Das erste Mal am Padel-Court. Ein Selbstversuch

Das erste Mal am Padel-Court. Ein Selbstversuch
"Padel hat nichts mit Tennis zu tun", sagt der Profi. Die Redakteurin versucht sich im Padel und lernt die Unterschiede zum Tennis kennen.

Ich gebe zu: Dass der Tennisschläger nicht gebraucht werden würde, habe ich gewusst. Mitgenommen habe ich ihn trotzdem. Ein bisschen zum Spaß. Ein bisschen wollte ich auch den Vergleich sehen. Padel und Tennis, so weit auseinander können die beiden ja nicht liegen. Irgendwie ist die jüngere Trendsportart ja doch aus der klassischen entstanden. Habe ich zumindest gehört.

Ich bin aufgeregt. Werde ich mich hier komplett zum Affen machen? Oder werden meine dürftigen Volksschul-Tennis-Kenntnisse darüber hinwegtäuschen können, dass ich blutige Padel-Anfängerin bin?

Am Centre Court

Die Padelcourts in der Padelzone in der Wiener Steffl-Arena sind angeordnet, wie man es vielleicht von Tennisplätzen kennt. Zwei links, zwei rechts  und einer in der Mitte. Dass es hier einen Centre Court gibt, ist nicht die einzige Gemeinsamkeit. Auch die Bälle sehen zum Verwechseln ähnlich aus.

Unterschiede gibt es aber dennoch - und derer nicht wenige.

Manche stechen weniger heraus  die Bälle sind um wenige Millimeter kleiner und spürbar weicher , manche mehr: Das Spielfeld etwa ist kleiner und von Wänden aus Gitter bzw. Glas umringt. Hier in der Arena ist der Boden blau, ungefähr wie das Blau eines Verkehrsschildes. Er kann aber auch rot, rosa, schwarz sein oder eine beliebige andere Farbe haben.

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Nicht Tennis

Das alles lerne ich in den ersten Minuten in der "Box" oder im "Käfig" mit Trainer Rainhard Boisits. Der 38-Jährige ist Österreichs bester Spieler und Headcoach hier in der Padelzone.

Gleich zu Beginn lerne ich noch etwas Wichtiges: Es heißt gar nicht "Padel Tennis", wie ich fälschlicherweise lange dachte, sondern schlicht und einfach "Padel". "Es hat nichts mit Tennis zu tun", sagt Coach Boisits, der selbst ursprünglich aus der Welt des Tennis kommt.

Safety first

Langsam werde ich lockerer. Der Boden aus blauem Kunstrasen fühlt sich gut an, der Padel-Schläger liegt gut in meiner Hand. Etwas komisch fühlt sich die Sicherheitsschlaufe um mein rechtes Handgelenk an, vor allem, weil ich sie versehentlich immer enger ziehe. Aber sie habe einen Sinn, sagt Boisits.

Kommt einem der Schläger aus, kann das zu unangenehmen Verletzungen führen. Die einfache Schlaufe verhindert das  sie ist mittlerweile Pflicht in der jungen Sportart. Und nach wenigen Sekunden habe ich auch schon vergessen, dass sie um mein Handgelenk gebunden ist.

Dass ein Padelschläger bis zu 600 Euro kosten kann, erscheint mir im ersten Moment ein bisschen unwirklich. Als ich den meines Trainers etwas näher beäuge, kann ich mir das schon eher vorstellen.

Wir unterhalten uns über die Bezeichnung "Padel" und über Schreibweise und Aussprache. In Spanien betont man die zweite Silbe. Die Aussprache ist sehr gängig, denn über Spanien ist der Sport von Mexiko nach Europa gekommen.

Einsteiger und Vorteile

Wir legen mit einfachen Bällen auf die Vorhand los. Ich habe als Kind Tennis-Trainerstunden genossen. Das hilft hier beim Training mit Rainhard Boisits. Immerhin muss ich nicht erstmal lernen, einen Schläger zu halten oder den Ball zu treffen.

Ich treffe viele Bälle, die meisten davon finden den Weg über das Netz und die meisten auch ins Feld. Sehr lohnend, denke ich. Anders als bei meinen sporadischen Ausflügen in die Tennishalle muss ich nicht ständig rund um den Platz Bälle aufklauben gehen. Die meisten kommen ja von der Wand wieder zurück.

Als nächstes ist die Rückhand dran. Schon um einiges schwieriger. Ich spiele sie beim Tennis beidhändig (und schlecht). Mit beiden Händen den viel kleineren Padel-Schläger zu greifen kommt mir komisch vor. Der Coach sagt, es ist nicht üblich, aber ich darf es machen. Als ich die Rückhand einhändig versuche, fehlt mir die Kraft, den Ball über das Netz zu spielen.

Wir üben Volleys am Netz, die aufgrund der Tennis-Vorkenntnisse einigermaßen gut funktionieren. Und der Aufschlag an der Servicelinie ist überhaupt das Angenehmste: Landen 80 Prozent meiner Aufschläge beim Tennis im Netz oder im Out, klappt es beim Padel wunderbar. Der Grund: Hier wird der Ball zuerst fallen gelassen, er kommt einmal am Boden auf und man schlägt ihn von etwas unter Hüfthöhe ins gegnerische Feld. Keine Angst mehr vor dem Service!

Erstes Fazit: Tennis erleichtert den Einstieg durchaus.

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Bandenzauber

Doch jetzt das große Aber: Vieles, das ich aus dem Tennis kenne, muss ich mir eher abgewöhnen. Denn ein wichtiger Teil des Spiels ist es, die Glaswand oder das Gitter miteinzubeziehen. Im Out ist der Ball nur, wenn er an die Wand geschossen wird, ohne zuvor den Boden in der gegnerischen Hälfte zu berühren. Im Netz sollte er natürlich auch nicht landen. Alles andere ist erlaubt.

Ganz neu für mich, die ich mit Tennis sozialisiert wurde: Kommt der Ball am Boden auf und fliegt an mir vorbei an die Rückwand, ist er lange noch nicht aus dem Spiel. Ich darf ihn immer noch spielen. Die Glaswände darf ich nicht nur einbeziehen – ich soll es sogar tun!

Tennis auf 360 Grad also in gewisser Weise. Nur eben nicht Tennis!

Im Abseits  und zurück

Und noch was lerne ich: Der Ball darf – sofern er davor im gegnerischen Feld aufgekommen ist – auch das Spielfeld verlassen. Ein Spieler darf den Ball auch außerhalb des Spielfeldes wieder in den Court hineinspielen. Er muss dann nicht einmal über das Netz gespielt werden. Wichtig ist nur, dass er den Boden im gegnerischen Feld berührt.

Nach einer knappen Stunde mit Raini Boisits in der Padelzone bin ich ganz schön erschöpft. Aufwärmen wäre dringend nötig gewesen, sagen mir meine Muskeln jetzt. Man hätte es wissen können.

Mein Fazit

Ich will am liebsten gleich wieder spielen. Padel ist zwar einfach zum Einsteigen – insbesondere mit Tenniserfahrung –, ich kann mir aber vorstellen, dass es harte Arbeit ist, ein gutes Niveau zu erreichen. Die Atmosphäre ist sehr locker, Assoziationen mit einem Tennis-Café kommen in meinem Kopf nicht so sehr auf wie jene mit der Beach-Volleyball-Szene.

Die großen Unterschiede zum Tennis:

  • Der Schläger
  • Das Einbeziehen der Wände
  • Der viel einfachere Aufschlag
  • Die Größe des Feldes

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