Schnitzel als Bonus: Warum Sepp Straka ein spezieller Masters-Debütant ist
Es ist eine der sympathischeren Traditionen bei dem nicht gerade traditionsarmen Masters-Golfturnier im konservativen Augusta: Der Titelverteidiger darf im Jahr darauf beim Champions Dinner das Menü zusammenstellen. Der Japaner Hideki Matsuyama orderte für die exklusive Tischgesellschaft aus ehemaligen Gewinnern Sushi, Sashimi und gegrilltes Wagyu-Rind. Mit seiner wenig originellen Speisenfolge ersparte er sich zumindest seltsame Blicke, wie sie Sandy Lyle 1989 geerntet hatte, nachdem er mit Innereien gefüllten Schafsmagen aus seiner schottischen Heimat servieren ließ.
Dass der gebürtige Wiener Sepp Straka schon das Schnitzel-Rezept im Hinterkopf hat, wenn er Donnerstag ab 14.22 Uhr MESZ (live Sky) als erst zweiter Österreicher nach Bernd Wiesberger beim wichtigsten Golfturnier der Welt abschlägt, ist eher unwahrscheinlich. Jedenfalls aber vermisse er ein gutes Wiener Schnitzel in seiner Wahlheimat USA, wie er vor Jahren in einem KURIER-Gespräch betonte.
Debütanten haben es im National Golf Club von Augusta generell schwer. Das mag einerseits an der Ausnahmesituation liegen, die ein Antreten beim Masters mit sich bringt. Für jeden Golfer geht mit der Teilnahme ein Lebenstraum in Erfüllung. Dass seit 1935 mit Frank Zoeller erst ein Neuling das prestigeträchtige Turnier beim Debüt (1979) gewinnen konnte, hat jedoch in erster Linie mit dem anspruchsvollen und engen Kurs zu tun. Die Spielbahnen, so heißt es gerne, seien vom Abschlag aus so schmal wie Gartenschläuche, die Endzonen (Grüns) spiegelglatt und wellig. Dazu kommt der Umstand, dass Proberunden außerhalb des Turnierbetriebs auf der exklusiven Privatanlage fast unmöglich sind.
Genau das könnte für Sepp Straka, der die Hälfte seines mittlerweile 28-jährigen Lebens in Georgia und damit in der Nähe von Augusta verbracht hat, ein Vorteil sein. Als Mitglied des Golf-Teams der Universität von Georgia hatte er während seiner Studienzeit einmal im Jahr die Möglichkeit, in Augusta zu trainieren.
Auch deshalb wird der Österreicher von Experten und Buchmachern unter den rund zwanzig Debütanten des Jahres 2022 am höchsten gehandelt. Das Fachmagazin Golf Digest reiht ihn in dem gut 100 Teilnehmer starken Feld auf Position 56 – und damit direkt vor US-Star Patrick Reed, immerhin Masters-Sieger des Jahres 2018.
Straka selbst ließ vor dem ersten Abschlag selbstbewusst und vielsagend wissen: „Vergesst nicht, welcher Masters-Debütant im vergangenen Monat auf der Tour zweimal in den Top Ten war.“ Was heißt Top Ten? Bei der Honda Classic in Florida schrieb Straka mit dem Turniersieg auf der PGA-Tour österreichische Sportgeschichte.
Landsmann Bernd Wiesberger landete bei dessen Premiere im Allerheiligsten des Golfsports 2015 auf Rang 22 und war damit bester Debütant des Jahrgangs. Mit der Menüabfolge musste sich der Burgenländer nicht befassen. Gegen gegrillten Zander hätten die feinen Herren in Augusta (Gendern ist in Augusta überflüssig) aber wohl kaum etwas einzuwenden gehabt.
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