In zwei Jahren steht der Königsklasse die größte Reglementänderung seit - richtig - 2014 bevor. Damals hatte Mercedes die besten Antworten auf die neuen Regelfragen gefunden, "und es kann sein, dass auch 2026 ein Team wieder alles in Grund und Boden fährt", glaubt Wolff und fügt an: "Vom Motor werden wir gut dabei sein. Aber du brauchst auch ein perfektes Chassis, um zu gewinnen."
Wolff hat gelernt, geduldig zu sein. Die Formel 1 ist ein Ausdauerrennen. Den Anschluss zu finden braucht Zeit, enormen Personaleinsatz und viel Geld. All das hat Mercedes, weshalb der 52-Jährige überzeugt ist, dass 2026 zu Beginn die Werkteams den Ton angeben werden.
Es ist eine Aussage, die natürlich auf Red Bull, den großen Rivalen und aktuellen Dominator, abzielt. Der Rennstall des Getränkekonzerns wird ab 2026 erstmals mit einem selbstentwickelten Triebwerk an den Start gehen - ein Megaprojekt, auch laut Wolff: "Bei uns arbeiten 600 Top-Ingenieure alleine in der Motorenabteilung."
Wolff umwirbt die Verstappens
Wieder so ein Satz, der nicht nur an die Presse gerichtet ist. Auch Max und dessen Vater Jos Verstappen sollen ihn hören. Was in Wolffs Aussage mitschwingt, ist klar: Glaubt mir, wir bauen bald wieder das beste aller Formel-1-Autos! Ein freies Cockpit hat man obendrein, nachdem Lewis Hamilton die Silberpfeile mit Saisonende verlassen wird.
Wolff umgarnt die Verstappens, erst recht seit bei Red Bull die Atmosphäre zwischen der Weltmeister-Familie und Teamchef Christian Horner vergiftet ist. Der Brite reagierte erst wieder in Spielberg gereizt auf die Fragen zu den öffentlichen Flirtversuchen von Wolff mit Verstappen. Wolff kontert: "Das ist natürlich auch ein bisschen Unterhaltung, aber es steckt ein ernster Gedanke dahinter. Mein Job ist, dazu beizutragen, dass dieses Team schnell ist und funktioniert. Und dazu gehört auch, welcher Fahrer in unserem Auto sitzt."
Vater Jos und er seien auf einer Wellenlänge, was Rennfahren betrifft, betont Wolff, der einst Rallye- und GT-Rennen fuhr und in Spielberg als Fahrinstruktor arbeitete, ehe er als Investor Karriere machte.
So richtig brisant wurde die Verstappen-Causa erst, als publik wurde, dass der dreifache Weltmeister über eine besondere Ausstiegsklausel bei Red Bull verfüge. Diese besagt, dass der Niederländer trotz Langzeitvertrages bis 2028 den Rennstall verlassen kann, wenn Motorsportberater Helmut Marko nicht mehr Teil des Teams ist.
Respekt vor Helmut Marko
Damit waren Spekulationen zur Zukunft des Superstars endgültig Tür und Tor geöffnet. Jeder Satz, jede Regung eines der Beteiligten wird nun kommentiert und interpretiert.
Das Verhältnis von Wolff zu Landsmann Marko galt lange als extrem angespannt, zuletzt dürfte man sich aber arrangiert haben, bekräftigt der Mercedes-Boss: "Ich bin im letzten Jahr schon mit ihm gut ausgekommen. Ich habe enormen Respekt. Aber ich sehe, dass es ihn trifft, was derzeit bei Red Bull passiert. Dass dieses Team nicht mehr jene Identität hat, die es unter Dietrich Mateschitz hatte."
Stardesigner Adrian Newey hat bereits angekündigt, Red Bull zu verlassen. Unklar ist, welchen Einfluss das langfristig auf die Leistungsstärke des Teams hat, und ob der Brite seine geniale Ideen bei einem anderen Rennstall zu Papier bringt. "Jedes Team muss Interesse an Adrian zeigen. Seine Bilanz spricht für ihn", sagt Toto Wolff dazu.
Der Wiener wähnt sich in einer guten Position für die Zukunft. "Wir haben keine Eile bei Personalentscheidungen. Aber wird werden die richtigen treffen."
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