Schwimm-Ass Gigler: "Mir würde Kaffee und Kuchen bei Oma fehlen"
Inmitten eines Parks in der Innenstadt von Melbourne liegt die größte und modernste Wettkampfstätte Australiens – das Melbourne Sports and Aquatic Centre. Sechs Österreicher schwimmen von Dienstag bis Sonntag im überdachten Outdoor-Pool, um WM-Medaillen auf der Kurzbahn.
Die größten Medaillenchancen haben Simon Bucher (Schmetterling) im Einzel und die 4 x 50 Lagen Mixed-Staffel mit Caroline Pilhatsch (Rücken), Bernhard Reitshammer (Brust), Simon Bucher (Schmetterling) und Lena Kreundl (Kraul). Felix Auböck verzichtet auf ein Antreten bei seiner Titelverteidigung über die 400 m Kraul, weil er an der Universität von Loughborough das Diplom zum Master der Politikwissenschaften überreicht bekommt.
Dafür kämpfte Heiko Gigler um einen Startplatz. „Diese WM wollt’ ich mir auf keinen Fall entgehen lassen“, sagte der Kärntner vor dem 22-Stunden-Flug nach Melbourne. Der 26-Jährige ist zum ersten Mal in Down Under und hat den Jetlag nach fünf Tagen Akklimatisierung gut verkraftet. Der Start bei der 16. Kurzbahn-WM war für ihn aber nicht selbstverständlich.
Comeback nach der OP
Vor neun Wochen musste er sich einer Halsoperation unterziehen. „Ich hatte ein Abszess sowie eine Entzündung unter dem Halsmuskel. Die Schmerztherapie dauerte mehrere Wochen und das Training war natürlich nicht optimal – aber ich bin ein Wettkampftyp und kann trotzdem abliefern“, sagt der Kraul- und Lagen-Spezialist. In drei Disziplinen ist Gigler qualifiziert und will es zumindest „ins Semifinale schaffen, aber auf dem Leistungsniveau von Rom bin ich noch nicht“.
Lena Kreundl (100 und 200 m Lagen und Brust, sowie 100 m Kraul), Caroline Pilhatsch (50 und 100 m Rücken), Simon Bucher (50 m Schmetterling und Rücken, 100 m Schmetterling), Heiko Gigler (50 und 100 m Kraul, 100 m Lagen), Jan Hercog (1.500 m Kraul) und Bernhard Reitshammer (50 und 100 m Brust und 100 m Lagen).
Vorläufe am Dienstag: 1.00 Uhr MEZ; Finalsession 9.30 MEZ.
Gesamtpreisgeld: 2,16 Millionen Dollar (2,05 Millionen Euro).
Dort gewann er im August bei der EM Bronze mit der Staffel über die 4 x 100 m Lagen – sein bislang größter Erfolg. Reisen in andere Länder liebt Gigler. „Ich wollte schon immer mal in Australien schwimmen.“ Ins Ausland zu ziehen, um wie Felix Auböck dort zu leben und zu trainieren, kann sich der heimatverbundene Heeressportler nicht vorstellen.
Spontanes Studium
„Ich bin zu gerne bei meiner Familie. Außerdem würd’ mir Kaffee und Kuchen bei meiner Oma fehlen.“ Dort tankt er vor Wettkämpfen Energie. Seinen Lebensmittelpunkt hat Gigler seit zehn Jahren in Graz. „Bei meinem besten Kumpel wurde ein Platz in der WG frei und ich hab’ mir spontan gedacht, ich könnt’ doch eigentlich dorthin ziehen und etwas studieren.“
Sportwissenschaften und Biologie sollten es werden. „Lehramt war aber dann doch nichts für mich. Deshalb studiere ich nur noch Sportwissenschaft und bin dabei, meinen Bachelor fertigzumachen.“ Physiotherapie würde Gigler auch interessieren. „Meinen Fokus lege ich jetzt aber aufs Schwimmen. Ich will mich unbedingt für die Olympischen Spiele in Paris qualifizieren.“ Das obligatorische Tattoo mit den fünf Ringen hat er bereits seit Tokio.
Als Kind wollte er Turmspringer werden. „Ich mag’ den Kick, aber das gab’s bei uns nicht. Dass er sich wortwörtlich durchboxen kann, zeigten nicht nur die letzten Wochen – seit Corona findet er auch den Boxsport cool.
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