Sie meinen, dass Touristiker oft betonen, der frühe Auftakt befeuere die Buchungen.
Genau. Da darf man schon fragen: Ist das noch Werbung oder schon Anti-Werbung? Ich denke aber, dass der ÖSV die Zeichen der Zeit erkannt hat und dementsprechend handelt. Beim Weltverband FIS braucht es wohl noch etwas mehr Überzeugungsarbeit. Was ich als Sportminister jedenfalls garantieren kann: Wir fördern im Bereich Groß-Sportveranstaltungen nur Projekte, die sich diesen Herausforderungen stellen.
Am Skisport scheinen sich die Geister zu scheiden. Die einen verteufeln ihn, andere zieht es öfter denn je auf die Pisten. Für die Menschen im Osten sehen ist es ein Luxuszeitvertreib, während der Westen des Landes davon lebt. Teilen Sie den Befund?
Ich sehe es nicht so dramatisch. Wir müssen aufpassen, dass nicht gleich alles zum Kulturkampf wird. Im Gegenteil. Die Leute sollen sich bewegen, warum sollen sie nicht auch Ski fahren? Dagegen spricht nichts. Der Punkt ist nur, dass man das möglichst umweltschonend organisieren muss. Wofür mir das Verständnis fehlt, ist, dass die Steuerzahler den Strompreis mitsubventionieren, der auch deshalb so hoch ist, weil manche Markteilnehmer nicht energieeffizient handeln. Der frühe Einsatz von Schneekanonen ist so ein Fall.
Finden Sie es wichtig, dass Kinder aus Städten Skifahren erlernen?
Überall dort, wo Skipisten leicht zu erreichen sind, soll es leistbare Angebote geben. Und das ist im Westen des Landes eher der Fall als im Osten. Die Notwendigkeit einer Verpflichtung für alle sehe ich weniger. Aber auch im Osten braucht es ein ansprechendes Wintersport-Programm. Das kann vielleicht verstärkt Eislaufen sein.
Welche Rolle hat in Ihrer Jugend in der Oststeiermark der Skilauf gespielt?
Die Sessel- und Schlepplifte waren nicht weit weg, daher haben wir die schon intensiv genutzt. Irgendwann nach der Matura hat dann das Interesse nachgelassen. Beim Passivsport bin ich aber klassischer Österreicher. Da hat der Skisport im Fernsehen immer eine zentrale Rolle gespielt. Tut er bis heute.
Thema Budget: Nach der fünfzigprozentigen Anhebung im Vorjahr – welche Rolle hat der Sport nun bei den Verhandlungen gespielt?
Der erwähnte Sprung war schon bemerkenswert. Würden andere Ressorts auch diese Sprünge haben, wäre der Staat bald pleite. Nun ging es eher darum, die 231 Millionen zu halten. Das entspricht de facto wieder einer Steigerung, weil die 15 Millionen, die 2023 für den Energiekostenausgleich zweckgebunden waren, nun Sportprojekten zugutekommen.
Wer kommt in den Genuss?
Einerseits unsere Leuchtturmprojekte wie das Gender-Trainee-Programm. Andererseits soll das Geld auch jenen Verbänden zugutekommen, die 2024 bei Olympia in Paris aussichtsreiche Medaillenkandidaten sind. Insgesamt sind das neun olympische Verbände.
Im letzten Gespräch haben Sie angekündigt, auch das Fördersystem einer Evaluierung zu unterziehen. Wie weit ist man da?
Ich habe immer gesagt: Zwei Förderperioden, also acht Jahre, wird man dem 2018 eingeführten System schon zugestehen müssen, um valide Aussagen zu treffen. Abgestellt wurde damals auf längere Förderperioden und damit auf eine bessere Planbarkeit sowie auf mehr Leistungsorientierung. Gemessen an den erzielten Top-3-Platzierungen bei Olympia und Weltmeisterschaften hat sich das System bewährt. Wobei die 2021 in Tokio errungenen Medaillen vor allem mit der Arbeit meiner Vorgänger zu tun haben. So ehrlich und fair muss man sein.
Sie sehen kein Verbesserungspotenzial?
Wir stellen uns die Frage, ob man noch besser differenzieren kann zwischen Einzel- und Teamsportarten. Lautet die Antwort ja, passen wir das sofort an und warten nicht bis zum Ende der Förderperiode. Aber alles in allem muss man festhalten: Die Methodik hat schon viel für sich. Vor dem aktuellen Gesetz war die Sportförderung ja ein heilloses Durcheinander. Eine andere Frage ist in diesem Punkt aber entscheidender.
Welche wäre das?
Die Frage nach der Besetzung der Kommissionen, die über die Fördervergabe entscheiden. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, noch im nächsten Jahr Vorarbeiten zu leisten für die kommende Legislaturperiode. Eines möchte ich aber schon erwähnen.
Wir bitten darum?
Es heißt immer, die österreichische Sportstruktur sei antiquiert. Kann man so sehen. Aber gerade während der Corona-Pandemie war diese gewachsene Struktur Gold wert. Als es bei den Vereinen darum ging, rasch helfen zu können, waren es vor allem die Dachverbände, die den direkten Kontakt zu den Funktionären und Vereinen hergestellt haben. Ich sehe die Diskussion um die vermeintliche Ineffizienz des Sportsystems daher ein wenig differenzierter.
Kommentare