Großer Sport, große Probleme - 2022 hat viel zu bieten
Wir leben in einer Zeit, in der alles Neue für alt (oder gar für tot) erklärt wird, sobald es fünf Minuten lang im Gespräch war. Der Sport ist in dem Punkt keine Ausnahme. Immer schneller, immer weiter, immer höher – da bleibt weder Zeit für den Blick zurück, noch für den Genuss des Moments.
Dabei sind es doch genau diese vielen kleinen und großen Sport-Momente, die oft im kollektiven Gedächtnis bleiben. Das zu Ende gehende Jahr hat davon einige parat gehabt. Anna Kiesenhofer, die alle (auch sich selbst) überrascht und zu Olympia-Gold radelt; oder die knapp 90 Sekunden Ekstase, in denen sich Österreichs Fußballer im EM-Achtelfinale gegen den haushohen Favoriten und späteren Europameister Italien in Führung wähnten (bevor der Treffer von Marko Arnautovic vom Videoreferee aberkannt wurde).
In solchen Augenblicken fühlt sich der Sport mit all seinen Zuspitzungen, Zufällen und Zerstreuungen fast wirklicher an als die Wirklichkeit.
Auch 2022 wird den einen oder anderen Wow-Moment liefern können. Doch darin schlummert eine Gefahr. Man darf sich den sportlichen Wundertaten und den glänzenden Inszenierungen auf der Weltbühne des Sports allerdings nicht blenden lassen, egal wie verführerisch die Momente auch sein werden. Und das werden sie. Spitzensport hat schließlich Perfektion zum Ziel.
Die Welt sieht zu
Gerade im kommenden Jahr finden zwei der vielleicht umstrittensten Weltsportveranstaltungen aller Zeiten statt: die Olympischen Winterspiele in Peking und die Fußball-WM der Herren in Katar. Die Welt wird zusehen, doch was lässt sich dabei wirklich erkennen? Unbegrenzte Möglichkeiten? Bestimmt. Moderne Gastgeberländer? Ansichtssache.
Das schlechte Gewissen muss dennoch nicht Dauergast sein auf der Fernsehcouch. Erfreuen Sie sich am Sport! Eifern Sie den Athleten nach! Aber haben Sie vielleicht eines im Hinterkopf: Nicht alle Menschen auf dieser Welt haben das Recht dazu.
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