Warum Kaiser-Urenkel Habsburg Wohnungen in der Ukraine mietet

Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen
Früher gehörten seiner Familie weite Teile des Landes, aktuell tritt Ferdinand Habsburg, Urenkel von Kaiser Karl I., als zahlender Gast in der Ukraine auf - und zwar im großen Stil: "Ich habe für ein Monat Ferien in der Ukraine gebucht, und zwar gleich in mehreren Städten", sagt der 24-Jährige im KURIER-Gespräch.
Klingt zynisch, ist es aber nicht. Dahinter steckt eine soziale Geste. Ferdinand Habsburg hat über die Buchungsplattform Airbnb mehrere Unterkünfte gemietet, um so den Vermietern "direkt und unkompliziert" Geld zu überlassen. In Anspruch nehmen will er die Unterkünfte nicht, was er den Anbietern auch gleich mitteilt.

Da die Buchungsplattform aktuell in der Ukraine keine Gebühren von den Vermietern verlangt, geht das gesamte Geld an die Familien. Auf die Idee gebracht hat Habsburg eine gute Freundin aus Litauen. "Ich wollte auch einen humanitären Beitrag leisten, aber gleichzeitig einen persönlichen Kontakt zu den Menschen in der Ukraine aufbauen", sagt der professionelle Rennfahrer, der vergangenes Jahr einen Klassensieg beim legendären 24-Stunden-Rennen von Le Mans einfuhr.
Die Aktion kam gut an, auch bei den Betroffenen vor Ort. "Viele Familien waren froh, trotz des ganzen Horrors ein bisschen plaudern zu können. Ich fände es schön, wenn ich irgendwann wirklich all die Orte besuchen könnte." Ernster Nachsatz: "Sofern die Häuser dann noch stehen."
Der Krieg beschäftigt Ferdinand Habsburg und dessen Familie, nicht nur aus historischen Gründen. Sein Vater Karl Habsburg, 61, und Schwester Gloria, 28 Jahre jung, seien extrem politische Köpfe. "Sie sind gerade aus der Ukraine zurückgekommen", berichtet Ferdinand. Mit dabei hatten sie einige Schutz suchende Menschen, die sie in Wien untergebracht haben - und erschütternde Berichte.
Aufbauarbeit haben die Habsburger gerade eben in der Ukraine geleistet. Eine Radiostation, die seit einigen Jahren im Besitz von Karl Habsburg ist, war von russischen Angriffen zerstört worden. Nun wird wieder in Ukrainisch gesendet. "Mein Vater weiß, wie wichtig unabhängige Information ist, besonders in Zeiten wie diesen."
Die Vergangenheit der Habsburger in der Westukraine war nicht nur glorreich und löblich, das weiß auch Ferdinand Habsburg, wenngleich er zugibt: "Ich musste in der Schule immer alles über die Geschichte der Habsburger wissen. Tat ich aber nur selten." In den vergangenen Jahrzehnten habe sich die Familie aber "massiv für ein gemeinsames Europa und dessen Werte eingesetzt".
Die Berichte und Bilder setzen ihm zu, gesteht Ferdinand Habsburg, der vor wenigen Jahren selbst Dienst an der Waffe für Österreich geleistet hat. "Ich kann mir nicht vorstellen, wie das ist, dass Ukrainer in meinem Alter gerade eine Waffe in die Hand nehmen in dem Wissen, damit Russen töten zu müssen."

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