Großer Reiz
Als Hürdensprinter weiß Enzo Diessl nur zu gut, dass der Lauf an die Weltspitze voller Hindernisse ist. Zehn Hürden, jede von ihnen 99 Zentimeter hoch, stellen sich Diessl auf den 110 Metern in den Weg. Das sind zehn Gelegenheiten und Gefahren, aus dem Rhythmus, ins Straucheln oder – im schlimmsten Fall – gar zu Fall zu kommen.
„Es kann im Hürdensprint so viel schieflaufen. Eine falsche Berührung mit der Hürde genügt und du bist völlig aus dem Tritt. Das ist zugleich aber auch der große Reiz“, erklärt der Heeressportler.
Nicht nur ein Rüberfetzen
Enzo Diessl kann sich auf seine saubere und über Jahre perfektionierte Hürdentechnik verlassen. Seit 2019 hat sich der Athlet der SU Leibnitz dieser herausfordernden und faszinierenden Disziplin verschrieben und dabei die Bewegungen automatisiert.
„Sieben Schritte bis zur ersten Hürde, dann zwischen den Hürden immer drei“, berichtet der Leichtathlet. „Die Kunst ist es, bei diesem Speed diese Technik richtig hinzubekommen. Es ist nicht nur einfach ein Rüberfetzen über die Hürden, sondern du hast deinen Rhythmus.“
Flotte Beine
Neben der perfekten Hürdentechnik sind die flotten Beine eine weitere Qualität von Enzo Diessl. Auch bei seinem Triumph bei der U-20-EM im Sommer in Israel hatte der Österreicher die Konkurrenz auf den letzten Metern regelrecht stehengelassen.
„Der letzte Teil der Strecke ist meine Stärke, da kann ich immer noch in einen anderen Gang schalten“, sagt der 19-Jährige, der seit heuer auch steirischer Rekordhalter über die 100 Meter ist (10,62 Sek.).
➤ Mehr lesen: Susanne Gogl-Walli über Ehemann und Radprofi Michael: "Sorgen blende ich aus"
106 statt 99 Zentimeter
In der erfolgreichen Laufbahn des 19-Jährigen stellt sich nun die nächste Hürde in den Weg: Enzo Diessl wird mit der kommenden Saison in die Allgemeinen Klasse aufsteigen und steht damit – im wahrsten Sinne des Wortes – vor einer höheren Aufgabe. Denn bei der Elite sind die Hürden statt bisher 99 Zentimeter 1,06 Meter hoch.
Der Umstieg wird für den Jahresweltbesten der U-20-Klasse kein Katzensprung. „Es ist schon eine andere Technik“, erklärt Enzo Diessl, der im Training schon häufiger über die Männerhürden gelaufen ist. „Man braucht beim Wegspringen einen größeren Abstand zur Hürde und kommt nach der Hürde auch später runter. Man hat also weniger Platz zum Sprinten.“
Enzo Diessl hat keine Ahnung, wie lange es benötigt, bis er auch in der Eliteklasse über die 106 Zentimeter hohen Hürden Fuß fassen kann. „Je technisch sauberer man läuft, umso schneller sollte es gehen. Ich will jetzt aber nichts überstürzen.“
Mit seinen beiden Trainern Beate Hochleitner und Christoph Ranz hat sich Enzo Diessl freilich für 2024 schon ein Ziel gesetzt: Die EM in Rom, das Limit liegt bei 13,46 Sekunden. „Ich denke, das könnte sich ausgehen.“
Kommentare