Mountainbiker Fabio Wibmer: Das Internet-Wunder auf zwei Rädern
Das Sportmanagement-Studium habe er "erfolgreich wieder abgebrochen", sagt Fabio Wibmer. Wäre er kein Internet-Wunder geworden, wäre er wohl irgendwo im Sportmanagement-Bereich gelandet, glaubt er. Managen muss der Osttiroler ohnehin einiges: Durch seinen Sport und nicht zuletzt seine Online-Präsenz hat sich der 26-Jährige ein Unternehmen aufgebaut, dessen Größe er über den konservativen Weg wohl nie erreicht hätte.
Fabio Wibmer fährt Rad. Allerdings fahre er so gut wie nie "normal" Rad, sagt er im KURIER-Gespräch. "Geradeausfahren tu’ ich selten", gesteht er. "Wenn, dann richtig."
"Richtig", das heißt für ihn, dass er Wände hochfährt, auf schmalen Mauerabsätzen, Geländern, wieder runterspringt, sich dabei dreht, über Hindernisse springt oder von einem Gebäude auf ein anderes. Oder aus einem Hubschrauber in den Schnee. Nicht einmal Wibmer selbst weiß, wie man das jemandem am besten beschreiben kann, der damit nichts anfangen kann. "Im Grunde fahre ich Mountainbike. Mountainbike-Freestyle."
Millionen zählen (nicht)
Das Extreme ist extrem erfolgreich. Mehr als sieben Millionen Menschen folgen ihm auf Youtube, 2,2 Millionen auf Instagram, eine Million auf Tiktok. Dort können sie sich ansehen, was er sich auf seinen zwei Reifen so einfallen lässt. Denn um ein Weltstar zu werden, brauchte er eigentlich nur sein Rad, ein paar verrückte Ideen und eine gute Kamera.
Die Währung für den Sportler und Youtube-Star: Klicks. Und jeder Klick bringt Geld. Glaubt man dem Social-Media-Monitor youtubers.me, dann ist Wibmer bereits Millionär, allein in der vergangenen Woche habe er demnach rund 5.000 Euro eingenommen.
Doch das Geld stehe für ihn nicht im Vordergrund, sagt Wibmer. Er freue sich ganz einfach, wenn er junge Menschen dazu inspirieren könne, "aufs Rad zu steigen und Sport zu machen – und nicht irgendeinen Blödsinn".
Reich und schön
Der Osttiroler aus der 98-Seelen-Gemeinde Oberpeischlach am Großglockner ist mittlerweile in Monaco zu Hause. Dort hat er am vergangenen Wochenende im Rahmen des Grand Prix bei einem Sponsor eine Showeinlage geliefert, bei der er über ein Formel-1-Auto gesprungen ist. "Kindheitsträume", schrieb er auf Instagram. 115.000 Menschen gefällt das.
Die Kassen klingeln, die Präsenz erhöht sich einmal mehr, Einladungen und Sponsorenverträge flattern ins Haus. Sein Wohnsitz ist jener der Reichen und Schönen. Und doch wirkt der 26-Jährige ausgeglichen und bescheiden.
Bodenhaftung
Hat er ein Geheimnis für Bodenhaftung bei seinen waghalsigen Sprüngen und schwindelerregenden Followerzahlen? "Nicht wirklich", sagt er und bedankt sich auch noch dafür, dass es auffällt. "Ich bin halt so, wie ich bin."
Klingt einfach, wenn er es sagt, aber nicht abgedroschen. "Klar, manche Dinge verändern sich, wenn man berühmt wird. Aber im Grunde bin ich immer noch derselbe wie vor zehn Jahren, als ich hinter dem Haus mit dem Rad herumgesprungen bin." Und er fügt hinzu: "Ich mache das Ganze noch gleich gern."
Schmerzen
In den vergangenen beiden Jahren haben auch im Sportbereich Unternehmen finanziell unter der Pandemie gelitten. Für Wibmer ging es lukrativ weiter: Mit seinem Video "Home Office" hat er im Mai 2020 auf einen Schlag Hunderttausende Fans gewonnen. Das Sieben-Minuten-Video aus seinem Haus in der bisherigen Wahlheimat Innsbruck knackte innerhalb von Minuten die Millionenmarke. Dabei hatten er und seine Mitbewohner einfach nur im Lockdown die Kamera herausgeholt.
Dass all das, was in den Videos bei Fabio Wibmer so einfach aussieht, auch harte Arbeit ist, kommt nicht immer so rüber. Soll es vielleicht auch gar nicht. "Bei mir funktionieren Dinge meistens zuerst einmal nicht. Bis sie nach 5.000 Versuchen klappen", sagt der Osttiroler, der sich seit 2020 von zwei schweren Verletzungen erholt hat. Aber das mache den Erfolg vielleicht aus, überlegt er, "dass man nicht aufgibt, ehrgeizig bleibt und durchzieht, was einem Spaß macht".
7,11 Millionen Anhänger zählt Fabio Wibmer auf Youtube. Nur 34 Sportler oder Sportlerinnen liegen im Ranking auf dieser Plattform weltweit vor ihm
Auf Instagram folgen Wibmer 2,2 Millionen, auf Tiktok 1,2 Millionen und auf Facebook 788.300 Menschen
Nur Alaba hat mehr
Fußball-Star David Alaba hat 26 Millionen Follower auf diversen Social-Media-Kanälen, Dominic Thiem zählt 2 Millionen, Marcel Hirscher 1,5 Millionen und Snowboard-Olympiasiegerin Anna Gasser knapp eine Million Fans
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