Für Alex Hofmann, ehemaliger Rennfahrer und MotoGP-Experte für ServusTV, haben sich auch die Rahmenbedingungen verändert. „Die Bühne ist eine andere. Rossi ist noch in den wilden Zeiten gefahren, wo weniger kontrolliert war. Das war noch Rock ’n’ Roll, da sind solche Typen leichter herausgekommen.“
Jetzt seien viele Fahrer weichgespült und fein gekämmt. „Auch weil die Sponsoren gerne das so sehen möchten. Ich glaube auch nicht, dass die Gesellschaft und die Professionalität Typen in solcher Prägung wie früher zulässt.“
Keine Feindschaften
Typen, so Hofmann, sind im Fahrerlager ausreichend anzutreffen. „Wenn du diesen Sport an der Spitze ausübst, dann musst du schon ein sehr spezieller Typ und Charakter sein.“ Bagnaia könnte bei einer Titelverteidigung noch dominanter als Typ werden, Bezzecchi sieht Hofmann als Mischung aus Rossi und Simoncelli. Aber auch die KTM-Piloten hätten Strahlemann-Potenzial. „Jack Miller ist noch Old School, Brad Binder ist immer gut drauf.“
Laut Hofmann fehlt Marc Márquez an der Spitze. Der sechsfache MotoGP-Weltmeister fährt mit seiner Honda nur hinterher. „Er ist für mich der härteste Rennfahrer aller Zeiten. Fährt Marc in den Top 5 mit, dann gibt es Entertainment pur.“ Einer der Gründe, warum noch kein Typ wie Rossi am Horizont zu sehen ist, könnte auch an einer fehlenden Feindschaft liegen, wie Beirer meint: „Aber die großen Duelle entstehen auch nicht über Nacht.“ Hofmann erinnert sich: „Der letzte große Clash war zwischen Rossi und Márquez. In den letzten Jahren war es auch gewünscht, dass sich die Fahrer untereinander vertragen. Die Frage ist, wie weit lässt man die Fahrer sich ausleben, wie sehr wird die Handbremse angezogen.“
Ein weiteres Problem der Rennserie: drei Weltmeister – Márquez, Fabio Quartararo und Joan Mir – ziehen im Niemandsland ihre Runden und spielen nicht einmal Nebenrollen. „Große Zweikämpfe machen alles viel spannender“, weiß Hofmann, dass sich Helden gegenseitig „aufschaukeln“ können. „Derzeit ist die Übermacht von Ducati aber zu groß.“ Pit Beirer sieht nicht schwarz: „Wir haben immer noch Zuschauerrekorde bei den Rennen.“
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