Jeder dieser Piloten sitzt von klein auf im Rennauto. Wie es sich anfühlt, ein Auto am Limit zu bewegen, diese ganzen Abläufe, ... das ist total verinnerlicht. Ich war selbst verblüfft, als ich zuletzt bei den Tests auf dem Nürburgring war. Ich dachte, jetzt braucht es vielleicht einen halben Tag, bis ich wieder mit hundert Prozent an die Sache herangehen kann. Aber nach den ersten Runden war es so, als ob es keine Pause gegeben hätte.
Manche Fahrer haben zu Hause am Simulator geübt.
Ja. Sogar Sebastian Vettel hat sich einen Simulator für zu Hause zugelegt. Das hilft vor allem, den Geist fit zu halten. Denn ein großer Teil des Rennfahrens ist eine mentale Angelegenheit. Man muss den Fokus eine lange Zeit aufrechterhalten. Dafür eignet sich das Trockentraining gut. Man kann dort verschiedene Abläufe üben, Starts, Boxenstopps oder die Qualifikation, wo der Druck auf einer Runde lastet. Aber es gibt keinen Simulator auf der Welt, der echtes Fahrgefühl vermittelt und die enorme Geschwindigkeit, die man im Renncockpit miterlebt.
Und es fehlt die körperliche Belastung.
Genau. Das wird in Spielberg die Herausforderung sein. Der Mittelteil des Red Bull Rings hat schnelle Kurven mit extremen Fliehkräften. Die Nackenmuskulatur ist aber sehr schwer zu trainieren, denn das sind ganz feine Muskelstränge. Bei mir war es immer so: Wenn ich nach zwei Monaten zu den Wintertests wieder ins Auto gestiegen bin, ist mir fast der Kopf abgefallen.
Wie behelfen sich die Fahrer?
Man kann sich zwischen Helm und Cockpitwand etwas hinkleben, um den Kopf anzulehnen. Grundsätzlich hat man aber in Social Media gesehen, dass die Fahrer so viel trainiert haben, wie nie zuvor. Denn jetzt hatten sie wirklich genug Zeit für die Aufbauarbeit.
Es wird also nicht mehr Fahrfehler geben?
Es spielt sich nur im Zehntelsekundenbereich ab, wenn einer nicht den Scheitelpunkt einer Kurve trifft. Es ist aber möglich, dass sich gegen Ende des Rennens Fehler einschleichen, wenn die konditionelle Komponente dazu kommt.
Manche Fahrer haben in Formel-3-Autos trainiert. Bringt das was?
Das ist im Vergleich zur Formel 1 ein Spielzeug. Formel-3-Autos haben zirka 250 PS. Das ist im Vergleich zur Formel 1 nichts. Ich spreche aus Erfahrung, ich bin von der Formel 3 direkt in die Formel 1 gesprungen und das waren Welten. Da gehen dir die Augen auf. Am Anfang konnte ich nicht mehr als acht Runden am Stück fahren, weil ich so fertig war. Aber für die aktuellen Fahrer geht es eher darum, ein Gefühl für das Rennfahren zu bekommen.
Im Sommer gibt es Rennen im Wochenrhythmus. Was bedeutet das für die Fahrer?
Als Fahrer hat man nach dem Rennen und den Interviews trotzdem frei. Jede Woche ein Rennen zu fahren, ist kein Problem. Stressig wird es für alle anderen Mitarbeiter. Die haben ein hartes Programm.
Was ist von dieser Saison zu erwarten?
Sie wird außergewöhnlich. Schauen wir einmal, wie viele Rennen es wirklich geben wird. Aber es wird eine kurze Saison, in der man sich kaum Fehler erlauben darf. Es kommt extrem auf die Konstanz an, dass man von jedem Rennen gute Punkte mitnimmt. Wer die wenigsten Fehler macht, hat am Ende die größten Chancen.
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