WM-Kontroverse: Wie Michael Masi zum Buhmann der Formel 1 wurde

WM-Kontroverse: Wie Michael Masi zum Buhmann der Formel 1 wurde
Der australische Rennleiter wurde im Machtkampf Red Bull gegen Mercedes aufgerieben - und danach harsch kritisiert.

„Für die Formel 1 ist es zur Gewohnheit geworden, sich selbst in den Fuß zu schießen, doch dieses Mal benutzte sie einen Raketenwerfer.“ So wie The Sun schäumte die britische Presse über die umstrittene Entscheidung der Rennleitung vor der letzten Runde. Michael Masi ist nicht zu beneiden. „Man muss Mitleid mit ihm haben“, meint Nico Rosberg. „Die ganze Welt schaut ihm zu und er muss innerhalb von 15 Sekunden entscheiden, was er tut.“

Charlie Whiting wurde 1997 Renndirektor. Der Brite starb im März 2019 im Alter von 66 Jahren an einer Lungenembolie im Hotel. Vier Tage vor dem WM-Start in Melbourne. Masi wurde ins kalte Wasser geworfen. Ursprünglich kommt der Australier aus der V8-Supercar-Serie. Später übernahm er die Posten als Rennleiter für die Formel 2, die Formel 3 und die Formel E – und stand nebenbei Whiting an manchen Formel-1-Rennwochenenden zur Seite. „Charlies Fußstapfen werden immer viel zu groß sein“, sagte Masi einmal der New York Times.

Der 42-jährige Australier mit italienischen Wurzeln kontrolliert, leitet und entscheidet. Und er eckt an. Einfach hatte er es nie. Masi wurde Opfer des Machtkampfes zwischen Red Bull und Mercedes. Sowohl Christian Horner wie auch Toto Wolff haben immer und immer wieder Druck auf ihn ausgeübt. Beide Lager fühlten sich stets benachteiligt. In Abu Dhabi folgte dann der Höhepunkt.

Warum ließ Masi nur die fünf Autos, die zwischen Hamilton und Verstappen lagen (Norris, Alonso, Ocon, Leclerc und Vettel), zurückrunden? Die anderen drei, die irgendwo auf der Strecke waren (Ricciardo, Stroll, Schumacher), aber nicht? Das Reglement ist umstritten: Nur wenn sich alle zurückgerundet haben, darf das Rennen wieder freigegeben werden, protestierte Mercedes. Im Reglement wird allerdings das englische Wort „any“ verwendet. Red Bull wies deshalb darauf hin, dass „any“ nicht „all“ bedeutet.

Wäre das Rennen hinter dem Safety-Car zu Ende gegangen, hätte Hamilton den Titel geholt. Masi wollte das Rennen aber unter grüner Flagge beenden. Als Rennleiter durfte er das selbst entschieden. Das erlaubt das Reglement.

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