Muhammad Ali: Die Box-Legende wäre heute 80 Jahre alt geworden

1954 forderte ein verzweifelter Zwölfjähriger von einem Polizisten in Louisville (Kentucky) eine groß angelegte Suchaktion nach seinem gestohlenen Fahrrad. Dem Dieb wollte er eine anständige Tracht Prügel verpassen. Der Polizist und Boxtrainer Joe Martin riet dem Jungen, zuerst kämpfen zu lernen. Einen Tag später stand ein gewisser Cassius Marcellus Clay im Boxgym und lernte, wie ein Schmetterling zu schweben und wie eine Biene zu stechen (Originalzitat: Float like a butterfly, sting like a bee).
Greatest Of All Time
Sechs Jahre später krönte sich Clay zum Olympiasieger und begann unter Angelo Dundee zu trainieren. 1964 besiegte er Sonny Liston, wurde erstmals unumstrittener Schwergewichts-Weltmeister und gefeiert wie die Beatles und Elvis Presley. Danach konvertierte er zum Islam, legte seinen "Sklavennamen" ab und kämpfte als Muhammad Ali gegen Rassendiskriminierung. Er verweigerte Wehrdienst und Vietnamkrieg, erhielt eine fünfjährige Haftstrafe, kam auf Kaution frei, doch durfte drei Jahre nicht boxen. Zweimal wurde er danach noch Weltmeister.
Seine Kämpfe gegen George Foreman ("Rumble in the Jungle", 1974) und Joe Frazier ("Thrilla in Manila", 1975) begeisterten die Welt gleichermaßen, wie seine frechen Sprüche, die lose Doppeldeckung, sein Sinn für Gerechtigkeit und der berühmte "Ali Shuffle", mit dem er den Gegnern um die Ohren tänzelte. Dundee stand bis zum letzten Kampf 1981 in seiner Ecke. Drei Jahre später wurde bei Muhammad Ali Parkinson diagnostiziert, eine Nervenkrankheit, an der er 2016 im Alter von 74 Jahren starb. Der "Sportler des Jahrhunderts" schrieb in seiner Biografie, dass er herausfinden wird, wer damals sein Fahrrad gestohlen hat, und "ich werde ihm noch immer den Arsch versohlen".

"Phantom Punch": Ali gewann seine erste Titelverteidigung gegen Sonny Liston 1965 mit einem legendären "unsichtbaren" Schlag.
Im Privatleben:
Am 17. Jänner 1942 erblickte Cassius Marcellus Clay in Louisville, Kentucky, das Licht der Welt. Seinen bürgerlichen Namen legte er 1964 ab. Viermal war Muhammad Ali verheiratet, hatte neun Kinder und starb am 3. Juni 2016 in Scottsdale, Arizona
Im Boxring:
Dreimal war Ali unumstrittener Schwergewichts-Weltmeister und widerlegte ein ungeschriebenes Gesetz im Boxsport: "They never come back". Unvergesslich die Kämpfe "Fight of the Century", "Rumble in the Jungle" und der "Thrilla in Manila".
56 Siege und 5 Niederlagen zeichneten Ali’s Profi-Karriere.
"Ali zu treffen, war ein Highlight in meinem Leben"
Wie der Jahrhundertboxer Athleten und Funktionäre aus Österreichs Szene bis heute prägt und was von seinem Vermächtnis bleibt.
Marcos Nader, Österreichs bekanntester Profiboxer: "Der Name Muhammad Ali und Boxen sind unzertrennlich. Jeder, der sich mit dem Sport beschäftigt, kennt Ali. ‚Float like a butterfly, sting like a bee‘ steht in fast jedem Boxklub an der Wand. Sein Stil prägt seit Jahrzehnten neue Boxer und ich hab’ mir einige Tricks abgeschaut. Auch außerhalb des Boxrings war er eine Erscheinung und erregte Aufsehen. Besonders prägend für mich war, dass er den Wehrdienst und den damit verbundenen Vietnamkrieg in den 60ern verweigerte, mit der Aussage: ‚Ich habe keinen Ärger mit den Vietcong.‘ Das fand ich sehr stark."
Eva Voraberger, Österreichs erste Boxweltmeisterin: "Es gibt so viel über Ali zu erzählen, aber eigentlich reicht auch ein einziges Wort: LEGENDE! Man sollte ihn nur positiv in Erinnerung haben. Es ist ein Wahnsinn, was er alles erreicht hat."
Umar Dzambekov, österreichische Boxhoffnung: "Ali war der erste Boxer, den ich kannte. Er ist für mich nicht nur der beste Boxer, sondern der beste Sportler aller Zeiten. Er war mit seinem Boxstil einfach seiner Zeit um Welten voraus und hat den Sport revolutioniert. Ali hat gezeigt, dass man gut aussehen, schön reden und gleichzeitig Leute im Ring verhauen kann. Er inspirierte mich auch als Mensch, der sich niemals etwas sagen ließ. Ich will frei sein und so sein wie ich bin und nicht, wie andere mich haben wollen – genau wie Muhammad Ali es getan hat, der trotz Erfolg immer authentisch geblieben ist. Seinen Stil werde ich nicht boxen, aber ich hab mir trotzdem einiges abschauen können. Die Art, wie er war, seine Geschichte im Ring und außerhalb, das hat ihn zum größten Sportler aller Zeiten gemacht."
Marion Palatin, Präsidentin Profi-Verband: "Eine Persönlichkeit wie Ali wird es nie wieder geben. Ich hatte das Glück, ihn zwei Mal zu treffen. Wenn Ali den Raum betrat, spürte man den Respekt ihm gegenüber. Es war unbeschreiblich und einzigartig so einen charismatischen Menschen persönlich erlebt zu haben. Ihn zu treffen, war ein Privileg und Highlight in meinem Leben."
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