Mick Schumacher: Kein Jahrhunderttalent, aber ein Versprechen
Als sein Vater im November 2012 zum letzten Mal einen Formel-1-Wagen lenkte, da vermied Sohn Mick noch den Namen Schumacher. Bis 2015 schien der Nachwuchsrennfahrer in den Ergebnislisten unter dem Mädchennamen seiner Mutter auf. „Wir haben versucht, es so lange wie möglich weniger auffällig zu halten“, erinnert sich der Sohn des siebenfachen Weltmeisters Michael Schumacher. „Es gab mir die Möglichkeit, alleine zu wachsen und zu verstehen, wie man ein normaler Junge und ein normaler Nachwuchsfahrer ist.“
Normal ist wenig im Leben des bald 22 Jahre alten Deutschen.
Das weiß auch Mick Schumacher, der sich an diesem Wochenende bei den Testfahrten in Bahrain auf sein Grand-Prix-Debüt in zwei Wochen vorbereitet. „Wenn du hier einen Fehler machst, sehen es alle.“ Der Pilot des amerikanischen Nachzügler-Teams Haas sagt diesen Satz nicht etwa in einem Interview, sondern im offiziellen Werbevideo von Sky Deutschland (siehe unten).
Für den Bezahlsender ist Mick Schumacher das Gesicht – oder besser gesagt: der Name – zur Saison 2021. Mick Schumacher ist kein Ausnahmetalent wie es Sebastian Vettel oder Max Verstappen in jungen Jahren gewesen sind; er ist nicht wie ein Komet im Formel-1-Kosmos aufgetaucht, sondern hat die Karriereleiter Stufe für Stufe genommen: Formel 4, Formel 3, Formel 2 – am Ende war er überall ganz vorne zu finden.
„Ich denke, meine Karriere hat etwas Zwangsläufiges“, sagte Schumacher kürzlich in einem Interview mit dem Magazin Der Spiegel. „Ich habe mich ins Rennfahren verliebt und wollte nie was anderes.“ Der übergroße Vater sei zurückhaltender Unterstützer gewesen und irgendwann „natürlich mein Idol“.
Deshalb ist Mick Schumacher für die Formel 1 vor allem eines: ein Versprechen. Während sich Hamilton und Sebastian Vettel, die Lichtgestalten des vergangenen Jahrzehnts, karrieretechnisch auf deren Auslaufrunden befinden, nimmt Schumacher erst Fahrt auf. In seinem Windschatten suchen viele die Beschleunigung. Am Freitag titelte die deutsche Bild in ihrer Online-Ausgabe: „Mick schon schneller als Mercedes.“
Das war faktisch nicht falsch, und dennoch nicht richtig. Die Testfahrten waren zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 51 Minuten alt, und der Silberpfeil stand nach einem Defekt in der Garage. Am Ende kam der Neuling – ebenfalls aufgrund eines Gebrechens – auf lediglich 15 Runden. Rückstand auf die Spitze: mehr als fünf Sekunden.
Am Ende der Saison soll das Konstrukt Schumacher/Haas besser sein als am Anfang. Ein klug gewähltes Ziel, das der Vater nicht besser hätte formulieren können. Michael Schumacher hat es verstanden, Mensch und Maschine in der Formel 1 als Einheit zu sehen – ohne dabei die eigene Leistung zu schmälern.
„Ich weiß, was ich zu tun habe, um schnell zu sein“, betont Mick Schumacher. Die Anpassungsfähigkeit hat ihn schon in den Nachwuchsklassen ausgezeichnet. Die wird auch in der Königsklasse nötig sein, will er den oft schwer zu steuernden Haas-Boliden ins Mittelfeld bewegen.
Der amerikanische Rennstall mit russischem Geld (kein Witz!) dient im Idealfall als Sprungbrett. Landen soll Mick Schumacher irgendwann im Ferrari. Zu der Scuderia pflegt der 21-Jährige „eine sehr emotionale Bindung“. Die Italiener haben seine junge Karriere maßgebend mitgestaltet. Der Name Mick Schumacher war da längst auch in den Ergebnislisten zu finden.
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