Sportminister Kogler: "Die EM wäre ein Virenschleuder-Programm"

Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler
Werner Kogler spricht sich im ORF für eine Verschiebung der EURO 2020 aus und kündigt Hilfe für die Einnahmenverluste im Sport an.

Das Coronavirus trifft den Sport ebenso hart wie andere Bereiche. Vizekanzler Werner Kogler hat in seiner Funktion als Sportminister Sonntagabend in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“ erstmals ausführlich über Probleme und Hilfestellungen im Sport gesprochen.

Anfangs erklärte Kogler, warum es laufend verschärfte Einschränkungen durch die Regierung geben müsste: „Wenn wir nichts tun, gibt es Ende März oder Anfang April 100.000 Fälle von erkrankten Personen in Österreich.“ Der Steirer, der der Bevölkerung für das Verständnis dankte, warnte: „Wir müssen alles tun, um den Kollaps und die Kernschmelze der Intensivmedizin durch zu viele Corona-Fälle zu verhindern. In ein bis zwei Wochen können wir die Kurve der Erkrankungen runter bringen.“

"Das ist verantwortungslos"

Deswegen wurde auch jegliche Form des Trainings verboten: „Ich habe noch am Freitag gehört, dass verschiedene Vereine für Jugendliche Trainingseinheiten anbieten wollten. Das ist verantwortungslos, weil danach die Großeltern, die besonders gefährdet sind, angesteckt werden könnten.“

Da der gesamte Sport-Apparat heute zum Stopp aufgerufen hat, meint der Sportminister: „Ich glaube, dass der Appell fruchtet, dann wird es auch die von mir angedrohten Sanktionen wie den Förderungsstopp nicht geben müssen.“

Immerhin könnte die Bevölkerung noch individuell Joggen oder Radfahren gehen.

Sportminister Kogler: "Die EM wäre ein Virenschleuder-Programm"

Werner Kogler, neben Kanzler Kurz (re.)

Der Grün-Politiker betonte: „Wir Grüne haben diesen guten Kompromiss durchgesetzt, dass man dafür noch außer Haus darf. Aber dabei ist wirklich wichtig, dass man alleine läuft und nicht in Gruppen.“

"Alles umgekehrt"

Kogler betonte, wie sehr das Coronavirus alle Bemühungen im Sport auf den Kopf stellen würde: „Seit Jahren wird darum gekämpft, dass sich die Menschen, besonders die Jungen, mehr bewegen. Und jetzt muss es Einschränkungen geben. Alles, was wir für den Sport wollten, ist jetzt umgekehrt.“

Im ORF-Interview wurde auch betont, dass es unabhängig vom ersten Hilfspaket der Regierung (über vier Milliarden Euro) Hilfe für den wirtschaftlichen Schaden in allen Sportbereichen geben werde: „Dieses Hilfspaket wird nicht das letzte sein. Es soll auch im Sport schnell und unbürokratisch Hilfe für Härtefälle geben.“

Kurzarbeit für Profis?

Angedacht ist, dass Profisportler von den Vereinen für Kurzarbeit gemeldet werden und dadurch die Ausgaben senken.

Speziell im Fußball sind die Gehälter hoch. Rapid-Geschäftsführer Peschek hat bereits gewarnt, dass bei einem vorzeitigen Saisonende bis zu sechs Millionen Euro an Einnahmen alleine bei Rapid fehlen könnten.

Ohne Namen zu nennen ließ Kogler (der privat Fan von Sturm Graz ist) erkennen, dass er vor allem den kleinen Vereinen helfen will: „Ich habe nicht vor, dass – wie in der Wirtschaft nach der großen Krise 2008 – die Kleinen für die Großen zahlen. Es gibt keine Voll-Kasko. Meine erste Zielgruppe der Hilfe sind nicht Vereine, die um Millionen Transfers tätigen.“

Eine klare Meinung vertritt Kogler in der Frage einer am Dienstag geplanten Verschiebung der Fußball-Europameisterschaft.

Sportminister Kogler: "Die EM wäre ein Virenschleuder-Programm"

„Die EM wäre ein Virenschleuder-Programm. Gerade wenn man bedenkt, dass sie bereits im Juni in zwölf Ländern ausgetragen werden soll. Diese EM sollte verschoben werden“, betonte Werner Kogler in „Sport am Sonntag“.

Schwierigkeiten für Olympia

Bei der Frage einer möglichen Verschiebung der Olympischen Spiele in Tokio hält sich der Vizekanzler noch zurück: „Japan hat als Insel nicht so große Probleme wie Europa. Aber es würde auf jeden Fall schwierig werden. Und ob Olympia mit einer massiven Einschränkung der Kontakte prickelnd wäre, ist auch fraglich.“

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