Als Dopingsünder waren sie am medialen Pranger gestanden. Doch der ehemalige Skistar Hans Knauß, 50, und der ehemalige Radprofi Bernhard Kohl, 39, haben längst ihre zweite Chance genutzt. Und beim Fernsehvolk Sympathiepunkte gesammelt.
Prozess
Im Naturparadies Lake Louise, wo schon vor Corona kaum Zuschauer zum Weltcup fanden und wo Knauß am letzten November-Wochenend’ die ersten Speedrennen der Saison kommentiert, war er vor genau 17 Jahren hinter Bode Miller, Antoine Deneriaz und Michael Walchhofer Vierter geworden. Es sollte eine Abschiedsvorstellung gewesen sein. Knauß war in die Dopingfalle getappt.
Als er seine Unschuld beteuerte, dachten die FIS-Richter, der im kanadischen "Home of Grizzly" aufgeflogene Steirer habe ihnen einen Bären aufgebunden. Zumal auch die B-Probe überhöhte Nandrolonwerte ergab.
Knauß musste 24.000 Euro Preisgeld zurückgeben, erhielt aber später ungleich mehr Schadenersatz. Knauß erzwang einen finanziell lukrativen gerichtlichen Vergleich gegen einen Nahrungsergänzungsmittelhersteller aus den USA. Dessen verunreinigte Produkte waren Knauß zum Verhängnis geworden, wie die Anwälte 2008 beim Prozess in Connecticut nachweisen konnten.
Alpen-Charmeur
Beim ORF-Sport war man von Knauß’ Unschuld viel früher überzeugt, durfte er doch schon 2005/’06 Rennen analysieren. Und sich trotz kritischer Zwischenrufe von Sprachpolizisten so große Beliebtheit "erplaudern", dass man den Alpen-Charmeur inzwischen am Küniglberg auch als Sepp Forchers Nachfolger aufbaut.
Beim Dopingfall Kohl war das internationale Echo ungleich größer und das Mitleid für den Sünder ungleich geringer. Weil der Radsport – im Gegensatz zu Ski – auch außerhalb der Alpenregionen medial präsent und permanent von Dopinggerüchten dominiert ist. Wenn sich dann – wie 2008 – ein kleiner Österreicher bei der Tour de France zum Bergkönig krönt und danach als Gesamtdritter in Paris einrollt, vibrieren in Labors allein schon aus Verdacht die Reagenzgläser.
Kohl brauchte gar nicht erst lang zu dementieren. Statt in die Pedale trat er die Flucht nach vorn an. Mit einem Geständnis vor Kameras. Am Höhepunkt seiner Karriere war diese für den 26-Jährigen zugleich zu Ende.
13 Jahre später hat die Öffentlichkeit die G’schicht verziehen. Oder auch längst vergessen. Bei den Dancing Stars jedenfalls war Kohl, obwohl von Buchmachern stets als erster Ausscheide-Kandidat gehandelt, sogar noch bei der Finalrunde auf dem Parkett. Was er weniger seinen tänzerischen Qualitäten als vielmehr den Pro-Kohl-Stimmen bei der Publikumswahl verdankte.
Die Teilnahme an der Tanzerei war für Kohl wichtiger als das Siegen. Weil auch PR fürs Radgeschäft. Das in Wien 23 mit einer 3.000-Quadratmeter- Verkaufsfläche als das größte in Österreich gilt. Dort werden Kunden vermessen wie Astronauten. Und wer’s ein bissl bequemer will, für den hat Kohl legales Doping parat, das bergauf weiterhilft. Ein Elektro-Radl.
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