Die Notwendigkeit eines Länderspiels mag unantastbar sein, doch lässt sich trefflich diskutieren über die Sinnhaftigkeit so mancher Partie. Jene am Mittwoch in Klagenfurt gegen Griechenland – zu Testzwecken – fällt genau in diese Kategorie.
26 Mann hatte Teamchef Franco Foda an den Wörthersee berufen, mehr als eine ganze Startelf hat schon abgesagt. Foda nimmt es sportlich. „Es gibt zwei Möglichkeiten in so einer Situation. Wir können jammern oder die Lage einfach akzeptieren.“
Doch machen so viele Spiele samt Reisebewegungen in Zeiten der Maßnahmen, Einschränkungen, Ansteckungsgefahren, behördlicher Empfehlungen und Verbote überhaupt Sinn? Ist der ins beinahe Uferlose gestiegene Aufwand gerechtfertigt? Fakt ist, dass am Mittwoch eine Startelf in die Wörthersee-Arena einlaufen wird, die in dieser Konstellation nie wieder auftreten wird.
Ein Für und Wider eines ganz speziellen Matches ...
Corona
In „verrückten“ Zeiten, wie Berlin-Legionär Christopher Trimmel die Gegenwart beschreibt, sollte man sich vielleicht auf Bewerbspiele beschränken und von Tests Abstand nehmen, da jedes einzelne Länderspiel einen organisatorischen Mehraufwand bedeutet. ÖFB-Teamkapitän Julian Baumgartlinger hält dem entgegen: „Wir wissen nicht, wie es im November aussieht, ob wir da die geplanten drei Spiele absolvieren können. Daher nehmen wir mit, was wir bekommen können. Man muss trotz aller Widrigkeiten positiv an die Sache herangehen.“
Terminkalender
Stefan Lainer ist ein Vorzeigeprofi. Er gibt alles für seinen Job, will jede Gelegenheit des Spielens wahrnehmen. „Natürlich würde ich gerne alle drei Matches spielen.“ Und dennoch muss der Gladbach-Legionär mit seinen Kräften haushalten, zumal es nach den Länderspielen mit den nationalen Ligen und der Gruppenphase der Champions League und Europa League Schlag auf Schlag geht.
Gegen Griechenland wird Lainer geschont. Foda: „Die Situation ist für alle nicht einfach. Wir müssen improvisieren, das gehört jetzt dazu. Trotz allem muss man das Optimale herausholen. Freuen wir uns, Spiele zu haben.“
UEFA-Diktat
Die Corona-Pause erzwang eine Verschiebung der nationalen Ligen um rund zwei Monate, die Meisterschaften begannen nicht wie gewöhnlich im Juli, sondern erst im August und September, wodurch sich der Terminkalender bis knapp vor Weihnachten wie nie zuvor verdichtet. „Das Programm für die Spieler ist schon sehr an der Grenze“, meint auch Foda.
Sportliche Chance
„Es ist ein perfekter Praxistest.“ Baumgartlinger freut sich, dass Debütanten wie Holzhauser, Friedl oder Kalajdzic eine Chance erhalten. „Zuletzt hat Baumgartner sie eindrucksvoll genützt. Vielleicht wären diese Spieler unter normalen Umständen nicht so schnell an das Team herangekommen.“
Wirtschaftliche Notwendigkeit
Der ÖFB freut sich über 3.000 Zuschauer, wenngleich am Dienstag noch nicht alle Tickets verkauft waren. Immerhin kann man die treuen Fanklubs belohnen und die bestehenden Sponsoren bei der Stange halten. „Wir freuen uns über jeden einzelnen Zuschauer“, meint der Teamchef. „Die Sehnsucht nach einer Normalität steigt. 3.000 Fans sind besser als keine. Wir nehmen an, was wir bekommen“, zeigt sich Baumgartlinger genügsam.
Nach dem Test geht der Ernstfall Nations League in Nordirland (11. 10.) und Rumänien (14. 10.) weiter.
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