Schlierenzauer zufrieden, Morgenstern happy
Gregor Schlierenzauer hat dank der Team-Goldmedaille, seinem dritten WM-Edelmetall nach zuvor zweimal Silber, das Val di Fiemme doch noch zufrieden verlassen. Just auf der Großschanze in Predazzo war die Serie des Einzel-Titelverteidigers von zuvor sieben Podestplätzen zu Ende gegangen und auch vor dem Teambewerb lief bei dem 23-jährigen Weltcup-Rekordmann nicht alles wie am Schnürchen.
"Es hat schon einfachere Situationen gegeben, aber ich weiß, wie ich damit umzugehen habe", betonte der Tiroler, der im zweiten Durchgang sogar zu einem anderen paar Ski gegriffen hatte.
Nach der erfolgreichen Tournee und dem erreichten Weltcup-Rekord vermochte der Ex-Skiflugweltmeister bei der WM auf der Großschanze (Rang 8) seine Klasse nicht zu zeigen. "Bei der Tournee war ich einen Schritt voraus, jetzt habe ich vielleicht etwas übersehen mit dem Rückenwind und es vielleicht auch etwas übertrieben mit dem Material. Da ist der Schuss etwas nach hinten losgegangen", meinte Schlierenzauer.
Dennoch sei es ihm lieber, etwas zu riskieren und auch wenn es nicht aufgegangen sei, daraus gelernt zu haben. "Diese Fehler passieren mir sicher nicht noch einmal", betonte der Stubaier. "Ich fahre mit drei Medaillen heim. Natürlich wäre mehr möglich gewesen, aber man kann nicht alles haben. Es war trotzdem eine sehr erfolgreiche WM."
Versöhnliches WM-Ende
Noch vor wenigen Wochen war ein derartiger WM-Ausgang für ihn nicht vorstellbar gewesen. Nun reiste Thomas Morgenstern am Sonntag mit seinem bereits achten Weltmeistertitel, dem siebenten mit dem Team, nach Hause und war auch bei der WM-Mixed-Premiere im silbernen ÖSV-Team. Nach einer schwierigen Saison mit mehr downs als ups ein versöhnliches WM-Ende für Morgenstern, der allerdings auch eine Knieblessur beklagt.
Doch vorerst wollte Morgenstern sich darüber weniger Sorgen machen, denn die Freude über Gold und Silber im Fleimstal war groß. "Vor allem, weil ich mir in den Wochen davor, als ich zuhause gesessen bin, nicht vorgestellt habe, dass ich im Mixed und im Team dabei bin", sagte der 26-jährige Kärntner. Er habe ja gar nicht gewusst, wo er im Vergleich zur Konkurrenz stehe.
"Und jetzt fahre ich mit zwei Medaillen heim, daher bin ich richtig stolz und happy." Mit ein bisserl mehr Sicherheit, so Morgenstern, wäre sogar auf der Normalschanze (Rang fünf, Anm.) eine Medaille möglich gewesen. "Auf der Großschanze habe ich es halt vergeigt."
Den Telemark habe er im Vorfeld zu wenig geübt, gestand Morgenstern. Da fehle ihm die Sicherheit. Die WM hatte er mit einer Verkühlung begonnen, hatte dann nach einer Landung Sprunggelenksschmerzen, nun die Knieblessur. "Aber es ist nichts Gravierendes", vermutete Morgenstern. Gewissheit soll eine Untersuchung im Trainingszentrum Altis bringen.
Ob ihm diese Team-Goldene mehr bedeute, als andere zuvor? "Jedes Team-Gold hat einen enormen Stellenwert, jede hat eine andere Geschichte. Auch diese Medaille mit Fetti, der mit einem Ski über die Sturzlinie fährt, mit meiner Verletzung und der Vorgeschichte. Das hätte ich mir so nicht erwartet. Cool, das rahme ich mir auf alle Fälle ein."
Das erste Gold als Papa fühle sich nicht anders an. "Das wird erst cooler, wenn die Kleine (Lilly, Anm.) realisiert, was abgeht." Das Gold wollte er allen Menschen widmen, die ihm in den vergangenen Wochen beigestanden sind, vor allem seiner Familie.
Österreichs Skispringer haben in dieser Saison den Nimbus der Unbesiegbarkeit ablegen müssen. Nur "Überflieger" Gregor Schlierenzauer hat über eine nicht mehr so ausgeglichen starke Mannschaft hinweggetäuscht. Mit dem WM-Titel im Teambewerb (Großschanze) am Samstag in Predazzo bescherten die ÖSV-Adler in ihrem letzten Bewerb den Fans aber noch die so ersehnte Goldmedaille, die Schlierenzauer im Einzelbewerb vom großen Bakken nicht geschafft hatte.
Dieses Gold "schmeckte" daher so manchem Beteiligten besser als viele der vorangegangenen Erfolge der österreichischen Wundermannschaft. "Wenn man kämpfen muss, ist Gold mehr wert", hatte ÖSV-Co-Trainer Alexander Diess gemeint. Und das Team hat dieses Gold im wahrsten Sinn des Wortes auf einem Bein geholt: Manuel Fettners Husarenstück sorgte auch international für Schlagzeilen und hat den bisher weniger bekannten Adler mit einem Schlag berühmt gemacht. Und dann war da auch noch ein angeschlagener Thomas Morgenstern mit Knieproblemen, ein sich etwas zu sehr in Materialgrübeleien verlierender Schlierenzauer und ein zur rechten Zeit aufblühender Wolfgang Loitzl.
Dass es in manchen Medien schon scharfe Kritik in Richtung der sportlichen Führung gab, tat der Genugtuung wohl keinen Abbruch. "Man hat die Chance genützt, auf das Team hinzuhauen, obwohl wir schon zwei Medaillen gehabt haben, aber der Druck war für uns nicht größer als bei der WM davor", sagte Pointner im Gespräch mit der APA.
Mit einmal Team-Gold, dem Mixed-Silber sowie dem Vize-Weltmeister-Titel von Schlierenzauer von der Normalschanze bilanziert Pointner durchaus zufrieden. Wie immer wollte er in Sachen WM-Mannschafts-Titel niemanden hervorheben, auch wenn er für Fettners tolle Akrobatik noch am Trainerturm den Hut gezogen hatte. "Der Held an sich ist für mich die ganze Mannschaft. Es war schon im Vorfeld ganz schwierig, das hat man auch im Einzel gesehen."
Ob nun, trotz Gold, die Zeit der "Superadler" vorbei ist? "Diese Superadler, diese fünf, werden für mich immer Superadler bleiben. Das hängt nicht von Erfolgen ab, die haben Geschichte geschrieben, das wird für mehrere Jahrzehnte so bleiben", sagte Pointner, denn dieses Quartett habe auf und abseits der Schanzen Geschichte geschrieben und den Stellenwert des Skisprungsports hinaufgeschraubt. "Wenn ich einmal einen Doktor-Titel gemacht habe, dann bleibt mir der auch für mein Lebtag lang und die fünf bleiben für mich immer die Superadler."
Pointners Vertrag läuft noch bis Sotschi, aber auch darüber hinaus kann sich der Tiroler vorstellen, zu bleiben. "Es war, ist und wird eine ganz tolle Zeit als Cheftrainer sein. Das steht jetzt schon fest. Mal schauen, was die Zukunft sagt. Ich brenne nach wie vor, bin mit 100 Prozent dabei."
Kommentare