Alltag in der Sperrzone: "Du willst eigentlich raus, aber du darfst nicht"

So leer hat man den Domplatz in Mailand selten gesehen
An den trainingsfreien Montagen macht Paul Buchegger gewöhnlich einen Abstecher in die Schweiz. Die Freundin des Volleyballteamspielers lebt in Lugano gleich hinter der italienischen Grenze, von Monza, wo der Oberösterreicher seit zwei Jahren für den Erstligaklub Vero Volley spielt, ist es dorthin nur ein Katzensprung.
An diesem Montag konnte Buchegger seine Freundin nicht wie üblich in die Arme schließen. Seit die italienische Regierung am Wochenende die Lombardei zur „Zona Rossa“ erklärt hat, zum Sperrgebiet, beschränkt sich der Kontakt auf Telefonate und Kurznachrichten. „Du willst eigentlich raus, aber du darfst nicht. Das ist schon komisch“, erzählt Paul Buchegger. „Heute ist hier kompletter Stillstand.“

Paul Buchegger spielt seit zwei Saisonen in Monza
Leere Bars
Tags zuvor hatte der 23-Jährige mit seinem Klub noch ein Meisterschaftsspiel in Modena in der Emiglia Romana bestritten. Vor leeren Rängen. Fast alle anderen Ligapartien in Norditalien waren überhaupt abgesagt worden, nachdem sich viele Spieler geweigert hatten, anzutreten.
Trotz der allgemeinen Panikstimmung ist Paul Buchegger dieser Tage um Normalität bemüht. Er igelt sich nicht in der Wohnung ein, sondern wagt sich weiter hinaus. „Was ich aber schon tu’: Ich wasche mir öfter die Hände und greife mir nicht die ganze Zeit ins Gesicht. Und ich geh’ jetzt auch nicht auf den Mailänder Domplatz und umarme dort die Menschen.“
Wobei er in Monza, der drittgrößten Stadt der Lombardei, im Moment praktisch an jeder Ecke mit den strikten Sicherheitsmaßnahmen konfrontiert wird. Die kleinen Bars, in der die Italiener so gerne im Stehen ihren Espresso trinken, sind inzwischen nahezu menschenleer. „Seit Einführung der Sperrzone darf man in den Lokalen nur mehr sitzen und muss einen gewissen Abstand zum Nachbarn haben“, schildert der Volleyball-Legionär. „Und sie schauen auch darauf, dass nur eine gewisse Anzahl von Personen in die Restaurants reinkommt.“
Leere Regale
Die Supermärkte haben mittlerweile nur mehr von 10 bis 18 Uhr geöffnet, in ihrer Panik kaufen die Italiener die Läden leer. „Vor zwei Wochen waren die Regale schon fast leer. Am Sonntag war’s jetzt richtig chaotisch“, sagt Buchegger, der sich nach den Entwicklungen der letzten Tage auf angespannte Tage und Wochen einstellt. „Die Frage ist, ob das jetzt nicht bald komplett explodiert.“
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