Nach WM-Sensation: Warum der Weltmeister in Wien schweigen musste

Luca Brecel: Von der WM nach Wien.
Der frischgebackene Champion Luca Brecel war zu Gast bei den Vienna Snooker Open. Es war ein einmaliges Erlebnis. Der Belgier kam, spielte, siegte - und hatte Interviewverbot.

"Ich befürchte das Schlimmste", hatte Mitorganisatorin Andrea Pihurik im Vorfeld der Vienna Snooker Open gemeint. Der Auftritt des neuen Sensationsweltmeisters Luca Brecel wurde mit Spannung erwartet. Das Billard-Lokal Köö im siebenten Wiener Gemeindebezirk fasst rund 80 bis 100 Besucher, am Freitagnachmittag war die Spielstätte gerammelt voll. Niemand wollte sich entgehen lassen, was der 28-jährige Belgier zum Auftakt auftischen würde.

Zum ersten Mal bestritt ein amtierender Weltmeister ein Turnier in Österreich. Hatte es Brecel im Crucible Theatre in Sheffield in den vergangenen beiden Wochen noch mit den Snooker-Stars Ronnie O’Sullivan oder Mark Selby zu tun, hießen die Gegner nun Philipp Koch oder Arno Wild.

Der Kontrast könnte größer nicht sein: Der WM-Triumph brachte Brecel 500.000 Pfund (rund 570.000 Euro) ein, in Wien spielt er um 2.500 Euro. In Sheffield sahen dem Belgier fast 1.000 Zuschauer vor Ort und Hunderttausende via TV auf das Queue, am Freitag waren es etwa 100. Auch Schiedsrichter gab es in Wien keinen, die Spieler mussten sich selbst um den Aufbau und das Zurücklegen der Kugeln sowie das Scoreboard kümmern.

Nach WM-Sensation: Warum der Weltmeister in Wien schweigen musste

Eine Klasse für sich: Luca Brecel.

Das Publikum wird mehrmals gebeten, Abstand zu halten. "Wir waren organisatorisch an der Grenze", erzählt Mitorganisator Clemens Kunkel, "mehr Leute hätten es nicht sein dürfen." Fast doppelt so viele sind gekommen wie normalerweise in der Gruppenphase.

Als Brecel um 16.15 Uhr das Spiellokal erreicht und sich mit seiner Freundin einen Weg durch die Menge bahnt, brandet Applaus auf. Zur Begrüßung gibt es eine Verbeugung vor dem frischgebackenen Weltmeister. Der Applaus begleitet den 28-Jährigen durch den Abend. Der Weltmeister wird fotografiert und gefilmt. Für viele ist es im dichten Gedränge fast leichter, Brecels Spiel über die Handy-Bildschirme zu verfolgen. 

Das Publikum ist bunt durchmischt. Jung und Alt verfolgen jeden Stoß Brecels. An den Nebentischen geht es deutlich ruhiger zu. Auch einige der anderen Spieler versuchen, einen Blick auf den prominenten Turnier-Gast zu ergattern.

BILLARD/VIENNA SNOOKER OPEN: BRECEL

Luca Brecel mit seiner Freundin.

Interviewverbot und Krankheit

Vom 28-Jährigen selbst ist wenig zu hören: Er hat ein Interviewverbot bis zu einem Termin in der kommenden Woche in Belgien. Der Auftakt gegen den Vorarlberger Arno Wild ist in nicht einmal 15 Minuten vorbei, Brecel gewinnt 2:0. Kurz und lautlos. Wild bekommt nur wenig Zeit am Tisch, er ist mehr damit beschäftigt, die Kugeln aus den Taschen zu holen. In dieser Tonart geht es weiter, Brecel gewann auch die anderen Gruppenspiele deutlich.

Was er abseits des Snooker-Tisches während seines Wien-Aufenthalts geplant hat? "Wir haben ihm ein schönes Hotel gesucht, er macht sich ein schönes Wochenende mit der Freundin", verrät Kunkel.

Wie schön das Wochenende war oder noch wird, sei dahingestellt. Vor dem Achtelfinale am Samstag meldete sich Brecel bei den Veranstaltern erkrankt ab.

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