Begehrte Stiche und falsche Pillen für die Olympia-Kandidaten
Anfang Mai sollen 70 topfitte junge Österreicher geimpft werden. Ehe diese Nachricht Empörung auslöst, sei festgestellt: Es handelt sich nicht um Bürgermeister-Sprösslinge, die aufs begehrte Jaukerl warten, sondern um Olympia-Kandidaten. Erfolgt deren Impfung nicht rechtzeitig, kann sich Österreich Nordkorea anschließen. Und überhaupt niemanden im Juli nach Tokio entsenden.
Oder würde es Sinn machen, wenn Patrick Konrad erst während der Tour de France und Diskus-Hüne Lukas Weißhaidinger erst in der finalen Phase seiner Olympiavorbereitung den ersten Stich bekommen? Oder wenn man gar den großartigen, die Kraul-Europarangliste anführenden Schwimmer Felix Auböck ungeimpft baden gehen lässt?
Kicker stehen, wie in Lesermails fälschlich vermutet, erst gar nicht auf einer Prioritäten-Liste. Sie haben dankbar zu sein, dass sie ihren Beruf in Zeiten wie diesen überhaupt ausüben dürfen. Sie können sich nicht leisten, auch noch ein Vordrängler-Image zu bekommen.
Nach dem 0:4 des Nationalteams dient der Fußball vielen nur dazu, um über ihn zu schimpfen, um sich abzureagieren. Salzburg und Wien-Hütteldorf ausgenommen. Dort ist man in Pandemie-Zeiten nicht nur sportlich das Maß aller heimischen Bundesliga-Dinge.
Bei Rapid wird penibel auf die Einhaltung der kostenintensiven Corona-Maßnahmen geachtet, werden heute beim Schlager (der im Normalfall dank 26.000 Zuschauern fast eine Euro-Million gebracht hätte) 220 berufsbedingt Anwesende streng kontrolliert.
Bei Gegner Red Bull, der als einziger Klub auf die staatliche finanzielle Pandemie-Hilfe verzichtet hat, wird zur Zeit fast schon mehr in der Nase gebohrt als am konzerneigenen Energydrink genippt. Konkret: Ungetestet kommt kein Star in die Bullen-Kabine hinein.
Dass Mohamed Camara und Sékou Koita (in der aktuellen Bundesliga-Schützenliste noch immer auf Platz zwei) seit Monaten beim Salzburger Training fehlen, hat indes nichts mit Corona zu tun. Vielmehr waren die beiden Afrikaner nach einer Länderspielreise bei einer Dopingkontrolle der UEFA durchgefallen. Der Teamarzt von Mali hatte ihnen gegen Höhenkrankheit das falsche Pulverl gegeben. Worauf eine Sperre über die beiden verhängt wurde, die erst endet ...
wenn die Meisterschaft schon entschieden ist;
wenn auch Kicker geimpft werden können, ohne dass Fußballhasser protestieren;
und wenn vielleicht auch der russische Sputnik Österreichern in den Oberarm gespritzt werden darf.
Als die Russen im Vorjahr damit als Erster auf den Impf-Markt kamen, war Sputnik für einen PR-Gag von Wladimir Putin gehalten worden. Warum aber, ließe sich laienhaft argumentieren, soll es sich mit Sputnik nicht ähnlich verhalten wie seinerzeit mit Doping? Auch mit unsauberen medizinischen Tricks war Moskau dem Westen voraus gewesen. Oder um es ironisch im Englisch von Ski-Präsident Peter Schröcksnadel zu formulieren:
„Russia is a too big country for bad doping.“
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