Gut, dass Lara Vadlau und Lukas Mähr ihrem Bauchgefühl vertraut haben. Die zwei hätten sonst glatt den größten Erfolg ihrer Karriere verpasst und wären jetzt nicht Olympiasieger und die gefeierten österreichischen Helden der Sommerspiele in Paris.
Sie war nach der Schmach von Rio 2016 aus dem Segelboot gestiegen und wollte vom Spitzensport nichts mehr wissen. Er hatte nach der verpassten Qualifikation für die Spiele in Tokio (2021) genug von all den Enttäuschungen und Entbehrungen und spielte mit dem Gedanken, für immer an Land zu bleiben.
Dann kreuzten sich 2021 die Wege der beiden olympischen Leidensgenossen und es formierte sich ein ideales Segelduo, das drei Jahre später im Erfolg badet. Nach dem Triumph in der 470er-Klasse in der Bucht vor Marseille. „Es ist schwer zu realisieren“, sagte Lara Vadlau. „Olympiasieger, unglaublich“, stammelte Lukas Mähr.
Offene Rechnung
Der Antrieb hinter dem gemeinsamen Segelprojekt war die offene Rechnung mit den Olympischen Spielen. In den Jahren, in denen sich Vadlau erfolgreich ihrem Medizinstudium gewidmet hatte, verspürte sie ein Rumoren. Ihre Karriere als Seglerin wirkte unvollendet, obwohl sie Welt- und Europameisterin war. „In mir hat es gebrodelt“, gestand die 30-Jährige.
Lukas Mähr ging’s seinerzeit nicht viel anders. Bevor er die Anfrage von Lara Vadlau erhielt, mit ihr in Hinblick auf Paris 2024 in ein Boot zu steigen, hatte er gedanklich die Segel bereits gestrichen. „Irgendwann sagst du auch: Wenn nicht, dann nicht“, erinnert sich der zweifache Familienvater im KURIER-Gespräch. „Ich habe viel reingesteckt und da rede ich nicht nur von finanziellen Dingen.“
Perfekte Harmonie
Lara Vadlau sieht sich spätestens seit dem Olympiasieg darin bestätigt, dass sie 2021 mit dem Comeback die richtige Entscheidung getroffen hat. Heute empfindet sie das Leben als Spitzensportlerin als Privileg. „Man ist einfach dankbarer“, sagte die Kärntnerin nach dem Gewinn der Goldmedaille. „Das sportliche Leben ist einfach der Wahnsinn. Man wird geerdeter und man bleibt am Boden.“
Mit Vadlau und Mähr haben sich die zwei Richtigen gefunden, obwohl sie sich ursprünglich gar nicht wirklich gesucht hatten. Die Harmonie zwischen der Steuerfrau und dem Vorschoter ist ein Erfolgsfaktor, das Duo ergänzt sich perfekt und versteht sich auf dem Boot und auf offener See blind. „Mir ist schon am Anfang aufgefallen, dass wir völlig bei der Sache sind. Und da gibt es kein links oder rechts“, betont der 34-jährige Vorarlberger Lukas Mähr.
Richtiges Alter
Die Zeit sei nun einfach reif gewesen für eine Medaille, betont Matthias Schmid, der Sportdirektor beim österreichischen Segelverband. Beide Sportler haben nach den vielen Rückschlägen inzwischen den nötigen Erfahrungsschatz und die Nervenstärke für Olympische Spiele. „Segeln ist keine Sportart, wo man mit 22 so weit ist, um das alles umzusetzen“, erklärt Schmid, der als Aktiver selbst bei Olympia im Einsatz war. „Lara und Lukas haben viele Kampagnen durchgestanden und waren beide schon sehr extrem gute Segler. Sie haben es geschafft, sich zusammenzutun und das gemeinsam zu meistern. Das ist schon ein sehr erwachsenes Produkt, wo sehr viel Arbeit und Planung drinsteckt.“
Wie es für Lara Vadlau und Lukas Mähr weitergehen und ob eine nächste olympische Kampagne für Los Angeles 2028 noch ein Thema sein könnte, ist offen. Sicher ist aber, dass das Wissen und das Material wieder in den Fundus des Verbandes kommt – und dann die nächsten 470er-Segler davon profitieren. „Das hat Tradition, das wird immer gut verwahrt für die nächste Generation. Das ist ein Teil des Erfolgspuzzles, auf das man zugreifen kann“, weiß Lukas Mähr.
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