Homosexualität in der Formel 1: "Ein Pilot nannte mich fette Schwuchtel"

Matt Bishop mit Lewis Hamilton im Jahr 2012
Matt Bishop war der Erste, der sich outete, und jener Mann, der Hamilton das kommunizieren lehrte: "Lewis hat ein gutes Herz."

KURIER: Sie waren zehn Jahre lang der Kommunikationschef bei McLaren, fünf davon an der Seite von Lewis Hamilton. Wie sehen Sie sein Engagement im Kampf für Gleichstellung? 
Matt Bishop: Ich habe großen Respekt davor. Lewis verwendet seine Popularität, um auf Missstände hinzuweisen. Das ist nicht selbstverständlich, denn auch er erfährt dadurch Kritik. Aber Lewis ist nicht nur ein fantastischer Pilot, er ist auch ein Mensch mit gutem Herzen, wenn man ihn ein bisschen besser kennt. Im Fernsehen oder auf Instagram bekommt man nicht den wahren Lewis zu sehen.

Was meinen Sie damit?

Er ist einer der größten Rennfahrer der Geschichte, womöglich bald der erfolgreichste und wahrscheinlich auch der reichste. Das würde vielen schon genügen. Tut es ihm aber nicht. Er verwendet Zeit und Geld und riskiert Teile seiner Popularität, um gegen Rassismus anzukämpfen. „Race as one“, womit die Formel 1 seit Kurzem wirbt, ist für ihn nicht bloß ein Slogan. Wir bewegen uns langsam in die richtige Richtung, weil die Formel 1 war eine andere Welt, als ich vor 25 Jahren angekommen bin.

Wie war es denn?

Ich war tatsächlich der einzige Schwule in dieser kleinen Welt. Klar, es musste natürlich auch andere geben, aber ich war der Einzige, der sich geoutet hatte. Prinzipiell waren alle sehr freundlich zu mir, was womöglich daran lag, dass ich einen angesehenen Job hatte. Nur einmal hörte ich direkt etwas Unschönes.

Was denn?

Ich hörte von einem Piloten, dass er mich fette Schwuchtel nannte. Ich konnte und wollte faktisch nicht mit ihm diskutieren, immerhin war ich nicht schlank. Und ich war schwul. Was ich tat, war, dass ich mit ihm über Höflichkeit sprach.

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