heiligenstädter Friedhof das Kerzenlicht an der eisgrauen Familiengruft nach Allerheiligen wieder verlischt – Niki Lauda bleibt unvergessen.
Von anderen österreichischen Ausnahmesportlern, die heuer verstarben, hat die Öffentlichkeit indes wenig bis gar nichts erfahren. Zu sehr sind die Medien mit aktuellen Sportstars beschäftigt. Ein Argument, das der verwitwete Trainergatte der einstigen Mehrkampf-Weltrekordlerin und späteren Innenministerin Liese Prokop nicht gelten lässt. „Skandal“, brüllte Gunnar Prokop ins Telefon, weil er im KURIER vergeblich nach einem großen Nachruf für den im August 85-jährig verstorbenen Ex-Hammerwurfrekordler Heinrich Thun gesucht hatte. Schließlich war Thun nicht nur zweimal Sportler des Jahres, sondern (1963) auch Jahresweltbester gewesen. Was bis heute keinem anderen österreichischen Leichtathleten gelang.
Der Tod der steirischen Radsportlegende Rudi Mitteregger (27.11.44–24.4.2024) blieb außerhalb der Steiermark in Zeitungen mehrheitlich unerwähnt. Immerhin holte der ORF jenen Film aus dem Archiv, über den sich ganz Österreich seinerzeit so amüsiert hatte. Als Mitteregger auf dem Gaberl nach einem Defekt, verzweifelt auf seine Betreuer wartend, immer wieder rief: „Wo saan denn die Troootteln?“ So ist Mitteregger ungerechterweise mehr durch den Tobsuchtsanfall als durch seine drei Rundfahrt-Siege in Erinnerung geblieben.
Tennis-Pionierin
Unvergessen bleibt zumindest für Tennisfreunde der Generation 70+ die Wienerin Sonja Pachta (24.4.1941– 21.8.2024). Stets im eleganten Weiß das Rackett schwingend, galt Pachta als die Grand Dame auf rotem Tennissand. Auf englischem Rasen kam die 52-fache Staatsmeisterin (kein Druckfehler) sowohl im Einzel als auch im Mixed-Doppel bis ins Wimbledon-Achtelfinale. Der Tennisverband würdigte Pachta in einem langen Nachruf, wie er im Falle eines anderen Verbandes nach dem Tod eines anderen außergewöhnlichen Sportlers indes unterblieb. Nur aus Unwissenheit?
Rudi Kruspel, der vor zwei Wochen 74-jährig verstarb, ist tatsächlich eher in der Kunstszene ein Begriff gewesen. In die Lehre gegangen, geschätzt und gefördert von Gottfried Helnwein, gelang dem Sohn eines Simmeringer Friedhofsgärtners mit dem Pinsel malend eine zweite Karriere. Die erste des mit sagenhaftem Bewegungstalent gesegneten Olympia-Teilnehmers im Wasserspringen hatte brutal geendet.
Kruspel war nach einer vermeintlich harmlosen, in Frankreich beim Training erlittenen Knieluxation zu spät und falsch ärztlich behandelt worden. Worauf ihm nach dem Heimtransport in Wien ein Bein amputiert werden musste. Vom Schwimmverband gab’s kaum finanzielle Hilfe. Und 50 Jahre später auf dessen Homepage bislang keine einzige Zeile zum Ableben des einstigen Ausnahmeathleten.
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