Sieben Thesen für ein aufregendes Jahr in der Formel 1

Sieben Thesen für ein aufregendes Jahr in der Formel 1
Die Königsklasse nimmt in Spielberg Fahrt auf. Es wird eine Saison der Besonderheiten. Auch Ferrari wird jubeln.

Alles ist anders – und doch bleibt alles gleich. Mercedes startet auch in die verkürzte und verspätete Formel-1-Saison 2020 von den Startplätzen eins und zwei (siehe unten). Die Anspannung vor dem Großen Preis von Österreich am Sonntag (15.10 Uhr) ist dennoch groß. Das wird das Rennjahr bringen ...

Das Fernsehen profitiert von den Geisterrennen
Mit der Formel 1 kehrt ein weiteres Stückchen Normalität in den Alltag zurück. Die TV-Quoten werden aber nicht nur am ersten Rennwochenende gut sein. Viele Alternativen abseits vom Fußball haben Sportfans rund um den Globus im Sommer weiterhin nicht. Nicht nur die fehlende Konkurrenz spielt der Königsklasse in die Karten. Moderner Motorsport ist wie gemacht für das bewegte Bild. Vor dem Bildschirm erfährt der Zuseher dank Grafiken und Animationen mittlerweile wesentlich mehr als vor Ort an der Rennstrecke.

Die Regentschaft des Triumvirats hält an
Im März 2013 (!) gewann Kimi Räikkönen im Lotus den Saisonauftakt in Australien. Seither gingen alle Siege auf das Konto von Mercedes, Red Bull und Ferrari. Diese Einseitigkeit wird auch heuer kaum enden. Zu groß ist noch immer das Leistungsgefälle zwischen den Top-Teams und dem großen Mittelfeld.

Das Mittelfeld holt auf
Dennoch wird es 2020 mehr Abwechslung auf dem Podien geben. Die Zeiten, in denen sich die großen Drei stets alle Topplatzierungen untereinander ausmachen, scheinen aufgrund des stabilen Reglements vorbei. McLaren, Racing Point oder Renault dürften es – je nach Strecke – nun endlich auch aus eigener Kraft unter die Top 3 schaffen. Unschlagbar bleiben Mercedes, Red Bull und auf lange Sicht auch Ferrari weiter im Qualifying.

Es wird einen würdigen Weltmeister geben
Schon jetzt steht fest, dass es eine Saison der Besonderheiten wird. Offen ist etwa, wie viele Grands Prix tatsächlich ausgetragen werden können. Mindestens acht Rennen müssen gefahren werden, um laut Regulativ eine WM-Wertung zustande zu bringen. Das dürfte sich in jedem Fall ausgehen. Auch mit einer Minimalanzahl an Rennen wird es einen würdigen Weltmeister geben. Weil plötzlich neue Tugenden gefragt sind. Am Ende wird jener Pilot zum Titelträger gekürt werden, der die geeignete Balance aus Attacke und Umsichtigkeit findet. Zudem wird Lernfähigkeit ein Erfolgsfaktor sein. Mit Portimão (Portugal) und Mugello (Italien) könnte im Herbst auf Rennstrecken gefahren werden, die die Formel-1-Piloten kaum bis gar nicht kennen.

Ferrari wird jubeln
Unabhängig von den Ergebnissen hat der älteste und wichtigste Rennstall der Königsklasse zumindest einen guten Grund zum Feiern. Der 1.000. Grand Prix steht bevor. Dafür nötig sind zehn Rennen – und das sollte sich trotz Pandemie irgendwie ausgehen. Sportlich steht den Italienern wohl ein weiteres schwieriges Jahr bevor. Mit Charles Leclerc wagt das Team, das seit 2007 auf einen WM-Titel bei den Fahrern wartet, den x-ten Neuanfang. Der erst 22-jährige Monegasse wird schon heuer beweisen müssen, dass er nicht nur schnell ist, sondern auch einen Rennwagen weiterentwickeln kann. Denn der ausgebootete Sebastian Vettel, der diese Aufgabe seit 2015 bei Ferrari erledigt hat, wird kaum noch in die wichtige Entwicklungsarbeit eingebunden werden.

Sebastian Vettel wird zurücktreten
Der vierfache Weltmeister zeigt sich motiviert und kämpferisch. Seine Optionen auf ein Top-Cockpit 2021 sind dennoch gering. Der Flirt mit Mercedes ist spannend, doch selbst wenn die Silberpfeile mit Valtteri Bottas nicht verlängern wollen, sind sie gut beraten, einen ihrer Junioren neben Superstar Lewis Hamilton aufzubauen.

Die Formel 1 steuert sicher und souverän durch die Corona-Krise
Mit mehr als drei Monaten Verspätung geht es heute in Spielberg los. Das Rennen ist das erste weltumspannende Sportereignis nach der Corona-Zwangspause. Perfektionismus ist seit jeher Teil der Formel 1, auch der Umgang mit außergewöhnlichen Situationen. Zudem hat man aus dem PR-Desaster beim ursprünglichen Auftakt in Melbourne die richtigen Lehren gezogen. In den ersten Tagen in der Steiermark haben sich alle Beteiligten vorbildlich verhalten, mehr als 4.000 Corona-Tests waren negativ. Sollte dennoch etwas passieren, ist jetzt schon definiert, welche Maßnahmen eingeleitet werden, um den Rennbetrieb am Laufen zu halten.

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